NBA: Mögliche Aussperrung:Milliardäre gegen Millionäre

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Viele NBA-Klubs machen Verluste und wollen Spielergehälter kürzen, deshalb droht der Ausfall der kommenden Saison. Für Dirk Nowitzki hätte das vor allem sportliche Konsequenzen.

Jürgen Schmieder

Das spannendste Duell in dieser Saison, da waren sich die Experten einig, würde das Spiel zwischen den Miami Heat und den Los Angeles Lakers sein. LeBron James gegen Kobe Bryant, Dwayne Wade gegen Ron Artest, Chris Bosh gegen Pau Gasol. "Es wird die schönste und spannendste Spielzeit der NBA-Geschichte", hatte Ligachef David Stern prognostiziert.

Eine ausgefallene Saison wäre eine Gelegenheit weniger, den Titel zu gewinnen: Dirk Nowitzki hofft auf eine Einigung. (Foto: REUTERS)

Die Experten freilich irrten, weil das wirklich spannende Duell nicht auf dem Parkett ausgetragen wird, sondern in den VIP-Logen der Arenen. Dort verhandeln die Klubbesitzer mit den Vertretern der Spielergewerkschaft NBPA - und ihre Vorstellungen sind derzeit so weit voneinander entfernt wie Miami von Los Angeles. "Ich gehe davon aus, dass es zu 99 Prozent einen Lockout der Profis gibt", sagt NBPA-Präsident Billy Hunter. Bei einem Lockout werden die Spieler von den Eigentümern ausgesperrt, es kann zum Ausfall von Spielen oder einer ganzen Saison kommen.

Bei diesem Streit zanken sich Milliardäre mit Millionären, und natürlich geht es um Millionen und Milliarden. Die NBA gilt als ein Premiumprodukt des Sports mit der Lizenz zum Gelddrucken, in dieser Spielzeit werden die 32 Vereine insgesamt etwa 3,6 Milliarden US-Dollar einnehmen. Doch dieses Produkt kostet Geld, viel Geld. "Zwölf Vereine haben in der vergangenen Saison rote Zahlen geschrieben", sagt Stern. "Die Liga hat etwa 370 Millionen Dollar verloren. So kann es nicht weitergehen."

Seiner Ansicht nach sind die horrend hohen Spielergehälter verantwortlich dafür, dass sich die Klubs verschulden. Im aktuellen Tarifvertrag, dem Collective Bargaining Agreement, ist festgehalten, dass die Gehälter der Akteure maximal 57 Prozent der Einnahmen aller NBA-Klubs ausmachen durften. Die etwa 400 Profis verdienen in dieser Saison etwa 2,05 Milliarden Dollar, was ein Durchschnittsgehalt von 5,125 Millionen Dollar pro Jahr bedeutet.

Die NBA fordert eine Reduzierung der Gehälter, die Spieler sollen nur noch an etwas mehr als 40 Prozent der Einnahmen beteiligt sein. Dazu soll es eine harte Gehaltsobergrenze geben, eine Reduzierung der maximalen Vertragslänge und die Möglichkeit, leistungsbezogene Kontrakte anzubieten. "Der Vorschlag ist absurd", sagt der Deutsche Dirk Nowitzki. "Das wären Zustände wie im American Football. Wenn du da für fünf Jahre unterschreibst und bringst im ersten Jahr deine Leistung nicht, können dich die Besitzer feuern und du bekommst kein Geld mehr."

Bis zum 11. Juli 2011 haben die Verhandlungspartner Zeit, die Differenzen beizulegen. "Wir bekommen ständig Infos zur Lage der Verhandlungen", sagt Nowitzki. Nur sind diese Informationen seit Wochen nicht wirklich neu, beide Seiten haben noch keine Grundlage gefunden, auf der sich verhandeln ließe.

Die Fronten sind also derart verhärtet, dass eine Aussperrung der Spieler durch die Klubbesitzer wahrscheinlich ist. Dann droht der Ausfall der kommenden, womöglich gar der nächsten beiden Spielzeiten. "Den Teams und den Spielern ist klar, dass eine Aussperrung und der Ausfall einer Spielzeit verheerende Folgen hätte", sagt Stern.

Der Mann weiß, wovon er spricht - schließlich gab es vor zwölf Jahren bereits eine Aussperrung, wegen der die reguläre Saison von 82 auf 50 Spiele verkürzt wurde, insgesamt fielen 464 Partien aus. Die Liga erlebte einen immensen Imageverlust, die Zuschauerzahlen und die Einnahmen aus Werbeverträgen und Merchandising gingen in den folgenden drei Jahren zurück. "Ich befürchte, dass die Liga und viele Vereine einen weiteren Lockout unter den wirtschaftlichen Bedingungen nicht übersteht", sagt Billy Hunter.

Finanziell würde eine solche Aussperrung weniger die Gutverdiener wie Dirk Nowitzki, LeBron James oder Kobe Bryant treffen, sondern vielmehr jene Spieler, deren Kontrakte nicht so gut dotiert sind. "Wir bezahlen seit zwei Spielzeiten in einen Fonds ein", sagt Nowitzki. "Er soll jenen Spielern helfen, die durch den Lockout in finanzielle Schwierigkeiten kommen."

Für Nowitzki hätte ein Lockout eher sportliche Konsequenzen. In dieser Saison läuft es derzeit herausragend, die Mavericks haben sieben Spiele in Folge gewonnen. Er ist 32 Jahre alt und jagt seit Jahren dem Traum hinterher, den Titel zu gewinnen. Der Ausfall einer Spielzeit würde ihm eine Gelegenheit nehmen, sein Ziel endlich zu erreichen.

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