Finale der French Open:"Immer ist es gegen Rafa"

2019 French Open - Day Thirteen

Holt er den zwölften Titel bei den French Open? Rafael Nadal

(Foto: Getty Images)
  • Rafael Nadal könnte zum zwölften Mal die French Open gewinnen.
  • Im Finale trifft er erneut auf den Dominic Thiem - der nimmt es mit Humor.

Von Gerald Kleffmann, Paris

Für diesen Sonntag ist das Finale der Männer bei den French Open angesetzt, ab 15 Uhr sollen sich Rafael Nadal und Dominic Thiem gegenüberstehen. Allerdings sind die Wetterprognosen mal wieder so, dass eine Verschiebung der Anfangszeit möglich ist. Der Himmel konnte sich in den vergangenen Tagen ja zu nichts richtig entscheiden, mal war Sonne, dann Regen, dann hingen dunkle Wolken über dem Court Philippe Chatrier, aber kein Regen fiel, das war ganz schön hinterlistig. Der Wind machte sich auch ein Späßchen und blies nach Lust und Laune über die Anlage am Bois de Boulogne.

Wenn es etwas gibt, zu dem sich eine verlässliche Aussage treffen lässt, ist es immerhin dieser Fakt: Es ist vollkommen egal, was alles bei dem wichtigsten Sandplatzturnier passiert. Es könnte schneien (wie beim härtesten Sandplatzturnier in München), die Sonne wie in der Sahara brennen oder Champagner regnen - am Ende steht Nadal im Endspiel. Es ist nun seine zwölfte Teilnahme am finalen Sonntag, und das Unglaubliche: Björn Borg hatte einst sechs Mal im Finale gestanden und stets gewonnen - Nadal kann diese Zahl verdoppeln. Ob er selbst das auch so irre finde, diese Perspektive? Er schwankte da zunächst: "Nein, ja, das ist unglaublich, um ehrlich zu sein, nicht?" Aber er wolle einen Trick anwenden, um sich von diesem bedeutungsschweren Gedanken nicht hemmen zu lassen: "Ich darf einfach nicht daran denken, dass es unglaublich ist, weil es eine wahre Sache ist".

Zermürbendes Zerstörerspiel

Zwischen Nadal und einem Dutzend Pariser Titeln steht jetzt nur noch Dominic Thiem, gegen den er 2018 am selben Ort schon im Finale gewonnen hatte. Die Rollenverteilung ist klar - aber der Ausgang auch?

Die Zahlen sprechen erst einmal für Nadal: 2005, 2006, 2007, 2008, 2010, 2011, 2012, 2013, 2014, 2017, 2018. In diesen Jahren gewann der Spanier die French Open. Auf einer Skala von eins bis zehn zur Frage, wie sehr er und Roland Garros zusammenpassen, bekommt Nadal eine Dreizehn. Das liegt an seiner Spielweise, seiner Technik, seinem Spin, seiner Muskelkraft, die sehr erstaunlich ist. Wie sich das alles für seine Gegner anfühlt? "Er schafft es, dass du dich unwohl fühlst bei der Art, wie er den Platz verteidigt und wie er auf Sand spielt", räumte Roger Federer nach seiner 3:6, 4:6, 2:6-Niederlage am Freitag im Halbfinale gegen Nadal ein. "Es gibt keinen, der annähernd so spielt wie er." Mit einem Lächeln hatte der Schweizer noch ergänzt: "Ich weiß nicht mal, wen ich fürs Training suchen soll, der so spielt wie er."

Nadal selbst umschrieb sein zermürbendes Zerstörerspiel kürzer, der 33-Jährige aus Mallorca sagte in der ihm eigenen Art kompakt: "Ich habe bisher gut gespielt. Das ist die einzig wahre Sache, nicht?" In seinem spanisch-geprägten Englisch klingt das Übrigens viel besser, "this is the real thing!", sagt Nadal immer gerne.

Thiem nimmt es mit Humor

Eine schlechte Nachricht für die Gegner von Nadal (und von Federer) ist nur: "Wir denken nicht an Rücktritt", versicherte Nadal für sich und seinen langjährigen Weggefährten. Er hoffe, betonte er gar, "auf weitere Jahre und eine großartige Zukunft". Die gute Nachricht für seine Gegner: "Natürlich werden wir hier nicht mehr in zehn Jahren sein." Dann endlich ist also Land in Sicht, falls jemand die Absicht hat, mal die French Open gewinnen zu wollen.

Für Thiem spricht erst mal sein Humor. "Immer wenn man hier das Finale erreicht, ist es gegen Rafa", sagte er nach dem Sieg gegen Novak Djokovic, den er in einem bizarren Match 2:6, 6:3, 5:7, 7:5, 5:7 niedergerungen hatte. Am Freitag hatten die zwei begonnen, bei 2:5 motzte der Serbe über den Wind, ließ einen Schiedsrichter-Supervisor kommen und erkundigte sich, ob man bei dem Wind spielen könne. Er kassierte eine Abfuhr und musste weitermachen. Bei 2:6, 6:3, 1:3 aus seiner Sicht wurde doch abgebrochen, wobei der Abbruch umstritten war. Es kursierten Meldungen, Djokovic habe die Anlage verlassen, obwohl das Match angeblich noch nicht abgesagt gewesen war für den Tag. Dem widersprach Djokovic am Samstagnachmittag, nachdem er verloren hatte. Es sei alles regelkonform seinerseits abgelaufen. Ein paar Spitzen Richtung Schiedsrichter gönnte er sich trotzdem.

Mal gut, mal schlecht, manchmal clever

Der 31 Jahre alte Weltranglisten-Erste hatte verständlicherweise schlechte Laune. Er hätte etwas Einmaliges schaffen können mit dem Titelgewinn: Er wäre der erste Profi der sogenannten Open Era gewesen, der zweimal alle vier Grand-Slam-Trophäen hielt. Rod Laver hatte das 1962 und 1969 hingekriegt.

Thiem hatte gespielt, wie sich das Ergebnis liest: mal gut, mal schlecht, manchmal clever, manchmal aber auch nicht sehr intelligent. Bei 5:3 und 40:15 im fünften Satz hatte er zwei Matchbälle - dann: Rückhandfehler, Rückhandfehler, Vorhandfehler, Rückhandfehler. Das darf ihm gegen Nadal nicht passieren. Der zersetzt ihn sonst sofort in niedliche kleine Elementarteilchen.

Sportlich allerdings, das weiß auch Thiem, kann er Nadal nicht nur stressen. Er kann ihn besiegen. Das muss er verinnerlichen. Viermal in zwölf Duellen ist dem 25-Jährigen aus Wiener Neustadt das geglückt. Allerdings, und das ist auch bezeichnend: stets bei Turnieren über zwei Gewinnsätze. Dreimal duellierten sich beide in Paris, einmal bei den US Open in New York, dort ging es stets über drei Gewinnsätze. Immer setzte sich Nadal durch. Die lange Distanz ist die Kür, und da hat Thiem einen Nachteil, weil Nadal einfach stundenlang seinen Stil durchziehen kann und Thiem manchmal eben schwankt in der Leistung.

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