Süddeutsche Zeitung

NBA:Krösus ohne Ego

Steph Curry gilt als einer der Besten der Liga - und verdient demnächst auch am meisten: mehr als jeder andere Spieler zuvor.

Von Max Ferstl

Im Oktober 2012 fand Bob Myers, die Zeit sei reif für eine Wette. Eine riskante zwar, aber das gehörte nun mal zum Geschäft. Myers, Manager des NBA-Klubs Golden State Warriors, beschloss also, den Vertrag mit Stephen Curry zu verlängern. Viele glaubten damals, Myers würde Curry zu viel bezahlen, je 11 Millionen Dollar (ca. 9,6 Millionen Euro) für die kommenden vier Spielzeiten. Curry besitze zwar Talent, so der Tenor, aber auch ein anfälliges Sprunggelenk. Myers sagte: "Die Zeit wird es zeigen."

Die Zeit zeigte schnell, dass Myers eines der besten Geschäfte der jüngeren NBA-Geschichte abgeschlossen hatte. Curry führte Golden State zu zwei Meisterschaften, wurde zwei Mal zum wertvollsten Spieler der Saison gewählt. Die 11 Millionen Dollar galten plötzlich nicht mehr als riskantes Investment, sondern als Spottpreis. In der abgelaufenen Saison verdienten 81 Spieler besser als Curry. Doch das wird sich nun ändern.

Der 29-Jährige wird bald einen neuen Vertrag unterschreiben, so berichten es verschiedene US-Medien. 201 Millionen Dollar (ungefähr 176 Mio. Euro) soll Curry in den nächsten fünf Jahren kassieren. Mehr als jeder Spieler zuvor. Am Donnerstag soll der Deal offiziell verkündet werden.

Angeblich dauerten die Verhandlungen nur wenige Minuten

Currys bisheriger Vertrag wäre in diesem Sommer ausgelaufen. Dass er die Warriors verlassen würde, galt jedoch als ausgeschlossen. "Ich will bleiben", hatte Curry schon vor einiger Zeit angekündigt. Klub-Besitzer Joe Lacob ließ zuletzt keinen Zweifel daran, Currys Gehalt und Leistungen angleichen zu wollen: "Wir werden alles tun, um Steph hier zu behalten und glücklich zu machen." Angeblich dauerten die Verhandlungen nur wenige Minuten. Curry wird in der kommenden Saison mit 34,5 Millionen zum Topverdiener der Liga aufsteigen, sein Gehalt soll dann schrittweise auf über 45 Millionen ansteigen. Er wird somit LeBron James als Topverdiener ablösen. Dieser gratulierte auf Twitter: "Glückwunsch Stephen Curry."

Längst zweifelt keiner mehr, ob Curry sein Geld wert ist. Der Spielmacher hat in den vergangenen Jahren die Liga auf besondere Weise geprägt, mit genialen Pässen und mit Würfen aus großer Distanz. Curry ist seit fünf Jahren der erfolgreichste Dreipunkt-Schütze der Liga, trifft fast 44 Prozent seiner Versuche (der drittbeste Wert der NBA-Historie). Vor allem aber ordnet sich Curry dem mannschaftlichen Erfolg unter, was in der an Super-Egos reichen Liga keine Selbstverständlichkeit ist. Mit Klay Thompson formte er über Jahre hinweg ein kongeniales Duo. Als vor einem Jahr mit Kevin Durant ein weiterer Spitzenspieler den Golden-State-Kader aufwertete, wurde dieser reibungslos integriert. Die Warriors gewannen 67 Partien, verloren nur 15 Mal, und leisteten sich auch in den Playoffs nur eine Niederlage im Finale gegen die Cleveland Cavaliers.

Inzwischen rechnen nicht einmal die Konkurrenten damit, dass die Dominanz der Warriors bald enden wird. "Alle ihrer großen Spieler sind in den 20ern und sie erwecken nicht den Anschein, nachzulassen", sagte James nach dem verlorenen Finale: "Sie sind dafür gebaut, um noch für einige Jahre so weiterzumachen." Der Liga droht also weiterhin eine Langeweile, die den Amerikanern eigentlich von Grund auf zuwider ist.

Kevin Durant soll bereit sein, auf Geld zu verzichten

Deshalb gibt es eine Gehaltsobergrenze. Diese soll eigentlich verhindern, dass sich Über- Teams bilden, die die Liga regelmäßig in Grund und Boden spielen. Doch diese Obergrenze, Salary-Cap genannt, hat zuletzt an Effektivität eingebüßt, weil sie dank sprudelnder Einnahmen aus Fernsehverträgen stark angestiegen ist. Vor zwei Jahren lag sie bei 70 Millionen Dollar pro Mannschaft, in der vergangenen Saison bei 94, in der kommenden Spielzeit steigt die Grenze auf 99 Millionen. Deshalb können die Warriors ihrem Starspieler Curry plötzlich deutlich mehr bezahlen - und gleichzeitig wohl ihren Luxuskader beisammen halten. Durant, bisher Golden States Spitzenverdiener, soll bereit sein, auf Gehalt zu verzichten. In dem Fall müssten die Warriors keinen Spieler abgeben, um Geld zu sparen.

Zur Not könnte Manager Myers noch einmal mit Draymond Green sprechen. Dieser sagte im März der Mercury News: "Geld motiviert mich nicht. Gewinnen ist mir wichtiger als ein paar zusätzliche Dollar zu verdienen." In dem Fall ist Golden State der ideale Arbeitgeber.

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Quelle:
SZ vom 02.07.2017
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