Nationalelf in der Einzelkritik:Loopings und dreifache Rittberger

Mesut Özil erweist sich als ein Meister der feinen Kleinigkeiten, Miroslav Klose lernt, was es bedeutet, Capitano zu sein - und Lukas Podolski ist zu drei bis fünf Prozent an einem Treffer beteiligt. Die deutschen Spieler in der Einzelkritik.

Christof Kneer und Philipp Selldorf, Hamburg

Nationalelf in der Einzelkritik

Manuel Neuer

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Mesut Özil erweist sich als ein Meister der feinen Kleinigkeiten, Miroslav Klose lernt, was es bedeutet, Capitano zu sein - und Lukas Podolski ist zu drei bis fünf Prozent an einem Treffer beteiligt. Die deutschen Spieler in der Einzelkritik. Unter den Augen von Jens Lehmann konnte er sich nicht als dessen würdiger Nachfolger erweisen, den es in den Augen von Jens Lehmann aber sowieso nicht geben kann. Das war aber nicht Neuers Schuld, sondern die seiner Mitspieler, die ihm die Arbeit raubten. Warf sich während der ersten Halbzeit einmal erwartungsvoll einem Schuss von Kuyt entgegen, aber vergeblich: Der Ball wurde abgeblockt. Spielte einmal kunstvoll seinen alten Kollegen Huntelaar aus, lachte darüber. Nicht nett.

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Per Mertesacker

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(Foto: AFP)

Erschreckte sich und andere in der 4. Minute mit einem monströsen Fehler, den Huntelaar (auch erschrocken) nicht nutzen konnte. Vorteil: Alle waren gleich wach, auch Jogi Löw, der sofort an den Spielfeldrand eilte. Profitierte vom souveränen Vortrag der Vorderleute, die viel Druck von ihm nahmen. Deutete einige Male seine Arsenal-Form an - dort saß er zuletzt auf der Bank.

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Holger Badstuber

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Für seine Bescheidenheit bekannt, muss sich trotzdem als Abwehrchef bezeichnen lassen. Spielt wie ein guter Schiedsrichter: Man nimmt ihn nicht wahr und hat keinen Grund, über ihn zu reden.

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Jérôme Boateng

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Er würde so gern in der Innenverteidigung spielen, aber er gibt dem Bundestrainer keinen Grund, ihm diesen Wunsch zu erfüllen. Als Aushilfe auf der rechten Seite zuverlässig. Verzichtete auf seine gewohnten Ausflüge in die gegnerische Hälfte. Konnte es sich erlauben, das Kombinationsspektakel seiner Vorderleute zu genießen.

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Dennis Aogo

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(Foto: dapd)

Bemühte sich so rührend, keine Fehler zu machen, dass er das Spiel immer wieder abbremste. Darunter litt Vordermann Podolski. Die Kollegen wählten oft den Weg über die entgegengesetzte rechte Seite. Darunter litt Podolski auch. Bemüht, aber begrenzt.

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Sami Khedira

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Spielt immer mehr wie ein Spieler, der sogar bei Real Madrid spielen könnte. Strahlte eine Erhabenheit aus, die nicht selbstgefällig und auch nicht behäbig war. Harmonierte hervorragend mit Toni Kroos, der spielte wie ein Spieler, der beim FC Bayern eine tragende Rolle einnehmen könnte. Kürzlich hatte er es als "respektlos" bezeichnet, dass man über seinen Wert für die Nationalelf diskutiert hatte, das klang arg empfindlich. Aber er hat ja recht.

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Toni Kroos

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Es gibt leichtere Aufgaben, als Schweinsteiger zu doubeln, aber Kroos schafft zurzeit alles mit großer Leichtigkeit. Seine Vorlage vor dem 1:0 war ein Flügelwechsel a la Schweini. Unentbehrlicher Teil des teuflischen Quartetts Kroos-Khedira-Özil-Müller, das durch Rochaden, Hackentricks, Tempowechsel, fliegende Übernahmen, Loopings und dreifache Rittberger den Holländern Schwindelanfälle beibrachte.

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Mesut Özil

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(Foto: dapd)

Unter anderem für die Loopings und Rittberger zuständig. Kein dominanter Regisseur, kein Overath und kein Netzer, aber ein Meister der feinen Kleinigkeiten, wobei sein Spiel kein schmückendes Beiwerk ist, sondern fundamental fürs deutsche Glück. Empfahl sich erneut für einen Wechsel zu Real Madrid. Schoss nebenbei das 3:0. Zuschauer sangen: Oh, wie ist das schön (hat Dennis Aogo in diesem Stadion noch nie gehört).

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Lukas Podolski

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Schien lange etwas teilnahmslos, vielleicht dachte er über Overaths Rücktritt nach, und darüber, was der Präsident Lukas Podolski demnächst beim 1. FC Köln ändern muss. War aber zu drei bis fünf Prozent am Führungstor beteiligt, als er den Ball zu Kroos legte, dessen Flügelwechsel nicht nur Schweinsteiger ähnlich sah, sondern natürlich auch Overath. Ansonsten beschränkte sich Podolski darauf, sein angestammtes Einsatzgebiet zu besetzen, wirkte dadurch statisch, fast altmodisch in hochmoderner Umgebung.

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Thomas Müller

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Kennt als amtierender Bayern-Profi die Schwächen des ehemaligen Bayern-Profis Braafheid. Müllerte munter über den rechten Flügel, einmal müllerte er in der Mitte - beim Führungstor. Sein zehnter Treffer im 25. Länderspiel, eines echten Müllers würdig. Wechselte ständig mit Özil die Position, mit Khedira und Kroos gelegentlich, war dadurch manchmal vor dem Ball zur Stelle und für die Holländer schwerer zu fassen als Fantomas. Ein unvergleichlicher Spielertyp, passt in kein Konzept. Beziehungsweise in jedes.

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Miroslav Klose

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(Foto: Bongarts/Getty Images)

Lernte, was es bedeutet, Capitano zu sein. Wurde erst von Sneijder, dann von Heitinga fachgerecht umgesenst. Begriff auch schnell, was es bedeutet, Capitano zu sein: Man muss sich um die Mitspieler kümmern, ihnen helfen, Bälle auflegen - Müller profitierte davon beim Führungstor. Klose hatte sich vor seiner Volleyvorlage schön von Braafheid gelöst, der es versäumt hatte, ihn fachgerecht umzusensen. Perfekter Kopfball zum 2:0. Es ist kein Wunder, dass ihn die Römer verehren. Ein Wunder ist es, dass ein so brillanter Stürmer außerhalb des Strafraums keinen harten Schuss zustande bringt (siehe C-Jugend-Schüsschen in der 62.).

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Mats Hummels

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(Foto: AFP)

Kam für Badstuber, machte genauso unauffällig weiter. Keine Loopings.

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Benedikt Höwedes

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(Foto: dapd)

Benedikt Höwedes: Kam für Boateng, leitete gleich das 3:0 ein (Beteiligung in Prozent: 2,5). Kämpft mit Boateng um den Aushilfsjob hinten rechts, ebenfalls mit Erfolg.

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Mario Götze, Simon Rolfes, Marco Reus

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(Foto: dapd)

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© SZ vom 16.11.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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