NBA-Finals:Showtime für Spoelstra

NBA-Finals: Kaum in den Griff zu kriegen: Anthony Davis erzielte 34 Punkte für die Lakers.

Kaum in den Griff zu kriegen: Anthony Davis erzielte 34 Punkte für die Lakers.

(Foto: Mark J. Terrill/AP)

Beim souveränen Sieg der Los Angeles Lakers zum NBA-Finalauftakt zeigt sich, dass auch der gefeierte Taktikfuchs und Heat-Trainer Erik Spoelstra an seine Grenzen geraten kann.

Von Jürgen Schmieder

In der ersten Partie der NBA-Finalserie haben die favorisierten Los Angeles Lakers den Außenseiter Miami Heat 116:98 besiegt und dabei bisweilen an die legendären und spektakulären Showtime-Lakers der 1980er-Jahre erinnert. Vor Beginn der Best-of-seven-Serie war ja noch darüber debattiert worden, inwieweit Miami davon profitieren könnte, dass der herausragende Lakers-Profi LeBron James vier Jahre lang dort gespielt hat und deshalb dem Heat-Coach Erik Spoelstra bestens bekannt ist. Welche Strategie würde der Taktikfuchs wählen, um James und dessen Kollegen Anthony Davis in den Griff zu kriegen?

Nun, er probierte es mit einer komplizierten, effektiven, aber auch hochgradig riskanten Variante, und in den ersten Minuten der Partie sah es so aus, als könne das tatsächlich klappen. Kompliziert war es, weil alle Verteidiger synchron agieren müssen; effizient, weil dabei der Ballführende bedrängt wird und einfache Pässe verhindert werden. Es funktionierte zunächst prächtig, Miami führte bald 25:12.

Riskant war die Taktik aber, weil dabei ein Spieler des Gegners völlig ungedeckt gelassen wird. Wird der angespielt, hat er sehr häufig einen freien Drei-Punkte-Wurf. Kentavious Caldwell-Pope, Alex Caruso, Kyle Kuzma und dann Rajon Rondo nutzten das aus. Ohne dass James gepunktet hatte, stand es plötzlich 37:32 für Los Angeles, und kurz vor der Pause kulminierte alles in einer "Showtime": Davis knallte ein Zuspiel von Caruso krachend in den Korb, es stand 65:48 für die Lakers.

James schaffte trotz einer zeitweiligen Doppelbewachung, die Spoelstra in der zweiten Halbzeit freilich wieder aufgab, 25 Punkte, 13 Rebounds und neun Vorlagen, Davis gelangen 34 Punkte und den anderen Lakers-Profis zusammen elf Drei-Punkte-Treffer. Es war Showtime, vor allem war es eine Demonstration der Stärke von den Lakers und eine Botschaft an Spoelstra, dass der noch viel tiefer in seine Trickkiste wird greifen müssen, um diese Serie spannend zu machen.

Mindestens so schlimm wie die Niederlage dürfte Miami die Botschaften schmerzen, die schon während der Partie aus den Katakomben zu vernehmen waren: Jimmy Butler hatte sich das Sprunggelenk verdreht, er spielte zwar bis zum Ende, humpelte jedoch sichtbar. Der Center Bam Adebayo (Schulter) und der Guard Goran Dragic (Sprunggelenk) konnten die Partie hingegen nicht mehr beenden; ein Einsatz der beiden in der nächsten Partie am Freitag ist fraglich.

Das sind keine guten Nachrichten für Miami, zumal die meisten Beobachter schon vor Beginn der Serie einig waren, dass dort so ziemlich alles grandios und bei den Lakers ein bisschen was schief laufen muss, damit sie eine Chance haben. Heat hatte sich nur als Nummer fünf der Setzliste der Eastern Conference für die Finalserie qualifiziert, wegen einiger grandiosen Leistungen - und der taktischen Schachzüge von Erik Spoelstra. Der dürfte sich nun in den Videokeller des Teamhotels in der NBA-Blase in Orlando/Florida zurückziehen und sich neue Überraschungen ausdenken, mit denen er James und Co. bremsen kann.

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