Nations League: Österreich gegen Dänemark:Mit Falco kommt das Licht zurück

Lesezeit: 3 Min.

Fußballer im schummrigen Abendlicht: Österreichs Kapitän David Alaba musste wie alle Spieler wegen eines Stromausfalls auf den Anpfiff warten. (Foto: Lisa Leutner/Reuters)

Österreichs Fußball-Nationalelf verliert die zweite Partie unter Ralf Rangnick. Dabei bietet sich ein Rahmenprogramm, bei dem das Fußballspiel zur Zugabe wird: In Wien fällt der Strom aus - und die Zuschauer machen zum Donauwalzer La Ola.

Von Felix Haselsteiner, Wien

Über Österreichs Sinn für Drama ist im Laufe der Jahrhunderte genug geschrieben worden. Und irgendwo zwischen Werken von Thomas Bernhard, Liedern von Rainhard Fendrich und Toren von Hansi Krankl dürfte auch Ralf Rangnick, der schon vor seinem Engagement als Nationaltrainer bekennender Österreich-Fan war, davon gehört haben, dass er es mit einem kritischen, manchmal wundersamen, sicherlich aber einzigartigen Publikum zu tun hat. Als dann jedoch am Montagabend hinter dem Ernst-Happel-Stadion die Sonne unterging, setzte Österreich dazu an, seinem neuen Teamchef an einem langen Abend einen recht einzigartigen Einstand zu unterbreiten. Auch wenn das Ergebnis beim 1:2 gegen Dänemark nicht stimmte.

Im zweiten Wiener Gemeindebezirk Leopoldstadt nämlich war am Abend der Strom ausgefallen. Was sich im Happel-Stadion erst einmal nur durch die Abstinenz einer Videowall bemerkbar machte. Nicht weiter schlimm, andere ereilte ein unangenehmeres Schicksal: Im benachbarten Prater saßen unterdessen Leute hundert Meter über dem Boden in Fahrgeschäften fest. Dann jedoch funktioniere im Stadion auch die Flutlichtanlage nicht mehr, weshalb sich der Anpfiff bei der zweiten Nations-League-Partie der Gruppe A auf unbestimmte Zeit verzögerte.

Radetzky-Marsch, DJ Ötzi, Anton aus Tirol und Falcos "Out of the Dark"

Die 18 700 Fans im Happel-Stadion - keine allzu üppige Kulisse - setzten daraufhin zu einem charmanten und überaus österreichischen Überbrückungsprogramm an. Während es minütlich dunkler wurde, wurde rhythmisch zu "Life is Life" geklatscht. Dann wurden Fahnen zum Takt des Radetzky-Marsch geschwenkt, und auch für DJ Ötzi war noch genug Strom da. "Volk begnadet für das Schöne" heißt es in der Bundeshymne und wenngleich "Anton aus Tirol" kein Zeugnis dieser Zeile ist, so war es dann der Höhepunkt des Ersatzprogramms: Zum Donauwalzer rollte eine La Ola als Lichter-Welle durch das Stadion, es war eine ergreifende Atmosphäre im Dreivierteltakt.

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Der Donauwalzer allerdings ist nur beim Neujahrskonzert das Finale, weshalb kurz darauf Falcos episches Werk "Out of the Dark" eingespielt wurde - und selbstverständlich genau in diesen Minuten das Licht zurückkehrte.

Es konnte also auch noch Fußball gespielt werden, das wirkte fast schon wie eine Zugabe. Rangnick und Gäste-Trainer Kasper Hjulmand schickten ihre Spieler noch einmal zum Aufwärmen, die Einlaufkinder waren auch noch wach. Und einen weiteren Radetzky-Marsch später folgte um 22.15 Uhr mit eineinhalb Stunden Verspätung der Anpfiff zu einem Spiel, das ja eigentlich weitere Erkenntnisse beisteuern sollte, ob eine Woche Rangnick für echte Weiterentwicklung schon ausreicht.

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Einiges sprach in den 90 Minuten dafür, in denen die Österreicher zwar in der 27. Minute durch Pierre-Emile Höjbjergs Treffer in Rückstand gerieten, dann aber gute Antworten fanden. Das Pressing funktionierte (und führte zum 1:1 durch Xaver Schlager, der einen Torwartfehler ausnutzte), die Kombinationen und Laufwege wirkten schon recht einstudiert, und David Alaba konnte seine Qualitäten in der Spieleröffnung deutlich besser einbringen als noch unter Rangnicks Vorgänger Franco Foda. In der zweiten Halbzeit war Österreich die bessere Mannschaft. Marko Arnautovic allerdings vergab in seinem 100. Länderspiel beste Chancen zur Führung - die gelang den vor dem Tor sehr effizienten Dänen spät im Spiel: Jens Stryger Larsen verhinderte mit seinem Tor in der 85. Minute ein angemessenes Resultat für Österreich, das Drama eines späten Ausgleichs ließ die Mannschaft diesmal aus.

Versuchte viel, aber verpasste dennoch ein Tor in seinem 100. Länderspiel für Österreich: Marko Arnautovic. (Foto: Lisa Leutner/Reuters)

"Wenn jetzt schon alles perfekt laufen würde, wäre es auch unnormal", sagte Rangnick nachher, auf der Pressekonferenz lobte er seine Mannschaft aber ausdrücklich - allein die schwache Chancenverwertung erinnert weiter an die Misserfolge der vergangenen Jahre.

Der Stadionsprecher liefert die Metapher zu den ersten Tagen unter Ralf Rangnick

Trotz der Niederlage bahnt sich bereits nach wenigen Rangnick-Tagen langsam eine kleine Euphoriewelle im österreichischen Fußball an. Auffällig gut war die Stimmung unter den Zuschauern auch noch nach dem Spiel, um kurz nach Mitternacht - so spät wie noch nie in der langen Geschichte des Wiener Stadions. Zum Heimspiel gegen Frankreich am Freitag ist das Happel-Stadion zum ersten Mal seit langer Zeit wieder ausverkauft. Das könnte an den vielen bekannten Spielern in der Mannschaft des Weltmeisters liegen, wohl aber auch daran, dass sich die Österreicher unter ihrem neuen Trainer auch gegen sehr gute Teams Chancen ausrechnen dürfen.

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Als Zwischenfazit der ersten zehn Tage unter Ralf Rangnick jedenfalls taugt ein Satz des legendären Stadionsprechers Andy Marek aus dem Vorprogramm. Es war einer, der den Zuschauern eigentlich nur Hoffnung darauf machen sollte, dass das Spiel noch stattfinden wird - aber mitunter bergen Stromausfälle auch Chancen für Fußball-Metaphern: "Zeitweise", sagte Marek, "ist der Strom in Bereichen da, wo er vorher nicht war."

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