Nationalspieler Mats Hummels:"Wir müssen zwingender sein"

Mats Hummels, Innenverteidiger beim deutschen Meister Borussia Dortmund, spricht im SZ-Interview über seinen Fehler im EM-Halbfinale gegen Italien, die notwendigen Veränderungen in der Nationalelf für die WM 2014 - und die schleichende Dortmundisierung der Nationalmannschaft.

Während der Fußball-EM 2012 war Mats Hummels fester Bestandteil der Innenverteidigung, gleich bei seinem ersten großen Turnier im Dress der A-Nationalmannschaft. Zunächst wurde der 23-Jährige als "neuer Beckenbauer" vorgestellt, am Ende galt er als einer der Sündenböcke.

Fußball-Nationalmannschaft trainiert in Barsinghausen

Mit Kollegen und Konkurrenten: Mats Hummels beim Straining mit Stürmer Miroslav Klose und Verteidiger Per Mertesacker.

(Foto: dpa)

Nach dem Halbfinal-Aus gegen Italien sprach auch der Bundestrainer Joachim Löw deutlich die Fehler im Defensivverhalten an. Im SZ-Interview erklärt Verteidiger Hummels, dass auch er sich angesprochen fühle: "Ich habe einen Fehler gemacht. Aber wer auf ein Fußballfeld geht, wird immer Fehler machen. Ich merke das meistens auch sofort selber."

Der Abwehrspieler von Borussia Dortmund spricht über seinen verlorenen Zweikampf gegen Antonio Cassano, auf den der 0:1-Rückstand im EM-Halbfinale folgte. Hummels meint aber, dass in dem Spiel noch mehr schief gelaufen sei. Er sagte gar, dass die deutsche Mannschaft mit dem Fußball, wie sie ihn bei der EM gespielt habe, auch bei der WM 2014 keinen Titel holen werde. "Wir haben nicht schlecht gespielt, aber es war auch gegen Portugal, Holland oder Dänemark nicht so, dass klar war, wer das Spiel gewinnt. Wir waren vielleicht einen Tick besser, aber es hätte auch anders ausgehen können. Es sind Kleinigkeiten gewesen."

Diese fehlenden Kleinigkeiten müsse man korrigieren, denkt Hummels und ergänzt Verbesserungsvorschläge: "Wir müssen noch zwingender sein, auch in der Defensivarbeit und im Gegenpressing." Aspekte, die BVB-Spieler Hummels aus dem Verein kennt, bereits verinnerlicht hat und die zum Erfolg führten - mit zwei Meistertiteln und einem DFB-Pokal-Triumph in zwei Jahren.

Joachim Löw will künftig mehr Wert auf aggressives Verteidigen legen, ein Zeichen für eine weitere Dortmundisierung des Spielstils in der Nationalmannschaft. Doch Hummels hat jüngst auch beim 6:1-Sieg des FC Bayern gegen Stuttgart erkannt, dass der Rekordmeister nach einem Ballgewinn die Freiräume genutzt und daraus Tore erzielt hatte. "Das ist ein gutes Mittel, um starke Gegner zu besiegen", erklärt Hummels, "das braucht man, um den ganz großen Triumph zu landen."

Nun geht es für Mats Hummels und die Nationalmannschaft in einen neuen Zyklus, mit dem WM-Qualifikationsspiel in Hannover gegen den vermeintlich leichten Gegner, die Färöer. "Bislang könnte ich sie nur unterschätzen und nicht überschätzen", räumt der Verteidiger ein. Für das Spiel hat sich der Bundestrainer in der Offensive bereits festgelegt, in der Defensive stehen derzeit fünf Innenverteidiger im Kader.

Auch Per Mertesacker ist wieder fit und drängt in die Startelf. Hummels glaubt, dass nach der EM abgesteckt sei, wer derzeit wo stehe. Für sich selbst beurteilt er die Konkurrenzsituation wie folgt: "Fakt ist: Ich habe auf der Bank noch nie Spaß gehabt, das wird sich auch nicht mehr ändern."

Das komplette Interview von den SZ-Reportern Boris Herrmann, Philipp Selldorf und Jörg Marwedel mit Hummels lesen Sie in der Print-Ausgabe der Süddeutschen Zeitung oder auf der App Ihres iPads.

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