Nationalspieler:Julian Draxler, gefangen in Wolfsburg

Gerade steigert der Nationalspieler bei der EM seinen Marktwert. Aber er wird trotzdem weiter beim VfL Wolfsburg spielen müssen - obwohl er angeblich weg will.

Von Carsten Scheele

Klaus Allofs hatte es geahnt. Sein VfL Wolfsburg werde es in der kommenden Saison schwerer haben, hat der Manager vor einigen Wochen gesagt. Damit meinte er die Einkaufspolitik des Klubs, denn: Wolfsburg hätte aktuell auf dem Transfermarkt sicher bessere Karten, wäre der Klub wieder für den Europapokal qualifiziert.

Das hat der VfL mit Rang acht vermasselt, und so merkt Allofs derzeit, dass sein Satz nicht nur auf Spieler passt, die der Verein gerne holen würde. Sondern auch auf Angestellte des aktuellen Kaders. Abwehrchef Naldo entschied sich bereits gegen die Wolfsburger Offerte zur Vertragsverlängerung, er spielt in der kommenden Saison mit Schalke in der Europa League. Nun mehren sich die Hinweise darauf, dass auch Julian Draxler den Verein verlassen will.

Draxler müsste eigentlich Champions League spielen

Draxler spielt gerade bei der EM in Frankreich - und merkt, dass sein eigener Marktwert steigt, während die Attraktivität seines Arbeitgebers gesunken ist. Einer wie er - zwei Startelfeinsätze bei der EM bislang - muss eigentlich Champions League spielen. Das kann ihm Wolfsburg zumindest in der kommenden Spielzeit nicht bieten. Nicht mal die Europa League, nur den DFB-Pokal.

Aus vielen Ecken ist zu hören, dass Draxler den Verein gerne verlassen möchte - obwohl er erst vor einem Jahr mit großen Hoffnungen für kolportierte 36 Millionen Euro aus Schalke geholt wurde. Mit einer guten EM im Rücken dürften seine Chancen auf Offerten solventer europäischer Topklubs steigen, etwa aus England. Im aktuellen Spiegel ist zudem ein Porträt von ihm gezeichnet, das einen jungen Mann beschreibt, dem Wolfsburg eigentlich zu klein geworden ist. Draxler habe sich mehr erwartet vom ambitionierten Wolfsburger Projekt. Zudem sei er sportlich unzufrieden.

Allofs: "Julian bleibt"

Dürfte Draxler also gehen? Allofs verneint vehement. Es gebe keine Ausstiegsklausel aus dem bis 2020 laufenden Vertrag, auch nicht jene über angeblich 60 Millionen Euro, über die in manchen Medien immer wieder geschrieben wird. "Julian bleibt", betonte Allofs im Kicker. Anderslautende Berichte seien schlichtweg "falsch".

Die Wolfsburger streben in der kommenden Saison den Neuanfang an. Bei anderen, hochdotierten Spielern soll Allofs nicht so dogmatisch sein - er hat etwa noch nie kategorisch gesagt: "Max bleibt", bezogen auf Angreifer Kruse. Bei ihm wird nach einer Lösung gesucht, die eigentlich nur lauten kann, dass Kruse den VfL verlässt. Nicht so Draxler. Er soll der Fixpunkt des neuen VfL werden.

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