Süddeutsche Zeitung

Nationalspieler Toni Kroos:"Ich bin jetzt ein Sechser"

Toni Kroos überzeugt bei Real Madrid vom ersten Moment an. Im Gespräch mit der "Süddeutschen Zeitung" spricht der deutsche Nationalspieler über den schnellen Erfolg, seine allmähliche Entwicklung zum Defensivspieler - und den Abschied vom FC Bayern.

Von Christof Kneer

Es gibt Spieler, die brauchen Monate oder Jahre, um bei einem neuen Verein anzukommen, es gibt Spieler, die schaffen es nie. Und es gibt Spieler wie Toni Kroos. Der 24-Jährige, seit Sommer bei Real Madrid, hat Fans und Kollegen vom ersten Moment an überzeugt, und inzwischen dichten ihm nicht nur die Medien Lobeshymnen, sondern auch der eigene Trainer. Kroos sei bei Real "wie ein zusätzlicher Fußballlehrer", hat Trainer Carlo Ancelotti gesagt und damit die strategischen Fähigkeiten und die hohe Verlässlichkeit seines Neuzugangs gemeint. Nein, dieser gute Start überrasche ihn überhaupt nicht, sagt Toni Kroos im Interview mit der Süddeutschen Zeitung (Freitag-Ausgabe) trocken, "ich weiß ja, was ich spielen kann".

Kroos erklärt sich den reibungslosen Start auch damit, dass er eine Art Wunschspieler des Trainers gewesen sei. "Wichtig war, dass ich mir vom ersten Tag an sicher sein konnte, dass der Trainer mir vertraut", sagt Kroos, "er wollte mich unbedingt verpflichten, und er hat mir gleich eine zentrale Rolle im Team gegeben." Bei einem Telefonat habe ihm Ancelotti versichert, "dass er der Meinung ist, dass Real durch mich noch besser werden kann".

Mit Kroos verbindet Ancelotti offenbar eine Weiterentwicklung des Real-Spielstils, der zuletzt vorwiegend auf überfallartige Konter angelegt war. Ancelotti wolle "ein bisschen mehr Balance im Spiel, etwas mehr Kontrolle", sagt Kroos, "er will unser Spiel weiterentwickeln und variieren, er will mehr Ballbesitzphasen. Und dafür, hat er gesagt, braucht er mich."

Bei Real ist Toni Kroos offenbar gerade dabei, seine Repertoire zu vervollkommnen. In Madrid spiele er eine andere Rolle als in München, sagt Kroos, "ich spiele zentraler und zehn Meter weiter hinten, eigentlich eine klare Nummer sechs". Das offensive Spiel habe er nicht verlernt, "aber im Moment kann man schon sagen: Ich bin jetzt ein Sechser."

Dass aus Kroos einmal ein Defensivspieler werden könnte, habe Pep Guardiola ihm prophezeit, sagt Kroos. "Pep Guardiola hat mir am Anfang mal gesagt: Toni, die guten Spieler rücken im Lauf ihrer Karriere immer weiter nach hinten." Bei Guardiola sei das auch so gewesen, bei Carlo Ancelotti ebenfalls, und das, meint Kroos, "könnte jetzt auch mein Weg sein".

Im Übrigen wehrt sich Kroos im Interview gegen Gerüchte, wonach er sich im Unfrieden vom FC Bayern getrennt habe. Das stimme nicht, sagt Kroos, "nur weil es mit ein, zwei Verantwortlichen nicht so gepasst hat, heißt das ja nicht, dass man ungut auseinandergeht. Für mich waren das schöne Jahre in München, für mich ist da überhaupt nichts Negatives hängen geblieben."

Allerdings bestätigt Kroos, dass er das neue Vertragsangebot der Bayern als mangelnde Wertschätzung empfunden habe. "Natürlich kann man mit finanziellen Angeboten Wertschätzung dokumentieren", sagt er. Die Klubführung um Karl-Heinz Rummenigge hat Kroos offenbar deutlich weniger geboten, als er sich gewünscht hatte.

Toni Kroos im Wortlaut

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SZ vom 14.11.2014/sonn
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