Nations League:Das Spektakel von Luzern

Nations League: Immer wieder dieser Haris Seferovic: Dreimal überwindet der Angreifer (re.) Belgiens Torhüter Thibaut Courtois.

Immer wieder dieser Haris Seferovic: Dreimal überwindet der Angreifer (re.) Belgiens Torhüter Thibaut Courtois.

(Foto: Fabrice Coffrini/AFP)

5:2 gegen Belgien: Kurz nach der Blamage beim 0:1 gegen Katar erreicht die Schweiz trotz eines 0:2-Rückstands noch das Finalturnier der Nations League.

"Epische Schweizer", "magischer Abend", "wahnsinniges Comeback": Die ungeliebte Nations League hat dem europäischen Fußball einen bemerkenswerten Abend geschenkt. Nach dem Spektakel von Luzern wurde die Schweizer Fußball-Nationalmannschaft denn auch in ganz Europa mit Lobeshymnen gefeiert - und auch in der Heimat änderte sich die Wahrnehmung innerhalb von Stunden gravierend. "Dieses Team hat Moral und Charakter", bejubelte der Blick eine Mannschaft, an der dieselbe Boulevardzeitung zuvor noch "Leidenschaft" und "Einstellung" kritisiert hatte.

"Es ist ein Moment zum Genießen", sagte Haris Seferovic, der mit einem Dreierpack der Mann des Abends war. Kapitän Granit Xhaka zeigte sich nach dem fesselnden 5:2 (3:2) gegen gedemütigte Belgier ebenfalls rundum begeistert: "Dass das Jahr so endet, ist Wahnsinn."

Nach desaströsem Beginn hatten die Schweizer schnell 0:2 zurückgelegen, sich dann aber auf erstaunliche Weise aufgebäumt und dem WM-Dritten eine echte Abfuhr erteilt. "Was für eine Ohrfeige! Was ging da bloß in euren Köpfen vor, liebe Teufel?", fragte die belgische Zeitung La Dernière Heure. Für die Belgier war es nicht nur eine schmerzhafte Niederlage, dieses Spiel verwehrte dem Favoriten auch die Qualifikation fürs Finalturnier der Nations League. Dort spielen in Portugal vom 5. bis 9. Juni nun die Schweizer, die mit ihrem Triumph und dem Sieg in Gruppe A2 ein turbulentes Jahr erfolgreich abschlossen. "Wir haben mit Mut und Herz gespielt. Es war eine große mentale Leistung", sagte Trainer Vladimir Petkovic, der dank dieses Abends erst mal ruhiger weiter arbeiten dürfte. Der 55-Jährige hatte zuletzt arg in der Kritik gestanden, bevor seine Elf nun plötzlich ihr wahres Können zeigte.

Eine durchwachsene WM, die hart geführte Debatte um Spieler mit Doppelstaatsbürgerschaft und wenige Tage vor dem Belgien-Spiel die Blamage gegen Katar (0:1): Der Schweizer Fußball siegte am Sonntagabend auch gegen eine Reihe von negativen Einflüssen der vergangenen Monate.

Und Seferovic taugte in Luzern als eine Art Symbolfigur dafür. Vor einem Jahr war der ehemalige Frankfurter noch gnadenlos niedergepfiffen worden, er hatte Tränen in den Augen, nachdem er im WM-Playoff-Spiel gegen Nordirland zahlreiche Chancen ausgelassen hatte. Nun erhielt der Profi von Benfica Lissabon für seine Treffer (31., 44., 84.) bei seiner Auswechslung stehende Ovationen. Es sei nach dem Rückstand auch dank der weiteren Tore durch Ricardo Rodríguez (26./Elfmeter) und Gladbachs Nico Elvedi (62.) ein "perfektes Match" gewesen, sagte der 26-Jährige und bilanzierte: "Wir haben bestätigt, welche Qualitäten wir besitzen." Das kritische Boulevardblatt Blick urteilte zum Jahresabschluss plötzlich: "Wahrscheinlich war nie eine Schweizer Mannschaft besser besetzt."

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