Wenn man mit etwas Realismus darauf schaut, was sich derzeit in der US-Profiliga NBA zusammenbraut, dann ist Ariel Hukporti jetzt ein reicher Mann. Etwas mehr als eine Million Dollar bringt ihm sein neues Arbeitspapier beim Basketballteam der New York Knicks jährlich ein - bestätigt hat das am Montag der Klub selbst. Das sind freilich gute Nachrichten für den gebürtigen Stralsunder mit togolesischen Wurzeln.
Wer verdient schon so viel Geld und hat das Glück, plötzlich ein richtiger NBA-Profi zu sein? Mit einem Zweijahresvertrag? Noch dazu in dieser Stadt, in der Basketball auf den Freiplätzen zwischen Brooklyn und Queens quasi erfunden wurde? Hukporti, 22, reiht sich seit einigen Tagen in eine beachtliche Runde ein: Er ist neben Dennis Schröder (Brooklyn Nets), Franz und Moritz Wagner sowie Tristan da Silva (alle Orlando Magic), Daniel Theis (New Orleans Pelicans), Maxi Kleber (Dallas Mavericks) und Isaiah Hartenstein (Oklahoma City Thunder) der achte deutsche Basketballer in der besten Liga der Welt. So viel Germany war noch nie in der Muckibude NBA.
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Erstmals stehen in LeBron und Bronny James in der US-Liga NBA ein Vater und sein Sohn gemeinsam in einer Partie auf dem Parkett. Jetzt muss sich nur noch zeigen, wie gut der Sohn der Basketball-Legende wirklich ist.
Und der neueste Import aus Deutschland neben da Silva (ebenfalls Liga-Neuling) hat sogar schon vier Spiele absolviert. Er hat Rebounds gepflückt und Würfe geblockt, Ellbögen kassiert und ausgeteilt, den Alltag mit Flugreisen im klubeigenen Flieger kennengelernt, kurzum: Er hat reingeschnuppert, wie es in der Sportsprache gerne heißt. Seine stattliche Physis samt 2,13 Metern Körperlänge warf er als Rookie direkt für ein paar Minuten im legendären Madison Square Garden ins Getümmel.
Rein äußerlich sieht Hukporti längst aus wie ein wahrhaftiger NBA-Koloss. 112 Kilogramm, Oberarme wie ein Bodybuilder, angedeutetes Rauschebärtchen. Doch bislang gewährte ihm sein Anstellungsverhältnis nur einen Gaststatus: Sein sogenannter Two-Way-Contract ermöglichte es seinem Klub, ihn jederzeit wieder ins Farmteam der Westchester Knicks abzuschieben. Man weiß ja nie bei einem Erstsemester. Mit diesem Vertragswerk halten sich Klubs in den USA gerne alle Hintertürchen offen. Doch dieses Zwischenleben ist nun vorerst beendet: Hukporti besitzt nun einen Standard-Vertrag, in dem das erste Jahr zwar „non-guarenteed“ ist, aber dafür gilt er nun auch höchst offiziell als echter Knickerbocker.
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Die New York Knicks nehmen den Centerspieler fix in ihren Kader auf, sogar für zwei Spielzeiten, wenn der Klub im kommenden Sommer noch zufrieden mit ihm ist (wenn nicht, darf er wechseln). Als Ersatzmann kann er fortan auf weitere Einsatzzeiten hoffen, und sogar wenn diese ausbleiben, droht ihm keine Degradierung ins Unterhaus der G-League. Hukporti hat sozusagen die Türschwelle in die Liga überschritten.
Dass die Knicks und insbesondere Trainer Tom Thibodeau angetan von ihrem Draftpick sind, hatte sich bereits in der Vorbereitung angedeutet. Dort ließ es Hukporti zur Freude des New Yorker Anhangs mehrfach scheppern. Ihm liegt die Sparte des Spektakels, er beherrscht mächtige Abwehraktionen wie „Monsterblocks“, aber auch den guten alten „Monsterdunk“. Leute wie er sind gefragt im Zirkusbasketball der NBA, wo es nie brachial genug sein kann. „Fabelhaft“ fand Defensivprediger Thibodeau die ein oder andere Vorstellung seines Ersatzcenters, speziell beim Körbeverhindern und Aufräumen. Der Coach hat beschlossen, dem früheren Bundesliga-Profi und Weltenbummler (Hukporti pendelte zwischen Ludwigsburg, Litauen und Australien) eine Chance zu geben. Und praktischerweise tut sich bei den Knicks, die gut in die Saison gestartet sind, derzeit eine Planstelle als Ringbeschützer und Energiebündel hinter dem neu verpflichteten Start-Center Karl-Anthony Towns auf.
Hukporti befindet sich also in einem Umfeld, das seiner Entwicklung entgegenkommt, auch wenn sein offensiver Werkzeugkasten längst noch nicht vollständig ist. Treffer aus der Distanz, eine runde Wurfmechanik, Spielverständnis – das sind Dinge, an denen er arbeiten muss, wenn er ein solider NBA-Profi werden will. Aber die ersten Schritte sind gemacht und sein Werdegang gewährt interessante Einblicke, denn er kam eben nicht über den klassischen Weg via College in die Liga. „Ich war zwar als Jugendlicher öfter in Amerika, aber ich hatte hier vorher nie ein richtiges Spiel absolviert“, erzählte Hukporti bei seinem bisher einzigen Pressetermin vor Saisonstart. Die Ankunft verlief für ihn wie für viele Rookies: mit einem harten Aufprall im Universum der Überathleten: „Dann habe ich gemerkt, wie rasend schnell es zur Sache geht, weniger taktisch, mit viel mehr freigewählten Offensivaktionen.“ Daran habe er sich gewöhnen müssen. Dass Hukporti den Einstieg schnell geschafft hat, liegt aber auch an anderen Umständen.
Ihm kommt die Personalsituation bei den Knicks zugute, schließlich fehlt mit dem lange verletzten Centerspieler Mitchell Robinson eine Größe im Kader. Und tatsächlich ist in New York seit dieser Saison noch jemand verschwunden: Im bereits erwähnten Isaiah Hartenstein hat den Klub ein weiterer Deutscher verlassen. Er galt nach seiner starken Vorsaison sogar als Favorit der Fans in Manhattan. Nun ist in Hukporti Ersatz vorhanden – und auch der derzeit noch verletzte Hartenstein läuft nicht Gefahr, arm zu werden. Er unterschrieb beim Titelkandidaten Oklahoma einen Dreijahresvertrag über 87 Millionen Dollar.