NBA:Geblockt

Dennis Schroder, Kelly Oubre Jr

Noch nicht der X-Faktor: Dennis Schröder (l.) und seine Atlanta Hawks scheiden in den NBA-Playoffs gegen Kelly Oubre Jr. und seine Washington Wizards aus.

(Foto: John Bazemore/AP)

Atlanta scheitert in der ersten Runde der NBA-Playoffs - auch, weil Dennis Schröder noch nicht zu den besten Spielmachern der Liga zählt.

Zur Szene des Spiels wollte Dennis Schröder hinterher nicht wirklich viel sagen. "Er hat mich geblockt. Es war eine große Szene von ihm", murmelte er. Eigentlich hätte Schröder zu jener Aktion auch gar nichts sagen müssen, längst war sie in der Nacht auf Samstag in die Twitterfeeds der Basketballfans gespült worden. Kurze Videoclips zeigten, wie Schröder, der Spielmacher der Atlanta Hawks, acht Minuten vor Spielende auf den Korb zu sauste - und wie John Wall, der Spielmacher der Washington Wizards, ihn verfolgte. Als Schröder dann absprang, um den Ball behutsam in den Ring zu legen und Atlanta bis auf einen Punkt an Washington heranzubringen, schraubte sich auch Wall in die Luft und klärte den Ball mit einem Schmetterschlag. Die andere Folge dieser Szene: Die Wizards bauten ihren Vorsprung von drei auf 16 Punkte aus und rückten nach dem vierten Sieg im sechsten Spiel gegen Atlanta in die zweite Runde der NBA-Playoffs vor.

Nun lassen sich Basketballergebnisse nur selten auf eine Spielszene reduzieren. Um zu verstehen, warum die Atlanta Hawks erstmals seit 2014 wieder in der ersten Runde der Playoffs ausgeschieden sind, muss man bis in den vergangen Sommer zurückblicken. Damals verabschiedete sich zunächst Center Al Horford, später schickte der Klub auch noch Spielmacher Jeff Teague fort. Im Januar dieses Jahres trieben die Hawks den Umbruch weiter voran: Sie tauschten den Scharfschützen Kyle Korver weg. Trotzdem spielte sich Atlanta in die Meisterrunde vor, nur war ihr Kader eben nicht mehr so üppig besetzt wie in vergangenen Jahren. Vor der Serie gegen Washington waren sich fast alle Experten einig: Die besseren Einzelspieler haben die Wizards.

Schröder war gut, Wall besser

An dem Duell der Spielmacher lässt sich diese Einschätzung besonders gut ablesen. Während Dennis Schröder sich nach drei Jahren als Nebendarsteller erstmals als Hauptfigur versuchen durfte, steckt John Wall schon länger in dieser Rolle. So gut wie in diesem Jahr hat er sie aber noch nie ausgefüllt. Im sechsten Spiel gegen Atlanta tischte er 42 Punkte auf. Washingtons Trainer Scott Brooks sagte anschließend: "Er hat uns mit seinen Führungsqualitäten den Weg geebnet."

Tatsächlich lieferte Wall eine famose Serie ab. Im Schnitt steuerte er 29,5 Punkte und 10,3 Vorlagen bei. Betrachtet man nur die Zahlen, fehlte Schröder (24,7 Punkte, 7,7 Vorlagen) gar nicht so viel. "Er ist kaum zu verteidigen", bekräftigte Schröders Mitspieler Kant Bazemore. "Er ist einer der schnellsten Jungs der Liga. Er kann an jedem vorbeiziehen." Trotzdem zeigte sich im direkten Duell, dass Schröder noch nicht unter den besten Spielmachern der Liga angekommen ist. Es passte daher vielleicht in der Nachbetrachtung ganz gut, dass in einer der entscheidenden Szenen im entscheidenden Spiel der Serie Wall die Oberhand behielt. Oder wie dessen Teamkollege Bradley Beal später dazu anmerkte: "Ich wusste, dass er ihn kriegt. Für ihn war das leicht."

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