Nationalspieler André Schürrle:Metamorphose eines Weltmeisters

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Neues Selbstbewusstsein: André Schürrle (Foto: Bongarts/Getty Images)

Selbstbewusster, angesehener, öfter im Einsatz: Der Weltmeistertitel hat viel im Leben des Fußballers André Schürrle verändert. Sogar Chelsea-Trainer José Mourinho ist beeindruckt. Nun will der 23-Jährige auch in der Nationalelf mehr sein als der Joker.

Von Lisa Sonnabend, Kamen

Äußerlich hat André Schürrle sich nicht verändert. Er trägt noch immer einen glitzernden Ohrring, hat die blonden Haare ordentlich frisiert und schaut etwas mürrisch drein. Sein Lieblingsgericht ist weiterhin gefüllte Paprika mit Reis. Doch André Schürrle ist seit dem 13. Juli 2014 ein anderer Mensch. Zumindest sagt er das über sich selbst

Beim WM-Finale in Rio kam der 23-Jährige in der 31. Minute auf den Platz, in der 113. Minute flitzte er mit dem Ball die linke Seite entlang, flankte herrlich auf die Brust von Mario Götze, die deutsche Nationalmannschaft wurde Weltmeister - und das Leben von André Schürrle ist seitdem ein anderes.

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Von Lisa Sonnabend

"Ich bin selbstbewusster geworden", sagt der Chelsea-Spieler am Samstag bei einer Pressekonferenz in Kamen, wo sich die deutsche Nationalelf auf das erste EM-Qualifikationsspiel gegen Schottland vorbereitet. "Mein Ansehen hat sich geändert, das tut mir gut."

Auch bei anderen Nationalspielern hat der WM-Titel etwas bewirkt. Manche sind in ihren Heimatgemeinden geehrt worden, manche haben neue Werbedeals abgeschlossen, manche bei einem neuen Verein unterschrieben und manche sind nun ziemlich müde. Doch kein anderer DFB-Spieler hat bislang so ausführlich wie Schürrle erzählt, wie ein WM-Titel den Alltag eines Fußballers prägt.

Als Schürrle im Sommer 2013 beim FC Chelsea unterschrieb, war er der Deutsche, der aus Leverkusen kam. Trainer José Mourinho hielt viel von dem Mittelfeldspieler, dennoch wechselte er ihn meist erst spät ein. Seit Schürrle nun im Spätsommer 2014 nach London zurückgekehrt ist, ist er der Weltmeister. Sein Standing beim Premier-League-Klub sei nun viel höher, berichtet Schürrle in Kamen. "Man merkt es, wie die Spieler mit einem umgehen." Im Training fühle er sich nun besser, während der Partie bekomme er öfter den Ball. Auch Mourinho beachtet ihn mehr: In dieser Saison stand Schürrle in der Liga zwei Mal im Kader von Chelsea, es durfte beide Male auf den Platz, beide Male von Beginn an. Einmal traf er ins Tor.

Auch beim ersten Testspiel der Nationalelf setzte Joachim Löw Schürrle nicht mehr nur als Joker ein, sondern er sang bereits die Nationalhymne mit. Auch in dieser Partie traf Schürrle. "André ist ein Spieler, der sich ständig verbessert hat", lobt der Bundestrainer. "Er ist noch durchsetzungsfähiger geworden, ein absoluter Topspieler auf seiner Position."

Am Sonntagabend gegen Schottland wird damit gerechnet, dass Schürrle in der Startelf steht. Als Premier-League-Fußballer kennt er viele schottische Nationalspieler gut und wegen der zahlreichen Verletzten hat Löw kaum Alternativen.

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Hinten wackelig, vorne ungefährlich: Bundestrainer Löw muss vor dem Schottland-Spiel zwei Problemstellen beheben. In der Defensive deutet sich eine Umstellung an - vorne hofft man auf Selbstreinigung.

Von Lisa Sonnabend, Kamen

Seit seiner beeindruckenden Leistung bei der WM muss sich Schürrle seinen Platz im DFB-Team nicht mehr erkämpfen, er hat ihn sicher. Sein vielleicht einziges Manko: In Brasilien hat er sich als Einwechselspieler bewährt, so dass Löw ihn womöglich auch weiterhin in dieser Rolle einsetzen wird. Löw sagt: "Als Trainer weiß man, wenn André kommt, dann passiert immer etwas."

Beim WM-Turnier gab Joker Schürrle der Mannschaft oft den entscheidenden Schubser, er erzielte drei Tore, eines sogar mit der Hacke. Und dank seines Sprints im Maracanã-Stadion gewann die DFB-Elf schließlich gegen Argentinien.

Ob seine Rolle in der DFB-Elf nun auch eine andere geworden ist? Beim FC Chelsea ist Schürrle der einzige Weltmeister, bei der Nationalmannschaft ist er nur einer unter vielen. Geändert habe sich für ihn deswegen eigentlich gar nichts, befindet Schürrle. "Wir haben hier Spieler, die ein bisschen älter sind und das Wort führen."

Bei der Pressekonferenz am Samstag richtet er noch ein paar Worte an seine Teamkollegen: "Wir sind immer noch ein bisschen im Rausch", sagt Schürrle. "Doch wir haben keine Wahl, morgen zählt es wieder." Das hätte ein erfahrener Kapitän nicht besser formulieren können.

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