Die nächste, möglicherweise letzte Amtsperiode als Bundestrainer geht Joachim Löw mit hoch prämiertem, neuem Personal an. Drei Silbermedaillengewinner von Rio zählen zum Aufgebot für das Testspiel gegen Finnland und das WM-Qualifikationsspiel in Norwegen am Mittwoch und Sonntag nächster Woche. Während Max Meyer (Schalke) und Julian Brandt (Leverkusen) schon früher in die Nationalmannschaft berufen wurden, ist Verteidiger Niklas Süle (Hoffenheim)
zum ersten Mal dabei: "Die Drei haben sich die Nominierung mit ihren sehr guten Auftritten in Rio verdient", erklärte Löw, der die Berufung als Ermutigung für die Betroffenen, aber auch als Zeichen an andere Spieler verstanden wissen will: "Die Tür zur Nationalmannschaft ist offen. Ich bin sicher, dass in den nächsten Monaten weitere Spieler eine Chance bei uns erhalten werden." Etliche etablierte Größen (Boateng, Gündogan, Reus, Gomez und andere) gehören verletzungshalber dem Aufgebot nicht an.
Mannschaft und Betreuer treffen sich am Montag in Düsseldorf, in der Woche des Beisammenseins ist viel zu tun. Es geht nicht nur um einen guten Eindruck beim Testspiel in Mönchengladbach und um drei Punkte Startkapital bei der Partie in Oslo, sondern auch um die angemessen feierliche Verabschiedung des Kapitäns Bastian Schweinsteiger gegen Finnland sowie - am folgenden Tag - um die Bestimmung des Amtsnachfolgers, der bei der WM 2018 für Wimpeltausch und Seitenwahl verantwortlich ist.
Nachfolger von Schweinsteiger als Kapitän wird wohl Manuel Neuer
Zwei Themen, welche die Nation bewegen, den Bundestrainer allerdings nur geringfügig berühren. Dass Schweinsteiger während seines 121. DFB-Einsatzes viel Beifall bekommt, liegt Löw sehr am Herzen, die Kapitänsfrage kümmert ihn dafür aber umso weniger. Weil Löw jedoch weiß, dass Spieler wie Boateng, Khedira, Müller, Kroos oder Hummels in der Kapitänsschleife eine Prestigesache sehen, wird er voraussichtlich den bisherigen Stellvertreter und weltweit unumstrittenen Torwart Manuel Neuer zum Vorsitzenden der Nationalspieler ernennen. So kommt er nicht in die Verlegenheit, einen anderen Anwärter zu düpieren: Für Olympia-Kapitän Meyer, 21, käme die Beförderung wohl noch zu früh.
