DFB gegen Niederlande:"Wir haben wirklich gute Leistungen gezeigt"

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Manuel Neuer beim Training im Hamburger Millerntorstadion. (Foto: Bongarts/Getty Images)
  • Die Nationalelf trifft sich in Hamburg für das Länderspiel am Freitag gegen die Niederlande. Am Montag geht es dann nach Belfast für die Partie gegen Nordirland.
  • Auch Bundestrainer Löw ist wieder fit, er hat seinen Hantelunfall auskuriert.
  • Kapitän Manuel Neuer ist optimistisch, was die EM-Qualifikation angeht.

Von Carsten Scheele, Hamburg

In dieser gewichtigen Woche für die deutsche Nationalmannschaft die zunächst wichtigste Nachricht: Der Bundestrainer ist wieder fit. Bei einem Sportunfall hatte sich Joachim Löw, 59, im Frühsommer einen längeren Krankenstand eingehandelt und sogar zwei Länderspiele verpasst; beim Treffen der Nationalspieler am Montagabend in Hamburg hat er nun bislang verborgene Details aus seiner Krankenakte preisgegeben.

Eine Hantel war Löw auf den Brustkorb gefallen, die ihm erstens das Brustbein gebrochen habe (nicht so gravierend) und darunter eine Arterie verletzt (schon gravierender). "Die war eingerissen, daher nicht so ungefährlich", berichtete Löw, mittlerweile vollständig genesen. Dass er sich bei den Länderspielen gegen Weißrussland (2:0) und Estland (8:0) durch seinen Assistenten Marcus Sorg vertreten ließ, sei jedoch bloß "eine Vorsichtsmaßnahme" gewesen.

Mit voll besetztem Trainerstab und einem (bis auf den verletzten Leroy Sané) gut ausgestatteten Nationalteam geht es nun ins wichtigste verlängerte Länderspiel-Wochenende des Jahres: am Freitag in Hamburg gegen die Niederlande (20.45 Uhr, live bei RTL), den nominell stärksten Gegner in der Qualifikationsgruppe C, am Montag auswärts in Belfast gegen Tabellenführer Nordirland. Für die erste Regierungserklärung nach der Sommerpause ließ sich Löw am Dienstag noch einmal von Nationalelf-Direktor Oliver Bierhoff und Kapitän Manuel Neuer vertreten, die sich beide zum Leistungsvermögen der neuen DFB-Elf äußerten - und die Lage nicht ganz deckungsgleich beurteilten.

Der EM-Titel? "Für uns alle ein Traum"

Da war zum einen Neuer, der das ihm anvertraute Team auf einem sehr guten Wege sieht. Und der zumindest andeutete, dass das Ziel im kommenden Sommer schon der EM-Titel sein müsse. "Wir haben wirklich gute Leistungen gezeigt dieses Jahr", lobte Neuer, "wir stehen gut da und wollen den bestmöglichen Erfolg anstreben." Der EM-Titel sei "für uns alle ein Traum", auch für ihn persönlich, da ihm dieser Titel in seinem langen Torhüterleben noch fehlt. Eine Frage nach den Verbesserungsmöglichkeiten wischte Neuer beiläufig weg. "Wir sind schon sehr stabil aufgetreten", beurteilte Neuer das bisherige Länderspieljahr mit drei Siegen (Niederlande, Weißrussland, Estland) und einem Unentschieden im März gegen Serbien.

Bierhoff äußerte sich etwas vorsichtiger. Die Aussicht, am Freitag und Montag mit zwei Siegen die EM-Qualifikation frühzeitig sicherzustellen, sei "ein hehres Ziel", schon das Spiel gegen die Holländer ein echter Härtetest. Der "Prozess", in dem sich die Mannschaft befinde, sei zu vergleichen mit der Situation vor der WM 2010, als die Mannschaft ebenfalls die Chance hatte, sich mit frischem Personal eine neue Spielweise anzueignen. In diesem "Prozess" befinde sich das Team, es brauche noch Zeit, wobei "Prozess" vermutlich Bierhoffs aktuelle Lieblingsvokabel ist. Trotzdem sei die Stimmung sehr gut gewesen beim Zusammentreffen der Nationalspieler und beim ersten Nieselregen-Training im Hamburger Millerntorstadion.

Wirklich oft hat sich der DFB-Tross im Jahr 2019 noch nicht getroffen; und Bierhoff ist nach dem vermaledeiten Jahr 2018 offenbar besonders aufmerksam, was Moral und Einstellung der Truppe angeht. Beides habe "hundertprozentig gestimmt", sagte Bierhoff, woraus sich schließen ließ, dass er 2018 an Moral und Einstellung doch manches auszusetzen hatte.

Das neuerliche Aufeinandertreffen mit den Holländern (nach dem 3:2 in Amsterdam) bezeichnete Bierhoff als "extrem schwierige" Partie. Neuer sprach dagegen von einem "Duell auf Augenhöhe": Der Gegner sei eingespielt, gefährlich bei Standards und "schon abgezockt vor dem Tor". Doch in Hamburg vor eigenem Publikum seien drei Punkte das logische Ziel.

Bei der Umsetzung dieser Pläne helfen soll auch Timo Werner. Der war zuletzt etwas rausgerutscht aus der Erstbesetzung der Nationalelf, spielte bei den Länderspielen im Frühsommer keine wirkliche Rolle. Nun hat er die noch junge Saison genutzt, um sein Standing mit fünf Toren in drei Bundesligaspielen - und frisch unterschriebenem Vertrag in Leipzig - so weit zu stärken, dass er wieder als Nationalstürmer Nummer eins nach Hamburg gereist ist. Der neue Kontrakt habe dazu sicher etwas beigetragen, urteilte Bierhoff.

Eine solche Hängepartie, wie Werner sie im Sommer erlebte - als lange unklar schien, ob er nicht zum Rekordmeister nach München wechselt -, "das belastet dich, auch wenn du es als Spieler nicht immer zugibst". Fürs Nationalteam hat sich Werner einiges vorgenommen. Die letzten Spiele waren "von den Minuten her nicht so gut", gab er zu. Jetzt dürfte Werner aufgrund der Sané-Verletzung wieder in die erste Elf rutschen.

Bierhoff zeigte sich erfreut, dass Werner zumindest eine weitere Saison in Leipzig stürmen wird. Ebenso wie der sehr talentierte Kai Havertz, der ebenfalls der Chance widerstanden hat, bereits in diesem Sommer zu einem ganz großen Verein zu wechseln. Für die Startelf am Freitagabend seien beide, Werner und Havertz, eine Option. Doch das entscheidet der genesene Bundestrainer.

© SZ vom 04.09.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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