DFB-Elf:Wolfsburger Block

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Zwei Wolfsburger, die auch gerne getroffen hätten: Maximilian Arnold (links) und Lukas Nmecha nach dem 9:0 gegen Liechtenstein. (Foto: Alex Grimm/Getty Images)

Arnold, Baku, Nmecha: Gegen Liechtenstein stehen plötzlich drei Spieler des VfL Wolfsburg auf dem Platz. Zwei der drei könnten sich sogar langfristig Hoffnungen auf Spielzeit im DFB-Trikot machen.

Von Carsten Scheele, Wolfsburg

Es ist bislang schlichtweg nicht nötig gewesen, eine Niederschrift der Historie eines Wolfsburger Blocks in der deutschen Nationalmannschaft in Auftrag zu geben, doch wer es genau nehmen will: Für die letzten 20 Minuten standen am Donnerstagabend beim 9:0 gegen Liechtenstein nur zwei Bayern-Spieler auf dem Platz. Dazu ein Dortmunder, ein Gladbacher, je ein Spieler aus dem Weltstädten Paris, London, Monaco und Freiburg.

Und eben drei Wolfsburger.

Da war Mittelstürmer Lukas Nmecha, 22, der nun der vierte Spieler ist, der unter dem Bundestrainer Hansi Flick sein Debüt im A-Team feierte. Auch Mittelfeldspieler Maximilian Arnold, 27, durfte man Debütanten-Gefühle zugestehen, hatte es nach seiner ersten Nominierung im Mai 2014 doch länger als sieben Jahre (!) gedauert, ehe er, nun unter neuem Bundestrainer, zum zweiten Mal in den Kader berufen wurde. Nmecha und Arnold unternahmen erhebliche Anstrengungen, um sich im eigenen Stadion gegen einen überforderten Gegner in die Schützenliste einzutragen: Nmecha scheiterte am Torwart und bei seinem besten Versuch am Pfosten; Arnold an einem Liechtensteiner, der sich auf der Torlinie in den Schuss warf und den Ball noch blockte.

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Vor den Augen des früheren Bundestrainers feiert die deutsche Elf ein 9:0 gegen überforderte Liechtensteiner - die Abschiedszeremonie für Löw gerät allerdings ein wenig trist.

Von Carsten Scheele

Flügelmann Ridle Baku, 23, gelang mit seinem Schlenzerschuss dagegen gleich der schönste Treffer des Abends: Mit links vom Strafraumeck in den Winkel, der Ball klatschte erst an den Pfosten, dann sprang er ins Netz. Marke "Traumtor", urteilte Bundestrainer Flick. Baku habe zudem "sehr viel Druck gemacht, von daher hat sich sein Einsatz schon gelohnt". Für den Nationalspieler-Standort Wolfsburg sind dies gute Nachrichten, wenn man bedenkt, dass dort ein weiterer Stürmer mit Länderspiel-Erfahrung (sieben Einsätze) beschäftigt ist, der aus Lissabon in die Liga zurückgekehrte Luca Waldschmidt. Und dann ist da noch Maximilian Philipp, der vom damaligen Bundestrainer Joachim Löw zumindest beobachtet wurde, auch wenn es nicht für eine Berufung reichte.

Eine derartige Häufung an Wolfsburger Spielern wird es in Zukunft aber dann doch nicht geben, denn Flick hat fest erklärt, dass er auf eine starke Münchner Riege setzen wird, ergänzt durch ein paar Dortmunder und Premier-League-Spieler. Gegen Liechtenstein profitierten Arnold, Baku und Co. insbesondere von der Corona-Erkrankung von Niklas Süle, die eine kurzfristige Massenabreise jener Spieler nach sich zog, die mit Süle in engem Kontakt gestanden hatten. Das DFB-Team weilte da bereits in Wolfsburg, weshalb es nahelag, dass sich Flick in Sachen Nachnominierung beim dort ansässigen Bundesligisten umschaute. "Wenn man was ausprobieren will, braucht man etwas Platz im Kader", sagte Flick. Den habe er ungewollt bekommen. Glück im Unglück also?

Aus dem Wolfsburger Trio haben Baku und Nmecha die größten Chancen auf weitere Berufungen. Baku, weil er ein Spielertyp ist, den Flick tendenziell großartig findet und dem er langfristig zutraut, sich auf der rechten Seite durchzusetzen. Nmecha ist mit seinen Anlagen als kopfballstarker deutscher Mittelstürmer fast schon Monopolist und damit ein natürlicher Kandidat, der das Zeug zum Stammspieler hat, wenn er im Verein weiterhin so beständig trifft wie in den zurückliegenden Bundesligawochen. Wesentlich mehr Konkurrenz erfährt Arnold, der am liebsten zentral spielt, wo auch Leon Goretzka, Joshua Kimmich oder Ilkay Gündogan ihre Ansprüche erheben. Für ihn wird es schwer.

Zum letzten WM-Qualifikationsspiel am Sonntag in Armenien dürfte der Wolfsburger Block aber noch einmal geschlossen anreisen. Wegen der guten Szenen, die alle drei gegen Liechtenstein hatten; jedoch auch, weil am Freitag fünf weitere Spieler ihren Verzicht auf die Reise nach Eriwan mitteilen ließen. Julian Draxler ist verletzt, Antonio Rüdiger gesperrt, Manuel Neuer, Leon Goretzka und Marco Reus bekommen eine Pause.

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