Basketball in der NBA:Deutsche Lust auf Dunkings

Das gab's noch nie: Zum NBA-Start stehen gleich sieben deutsche Basketballer in der besten Liga der Welt unter Vertrag. Wie es ihnen geht, wer die besten Einsatzchancen hat.

Von Jonas Beckenkamp

Dirk Nowitzki

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(Foto: USA TODAY Sports)

So sieht es aus, wenn sich ein Basketballer-Großonkel und ein Teenie auf die neue Saison der US-Profiliga NBA einstimmen: Dirk Nowitzki (rechts im Bild) ist mittlerweile 40, sein neuer Teamkollege Luka Doncic gerade mal 19. Bei den Dallas Mavericks herrscht vor dieser Spielzeit wieder bessere Laune, nachdem das vergangene Jahr von Niederlagen und einer Sexismus-Affäre im Klub geprägt war. Sportlich könnte sich jetzt einiges ändern: Der Slowene Doncic, der angesagteste Zauberlehrling des europäischen Basketballs, bringt dem Team Draufgängertum und das Gewinner-Gen (er ist amtierender Europameister) zurück, während Nowitzki immer mehr zum Ratgeber wird. Noch immer ist er ein produktiver Basketballer, doch seine Rolle verändert sich. Erstmals seit seiner Rookie-Saison 1999 wird er nun von der Bank kommen, seine Einsatzzeiten werden schrumpfen, damit der Umbruch bei den "Mavs" voranschreitet. Den Saisonstart verpasst er wegen Problemen an der Achillessehne - aber den Spaß wird er sich auch in seiner 21. Saison in Dallas (NBA-Rekord!) nicht nehmen lassen.

Maximilian Kleber

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(Foto: AFP)

Dass es Dallas nach zwei Jahren Frust wieder in die Playoffs schaffen kann, liegt auch an einem anderen Deutschen: Maxi Kleber, 26 - wie Nowitzki gebürtiger Würzburger - geht nach seiner Zeit beim FC Bayern in seine zweite NBA-Saison. Schon vergangenes Jahr zeigte der 2,07-Meter-Mann im Gewirrr der Mavericks gute Ansätze. Seine kranlangen Arme, sein sicherer Wurf und seine Zupacker-Mentalität in der Defensive dürften ihm auch weiterhin Einsatzzeiten garantieren. Als sogenannter "Power Forward" wird auch er von der Bank kommen, um dem Team Anschub zu geben. In der Vorbereitung klappte das schon vortrefflich: Mehrfach fanden Klebers Dreier ihr Ziel - und auch unter dem Korb fungierte er als Verwerter mit Freude am Dunking. Aufpassen muss Kleber nur, dass ihm seine Vielseitigkeit nicht zum Verhängnis wird: Da er mehrere Positionen spielen und verteidigen kann, pendelt er zwischen Außen und Innen auf dem Feld. Eine Stammposition hat er nicht - Trainer Rick Carlisle setzt ihn aber gerne als Allzweckmittel ein.

Dennis Schröder

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(Foto: AP)

Deutschlands bester Körbewerfer kann sich freuen: Für Dennis Schröder, 25, bedeutet der Wechsel von Atlanta nach Oklahoma einen Aufstieg, schließlich zählte sein alter Klub zuletzt zu den miesesten der NBA. Schröder spielte und punktete viel, doch er verlor ständig. Dass ihm das nicht passte, äußerte er am Ende auch öffentlich, sein Abschied von den Hawks war folgerichtig. Nach einem Sommer mit dem Nationalteam (dem er zur WM-Quali verhalf) erwartet ihn jetzt eine Mannschaft mit reichlich Potenzial - und eine ungewohnte Rolle. Auch Schröder wird viel als Bankangestellter agieren, wenngleich nicht zum Saisonstart: Nach der Verletzung des Thunder-Anführers Russell Westbrook beginnt der Deutsche wohl als erster Mann im Spielaufbau - zumindest im Auftaktspiel gegen Golden State am Dienstag. Wenn Westbrook fit ist, muss sich sein Vertreter gedulden, effektiver werden und sein Temperament zügeln. "Für mich war wichtig zu hören, dass ich meine Einsatzzeit bekomme, welche sich auf circa 30 Minuten pro Partie belaufen wird", sagte Schröder der Sport Bild. In "den entscheidenden Phasen" wolle er aber unbedingt auf dem Feld stehen.

Daniel Theis

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(Foto: Jeremy Brevard/USA TODAY Sports)

In den entscheidenden Momenten der vergangenen Playoffs hätte auch Daniel Theis, 26, mit seinen Boston Celtics gerne gespielt, doch dann bremste ihn ein Meniskusriss. Saisonaus, Operation, lange Reha - Theis konnte nur an Krücken zuschauen, wie sein Klub im Halbfinale ausschied. Dabei war der Mann aus Braunschweig (ein alter Kumpel von Schröder) auf dem Weg zur großen NBA-Überraschung. Theis begeisterte die Celtics-Fans mit seinem Eifer, seiner Lust für Dunks und verloren geglaubte Bälle. Über ein halbes Jahr später ist der frühere Bamberger endlich gesund und bereit für noch mehr "Hustle", jene ehrliche Arbeit, die sie in Boston so von ihm schätzen. Theis ist ein unterschätzter Rollenspieler. Einer, der seine Aufgabe kennt und der in wenigen Minuten viel bewirken kann. Blocks, Rebounds, Ellbögen - solche Attribute haben ihm sogar schon einen eigenen Song eingebracht: "Theis, Theis, Baby" heißt der Hit, "Vanilla Theis" sein Spitzname. Und wenn der Flügelspieler fit bleibt, wird er in dieser Saison endlich seine ersten Playoffs bestreiten dürfen. Boston hat schließlich eines der potentesten Teams der Liga.

Moritz Wagner

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(Foto: AFP)

Noch ein Deutscher, noch eine Verletzung: Moritz Wagner erwischte es noch vor der Vorbereitungsphase der NBA am linken Knie, er verfolgt den Saisonstart seiner LA Lakers vom Spielfeldrand. Ein erster Dämpfer für den Berliner College-Absolventen, der gerne locker daherredet und mit seiner Art perfekt nach Los Angeles passt. Mit gerade 21 Jahren kennen ihn bereits viele Amerikaner, denn: Er war an der University of Michigan eine Berühmtheit. Mit seinem Team dominierte er im März 2018 die sogenannte "March Madness" - ehe seine Michigan Wolverines im Finale unterlagen. Im Draft wählten ihn die Lakers an 25. Stelle aus, es folgten Trainings- und Plaudereinheiten mit Magic Johnson und jede Menge Lorbeeren. Wohlgemerkt, für einen Neuling, der auf höchstem Niveau (in der Euroleague) bis dahin nur wenige Minuten gesehen hatte. Magic, immerhin "President of Basketball Operations" der Lakers, beeindruckten besonders "die Emotionen, die er auf dem Platz zeigt, wie er mit seinen Mitspielern kommuniziert". Doch just nach Ausbruch der "Wagner-Mania" in Kalifornien verletzte er sich in der Summer League. Immerhin: Wenn er in einigen Wochen fit ist, spielt er mit einer anderen Legende zusammen: LeBron James. Korrektur: In einer früheren Version haben wir Moritz Wagner fälschlicherweise bei den Spartans von Michigan State verortet.

Isaac Bonga

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(Foto: Sean M. Haffey/AFP)

Noch ist nicht klar, wie viele Minuten Isaac Bonga in der NBA aufs Parkett darf, aber allein dass er einen Kaderplatz bei den Lakers hat, ist eine Besonderheit. Bonga, dessen kongolesischen Eltern ihn im Westerwald großzogen, gilt als Zukunftsprojekt, aber er ist eben auch erst 18. Einen so jungen Deutschen gab es überhaupt noch nie in Amerikas Profiligen. Doch die Lakers um ihren Sportchef Magic Johnson sehen offenbar reichlich Entwicklungsmöglichkeiten bei ihrem 39. Pick des Drafts. Und sie dürften vor allem seinen stattlichen Körper sehen: Mit 2,03 Metern bringt er eine Spannweite mit, die nicht viele Aufbauspieler besitzen - nicht einmal in der NBA. Bei Bonga sind viele Facetten des Spiels noch nicht ausgereift, sein Wurf braucht Schliff, sein Verständnis für Raum und Zeit muss wachsen, ein paar Muskeln mehr dürften's auch gerne sein. Aber er wird lernen, vor allem von Magic und LeBron James, die ähnliche Maße haben. Seine Minuten dürfte er im ersten Jahr vor allem im Ersatzteam der Lakers in der D-League kriegen - und sollte demnächst doch sein NBA-Debüt folgen, wäre er sogar noch früher dran als damals Dirk Nowitzki.

Isaiah Hartenstein

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(Foto: AFP)

Basketball liegt bei ihm in der Familie. Der Sohn des früheren Bundesligaspielers Florian Hartenstein kam in Oregon zur Welt, als sein Vater gerade nahe Portland am College spielte. Heute ist Isaiah Hartenstein, 20, einen ganzen Kopf größer als sein Vater und das Erstaunliche daran ist, dass ihn das nicht zu einem starren Klotz macht: Er kann seine 2,16 Meter Körperlänge bewegen wie nur wenige mit seiner Größe, er kann werfen und nach Möglichkeit stopft er den Ball auch gerne durch den Ring. Die Frage ist: Wie viel NBA-Fertigkeit bringt ein schüchterner Junge wie er bereits mit? Ein Jahr, nachdem ihn die Houston Rockets im Draft verpflichteten, hat er sich in der zweiten Mannschaft des Klubs empfohlen. In Texas glauben sie an einen Sprung beim deutschen Nationalspieler, der vor allem an seiner Stabilität unter den Ringen gearbeitet hat. In Houston wird Hartenstein vor allem als Center aushelfen, er soll in seinen wenigen Minuten Pässe der Kollegen Chris Paul und James Harden verwerten, Rebounds pflücken und in der Defensive lernen.

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