Süddeutsche Zeitung

Nationalspieler Lukas Podolski:Siegen für ein schönes Selfie

Die Hitze? Der schlechte Rasen? Özils Formschwäche? Alles nicht so schlimm, sagt Lukas Podolski. Vor dem ersten WM-Spiel der deutschen Nationalelf gegen Portugal verbreitet er Optimismus - doch mit der Rolle als Spaßvogel will er sich bei dieser WM nicht begnügen.

Von Benjamin Romberg

Lukas Podolski freut sich auf ein ganz besonderes Selfie. Die DFB-Elf rechnet am Montag während des Auftaktspiels gegen Portugal mit einem Besuch der Bundeskanzlerin in der Kabine. So wie es Angela Merkel bei früheren Turnieren auch schon gemacht hat, um die Nationalmannschaft zu motivieren. Ein schöner Anlass für ein Foto, findet Podolski, der - wie einige andere Nationalspieler auch - das Veröffentlichen von mal mehr, mal weniger gelungenen Aufnahmen im Netz zu seinem zweiten Sport gemacht hat.

Noch bevor die Nationalelf überhaupt in Brasilien angekommen war, konnte man etwa einen schlafenden Bastian Schweinsteiger im Flugzeug bestaunen, nebst grinsendem Podolski natürlich, der seine Birne ebenfalls vor die Kamera hielt, bevor er den Auslöser drückte. Das konnte Schweini freilich nicht auf sich sitzen lassen - und so war wenig später auch der schlummernde Poldi im Netz zu finden.

Dass nicht jedes Bild gedankenlos in die Welt gefeuert werden sollte, musste Podolski auch schon erfahren. Ein Foto des 29-Jährigen und Mesut Özil, wie sie mit bewaffneten Sicherheitskräften vor dem deutschen Quartier posieren, handelte den DFB-Kickern einen ersten kleinen Shitstorm ein. Er sehe da kein Problem, sagte Podolski nun auf der Pressekonferenz vor dem Abflug der Nationalelf nach Salvador: "Das sind einfach Leute, die vor dem Hotel für unsere Sicherheit sorgen. Die wollten ein Foto mit uns haben und wir haben eins gemacht."

Podolski ist in "Alarmbereitschaft"

So einfach ist das manchmal bei Lukas Podolski, der schon bei vergangenen Turnieren so etwas wie der Gute-Laune-Beauftragte war. So auch dieses Mal. Ob Balljonglieren mit Ureinwohnern, Kicken mit Schulkindern oder eben ein Selfie mit dem knackenden Schweini - Podolski ist immer mit dabei.

Und im Unterschied zu den letzten Turnieren könnte er die Nationalmannschaft in Brasilien auch wieder sportlich weiterbringen, ja, vielleicht sogar eine zentrale Rolle im Spiel der Deutschen übernehmen.

Nach der Verletzung von Marco Reus ist Podolski womöglich wieder erste Wahl auf der linken Seite. In den Testspielen hat er überzeugt, er wirkt spritzig, hat körperlich zugelegt. Er habe viele Extraschichten mit dem Fitnesstrainer in London absolviert, verriet Podolski. Das merkt man. Bundestrainer Joachim Löw hat noch nicht verraten, ob André Schürrle oder Podolski den linken Flügel gegen Portugal beackern dürfen.

Doch auch wenn Podolski nicht in der Startelf stehen sollte, so wird er als Einwechselspieler eine wichtige Option in den Überlegungen von Löw spielen. "Ich bereite mich so vor, dass ich spiele, und wenn ich nicht spielen sollte, bin ich dennoch in Alarmbereitschaft", sagte Podolski.

Es ist das sechste große Turnier für ihn, seine dritte Weltmeisterschaft. Mit seiner Rolle in der Nationalelf in den vergangenen Jahren, vor allem bei der WM 2010 und der EM 2012, war Podolski selbst nicht zufrieden, gibt er zu. In Brasilien soll das wieder anders werden.

Nur gute Laune verbreiten, das reicht ihm nicht: "Meine Rolle ist hier bestimmt nicht, den Spaßvogel zu machen", sagte Podolski der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. "Ich lasse mich nicht darauf reduzieren, nur dabei zu sein, weil ich gute Stimmung reinbringe."

Doch gerade diese gute Stimmung könnte sehr wichtig sein für das Team. Mit seinem Optimismus und der immer noch jugendlichen Unbekümmertheit könnte es Podolski gelingen, die Miesepetrigkeit zu vertreiben, die sich kurz vor dem Turnier über die WM-Stimmung in Deutschland gelegt hat.

Die ganzen vermeintlichen Schwierigkeiten bereiten Podolski keine Sorgen, wie er auf der Pressekonferenz am Samstag klarmachte. Die Hitze ("Es darf keine Rolle spielen, ob da 50,55 oder 70 Grad auf dem Platz sind"), schwache Schiedsrichter ("Interessiert mich wenig"), der schlechte Rasen ("Wir sind alle viel zu verwöhnt in Deutschland oder England") oder die Formschwäche von Özil ("Lasst den Jungen doch Fußball spielen") - all das ist für Podolski kein Problem.

"Die Stimmung ist bis jetzt super", sagte er, und formulierte ein klares Ziel vor dem Auftakt: "Wir wollen den Titel holen." Als erstes soll ein Sieg gegen Portugal her. Das ist nicht nur aus sportlicher Sicht wichtig. Merkel, so glaubt Podolski, komme eher in der Kabine vorbei, wenn die Mannschaft gut spiele.

Und er will die Bundeskanzlerin schließlich vor die Kamera bekommen. Deshalb sagt Podolski: "Wir werden so spielen, dass wir ein schönes Selfie haben."

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