DFB-Elf in der Einzelkritik:Leroy Sané wird tatsächlich eingeholt

Der schnelle Stürmer trifft, erlebt aber einen ungewohnten Moment. Antonio Rüdiger regt sich mächtig auf. Die DFB-Elf in der Einzelkritik.

Von Tim Brack

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Manuel Neuer

UEFA Nations League - League A - Group 4 - Germany v Ukraine

Quelle: REUTERS

Holt in seinem 95. Länderspiel Sepp Maier, die Katze von Anzing, als Rekord-Nationaltorhüter ein. Definierte zwar die Position des Libero-Torwarts, hat aber keinen coolen Spitznamen. Musste gegen die Ukraine aber nie aus seinem traditionellen Habitat eilen, um den Abfangjäger zu geben, hatte aber auch beim Gegentor keine Chance, eine Flugeinlage à la Maier zu zeigen. Hechtete später einem abgefälschten Schuss hinterher, den er wohl nicht bekommen hätte. Der Ball touchierte noch den Pfosten. Hörte den Ball dann noch ein zweites Mal das Aluminium treffen. Mit 95 Länderspielen steckt man solche Schreckmomente locker weg.

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Matthias Ginter

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Quelle: AP

Hatte im Hinspiel das 1:0 geschossen und durfte jetzt noch offensiver ran - als Rechtsverteidiger. Zwei Tore waren da eigentlich Pflicht. Aber Ginter entwickelte selten die Durchschlagskraft auf dem Flügel, was dem angestammten Innenverteidiger nicht vorzuwerfen ist. Rückte zwar brav mit nach vorne, aber oft zu zaghaft. Hatte beim Umschaltspiel der Ukrainer in der Folge dann manchmal Probleme hinterherzukommen. Setzte aber doch noch einen Überraschungsangriff und legte das 3:1 auf. Dürfte sich freuen, wenn Lukas Klostermann wieder rechts spielt.

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Niklas Süle

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Quelle: AFP

Durfte nach seiner Corona-Zwangspause und einigen negativen Tests wieder seiner Berufung nachgehe. Betraut mit dem Spielaufbau, den er recht fehlerfrei, aber auch wenig überraschend gestaltete. Beim Gegentor nur Zuschauer. Fälschte einen Schuss von Zinschenkos gefährlich ab. Strahlte ansonsten große Routine aus.

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Antonio Rüdiger

Deutschland - Ukraine

Quelle: dpa

Wo andere über Belastung klagen, freut sich der Innenverteidiger über jede Beanspruchung. Ist beim FC Chelsea weitestgehend außen vor, spielte bislang mickrige 112 Minuten. Lässt sich so seine Orientierungslosigkeit vor dem Gegentor erklären? Begab sich ohne Not auf Abwege an der Außenlinie und wirbelte so die Viererkette durcheinander. Danach ohne größere Fehler, erstickte so manchen ukrainischen Konterversuch. Regte sich mächtig auf, als er nach einem taktischen Foul Gelb sah. Ihm entgeht dringend nötige Spielpraxis: Im Gruppenfinale gegen Spanien ist er gesperrt.

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Philipp Max

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Quelle: AFP

Streifte sich zum zweiten Mal das deutsche Trikot über und stand wieder in der Startelf. Ist ja so etwas wie ein Flankengott. Fühlte sich gleich mit drei solcher Hereingaben ein, doch Goretzka, Koch und der Ukrainer Sobol schätzten die nicht wert genug, um daraus offizielle Assists zu machen. Blasphemie! Grätschte beim Gegentor in das Gewusel herein, konnte den ukrainischen Treffer aber nicht verhindern. In der Offensive immer umtriebig, hinten selten gefordert, dann aber souverän.

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Robin Koch

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Quelle: AFP

Spielt bei Leeds United unter Marcelo Bielsa stets in der Innenverteidigung. Doch der Freiburg-Aficionado Löw erinnerte sich, dass Koch früher im SC-Trikot das defensive Mittelfeld beackerte. Wollte vor dem Gegentor anscheinend beide Positionen bekleiden, Innenverteidiger und Mittelfeld-Abräumer. Eilte ungestüm in die Lücke, die Rüdiger gerissen hatte und sah unglücklich aus beim Tor von Roman Jaremtschuk. Nahm dann noch eine dritte Rolle an: Spielgestalter. Chippte feinfüßig vor dem zweiten deutschen Treffer auf Vorlagengeber Leon Goretzka. Nach anfänglichen Schwierigkeiten ein durchaus überzeugender Auftritt.

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Leon Goretzka

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Quelle: AFP

Übernahm von Beginn an das Amt des offensiven Antreibers. Eroberte vor dem Ausgleich den Ball und schickte Leroy Sané mit einem wohl temperierten Pass auf den Weg zum Ausgleich. Pflückte anschließend einen Chip-Pass von Koch routiniert herunter wie ein erfahrener Erntehelfer und leitete den Ball weiter auf Torschütze Werner. Schloss auch mehrfach selbst aus der Distanz ab und köpfelte einmal freistehend in die Arme des Torhüter. Das Vorlagengeben wollte an diesem Abend besser gelingen. Eine selbstlose Einstellung, die der Mannschaft guttat.

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Ilkay Gündogan

Deutschland - Ukraine

Quelle: dpa

Steuerte als erfahrenster Feldspieler den Spielaufbau, hatte aber so seine Probleme, im ukrainischen Gestrüpp eine Lücke zu finden. Kann ja durchaus Pässe in den Raum spielen, doch keiner seiner Mitspieler machte anfänglich Anstalten, in einen dieser Räume zu laufen. Behielt vor dem dritten deutschen Treffer seine Stabilität und verhalf so zur Erleichterung. Verteilte auch sonst fast fehlerfrei seine Pässe und gewann nahezu alle seine Zweikämpfe.

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Serge Gnabry

Deutschland - Ukraine

Quelle: dpa

Hatte den ersten Ballkontakt der Partie - der gelang noch. Danach versprang ihm der Ball oder er erreichte Gnabry gar nicht erst. Steckte viel Energie in seine Läufe, doch sein Einsatz verpuffte. Hätte dennoch fast noch ein Tor geschossen, wurde aber aus wenigen Metern geblockt. Bezeichnende für diesen Abend. Seine Sturmpartner Werner und Sané wurden nach ihren Toren frühzeitig ausgewechselt, Gnabry musste bis zum Ende leiden.

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Timo Werner

Deutschland - Ukraine

Quelle: dpa

Wollte sich vor der Partie nicht festlegen, ob er jetzt zu einem Moped- oder Turbo-Sturm gehört, der aus ihm Gnabry und Sané besteht. Hatte jedenfalls guten Grip in seiner alten Heimat Leipzig. Köpfelte den Ausgleich und entschied mit einem abgefälschten Schuss die Partie. Engagierte sich die ganze Zeit über, als wäre das Stadion voller Leipziger Fans, denen er etwas beweisen muss. Wurde in der 76. Minute ausgewechselt, bekam in der leeren Arena aber nicht den Applaus, den er sich verdient hätte.

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Leroy Sané

UEFA Nations League - League A - Group 4 - Germany v Ukraine

Quelle: REUTERS

Konnte seine Geschwindigkeit zunächst selten auf den Platz bringen. Erst als in Leon Goretzka im Umschaltspiel den Weg freiräumte, beschleunigte der Stürmer gewinnbringend. Schlug vor dem Tor noch einen Haken, der immer mehr an Arjen Robben erinnert. Drehte mit seinem Tor die Partie, obwohl zuvor fast nichts gelungen war. Auch das zeichnet individuelle Klasse aus. Wurde vor einem möglichen zweiten Tor noch eingeholt und abgeblockt. Gibt's so was? Durfte ein paar Minuten früher zum Duschen.

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Einwechselspieler

Germany v Ukraine - UEFA Nations League

Quelle: Getty Images

Julian Brandt: Kam für Werner und prüfte direkt den Torwart aus spitzem Winkel. Hielt die Schussfrequenz aber nicht oben.

Luca Waldschmidt: Durfte noch wenige Minuten den flinken Sané ersetzen. Konnte kein Tor mehr schießen, war aber auch nicht nötig.

© SZ.de/ebc
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