Nachwuchssport:14-Jähriger am Hamburger Olympiastützpunkt misshandelt

  • Zwei Nachwuchshoffnungen im Badminton und Schwimmen sollen am Hamburger Olympiastützpunkt einen Mitschüler geschlagen und gedemütigt haben.
  • Gegen beide ermittelt nun die Staatsanwaltschaft, wie die Bild-Zeitung berichtet.
  • "Was in Hamburg passiert sein soll, ist natürlich schrecklich und inakzeptabel", sagt DOSB-Chef Vesper.

Der Hamburger Olympiastützpunkt (OSP), eine von insgesamt 19 Kaderschmieden des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB), wird von einem Skandal um monatelange Kindesmisshandlung erschüttert. Dies berichtet die Bild-Zeitung. Zwei Nachwuchshoffnungen im Badminton und Schwimmen sollen im Elite-Internat einen damals 14 Jahre alten Mitschüler über einen längeren Zeitraum gequält, geschlagen und gedemütigt haben.

Wie die Bild berichtet, hat die Staatsanwaltschaft Kiel vor dem Amtsgericht Neumünster gegen den heute 19 Jahre alten Badmintonspieler Anklage wegen Körperverletzung, Freiheitsberaubung und Nötigung erhoben. Gegen den ein Jahr jüngeren Schwimmer ermittelt die Staatsanwaltschaft Lübeck wegen des Verdachts der gefährlichen Körperverletzung, Freiheitsberaubung und Nötigung.

"Was in Hamburg passiert sein soll, ist natürlich schrecklich und inakzeptabel. Aber wir können uns zu den Vorfällen, die bereits einige Zeit zurückliegen und nun im Zuge des Strafverfahrens öffentlich geworden sind, jetzt im laufenden Ermittlungsverfahren nicht weiter äußern", teilte der DOSB-Vorstandsvorsitzende Michael Vesper dem SID mit.

Im Dunkeln allein in einer Kiste

Laut Gesprächsprotokoll zwischen dem Opfer und der Stützpunktleitung sollen die beiden mutmaßlichen Täter regelmäßig auf den jungen Badmintonspieler eingeschlagen haben. Er habe "Nackenklatscher" bekommen. Mehrmals in der Woche habe das Opfer sogenannte "Nippeltwister" ertragen müssen, bei denen die älteren Mitschüler ihm mit Gewalt an den Brustwarzen gedreht haben sollen. Sein Oberkörper sei deshalb mit Hämatomen übersät gewesen. Der Junge musste sich laut Protokoll in eine Kiste setzen. Diese sei verschlossen und verklebt worden, so dass er hilflos im Dunkeln sitzen musste. Die älteren Sportler sollen den Jungen zudem gezwungen haben, sie mit "Großer Herr und Meister" anzureden. Dies soll laut Protokoll regelmäßig mit Schlägen eingefordert worden sein.

Zudem sollen sie dem Minderjährigen so viel Wodka verabreicht haben, dass er nach eigener Angabe "nichts mehr mitbekam" und sich übergeben musste. Wie Stützpunktleiterin Ingrid Unkelbach dem NDR erklärte, hätten die Erzieher des Internats nach Auffälligkeiten recherchiert und im Januar 2016 reagiert, als sich die Verdachtsmomente bestätigten. Die beiden Sportler, die zu den möglichen Kandidaten für die Olympischen Spiele 2020 in Tokio zählen sollen, wurden umgehend aus dem Internat suspendiert. Auch die beiden Sportfachverbände (DBV und DSV) reagierten zunächst mit Suspendierungen und begleitenden Maßnahmen wie Besuche von Seminaren zur Gewaltprävention.

Einer der beiden mutmaßlichen Täter trainiert inzwischen wieder am Hamburger Stützpunkt, der andere am Olympiastützpunkt Saarbrücken. Das Opfer lebt im Gegensatz zu den Tätern wieder im Internat und trainiert auch am Hamburger OSP.

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