EM-Qualifikation der DFB-Elf:Löw nominiert erstmals Waldschmidt

Luca Waldschmidt bei der U21-EM 2019 im Finale gegen Spanien

Luca Waldschmidt könnte in der DFB-Elf debütieren.

(Foto: dpa)
  • Mit Waldschmidt, aber ohne Volland und Draxler - Bundestrainer Löw hat sein Aufgebot für die Spiele gegen Holland und Nordirland bekannt gegeben.
  • Freiburgs Stürmer Waldschmidt hatte im Sommer eine starke U21-EM gespielt.

Luca Waldschmidt kam in kurzer Hose frisch aus der Dusche, seine nassen Korkenzieherlocken hingen ihm noch ins Gesicht - und er landete im Trubel. Vier Kamerateams und ein Dutzend Journalisten warteten schon, begierig wurde jeder Halbsatz des kommenden Nationalspielers notiert. "Kommender Nationalspieler", das hört sich noch unwirklich an: Aber so ist es. Der vegan lebende Vespafahrer darf nach seiner traumhaften U21-EM auch bei Joachim Löw Gas geben. "Ich habe den ersten Anruf verpasst, ich war noch beim Physio", berichtete der junge Stürmer am Donnerstag über seinen aufregenden Mittwoch. "Dann ist der Bundestrainer nicht rangegangen. Am Ende haben wir uns doch erreicht." Via Mailbox. Inhalt: Im "richtungweisenden September" (Löw), wenn die Nationalmannschaft entscheidende Schritte Richtung EM 2020 gehen will, ist Waldschmidt gegen die Niederlande und Nordirland dabei. "Ein Traum geht in Erfüllung."

Löw setzt mit der Entscheidung für Waldschmidt und gegen beispielsweise den erfahreneren Kevin Volland seinen Verjüngungskurs fort. Die eindeutige Botschaft des Bundestrainers: Der Weg nach oben ist jederzeit frei! Dabei kann Potenzial durchaus mehr zählen als aktuelle Leistung. "Es fließt zwischen U21 und A-Mannschaft", betonte Löw in einer DFB-Videokonferenz. Dementsprechend sei Waldschmidts Berufung auch eine perspektivische: "Ich schaue: Was können junge Spieler schon? Wo kommen sie vielleicht hin? Bei der EM hat er mich sehr überzeugt, er hat große Qualität im unmittelbaren Abschluss." Dies unterstrich der 22-Jährige als Torschützenkönig mit sieben Treffern, einige waren Traumtore.

Das Gespräch wird Löw wahrscheinlich auch mit Anführer Toni Kroos und Marc-Andre ter Stegen suchen, die zurück sind, sowie mit Emre Can, der nach einem Jahr wieder nominiert wurde. Das 22-köpfige Aufgebot hat für Löw allerdings nicht nur angenehme Seiten: Einige Spieler fehlen schmerzlich. Die schwere Knieverletzung von Leroy Sane "tut uns richtig weh", sagte er. "Schade ist auch, dass Antonio Rüdiger, Thilo Kehrer und Julian Draxler noch nicht spielen können." Besonders die Abwehr ist recht dünn besetzt. Sieben Spieler stehen für drei bis fünf Positionen zur Verfügung - fünf von ihnen haben zusammen nur 19 Länderspiele absolviert. Mittelfeldspieler Leon Goretzka ist im Kader, aber noch angeschlagen.

Überhaupt nicht mehr angeschlagen (und ja auch ein Rückkehrer) ist: Joachim Löw. Der Bundestrainer hatte sich für die Juni-Spiele gegen Weißrussland (2:0) und Estland (8:0) mit einem Hantel-Missgeschick selbst außer Gefecht gesetzt. Auf dem Sofa sei er noch nervöser gewesen als am Spielfeldrand, berichtete er: "Jetzt brenne ich darauf, zur Mannschaft zu stoßen." Auch ein Sardinien-Urlaub hat zur Erholung beigetragen. In der Mannschaft, die er nach der WM-Pleite umformiert hat, spürt Löw vor den Spielen in Hamburg gegen die Niederlande (6. September) und in Belfast gegen die ungeschlagenen Nordiren (9. September) große Aufbruchsstimmung. "Es herrscht sehr guter Spirit, die Jungs haben richtig Bock", sagte er freudig.

Zugleich warb er trotz "sehr guter Ansätze" erneut um Geduld für sein Konzept. "Es geht nicht von heute auf morgen. Diese junge Mannschaft wird noch ein bisschen brauchen." In Einzelprofilen wurden daher Stärken und Schwächen aller Spieler skizziert. "Jeder hat so seine Probleme, da wollen wir im nächsten Jahr noch Fortschritte erzielen", sagte Löw. "Jeder Spieler muss sich noch verbessern. Die Mannschaft ist auf einem guten Weg, aber es sind noch einige Hürden zu nehmen." Luca Waldschmidt hat eine ziemlich hohe Hürde mit Schwung genommen.

Das deutsche Aufgebot:

Tor: Manuel Neuer (Bayern München), Marc-André ter Stegen (FC Barcelona), Bernd Leno (FC Arsenal)

Abwehr: Matthias Ginter (Borussia Mönchengladbach), Marcel Halstenberg (RB Leipzig), Lukas Klostermann (RB Leipzig), Nico Schulz (Borussia Dortmund), Niklas Stark (Hertha BSC), Niklas Süle (Bayern München), Jonathan Tah (Bayer Leverkusen)

Mittelfeld/Angriff: Julian Brandt (Borussia Dortmund), Emre Can (Juventus Turin), Serge Gnabry (Bayern München), Leon Goretzka (Bayern München), İlkay Gündoğan (Manchester City), Kai Havertz (Bayer Leverkusen), Jonas Hector (1. FC Köln), Joshua Kimmich (Bayern München), Toni Kroos (Real Madrid), Marco Reus (Borussia Dortmund), Luca Waldschmidt (SC Freiburg), Timo Werner (RB Leipzig)

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