Nachwuchsspieler beim FC Bayern:Green ist die Hoffnung

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Julian Green - als er noch in der zweiten Mannschaft des FC Bayern spielte. (Foto: Robert Haas)

Bayerns Trainer Guardiola fördert den Nachwuchsstürmer Julian Green - er hat in ihm einen echten Pep-Spieler erkannt. Mancher im Verein kann sich sogar vorstellen, dass der 18-Jährige irgendwann mal Franck Ribéry beerbt.

Von Christof Kneer

Am Montag nach dem Training hat sich Pep Guardiola wieder von seinen Nachwuchsspielern verabschiedet. Er hat ihnen viel Glück gewünscht fürs Spiel am Dienstagabend: Regionalliga, Bayerns zweite Mannschaft gegen die zweite Mannschaft des FC Augsburg. Es ist das Privileg und das Schicksal der bayerischen Jungprofis, dass sie mit Ribéry, Robben und Lahm trainieren dürfen, um dann gegen Illertissen, Rain am Lech und Augsburg II spielen zu müssen.

Bis Donnerstag!, hat Guardiola zu seinen Nachwuchsspielern gesagt, am Donnerstag sieht man sich im Profitraining wieder. Zu Julian Green hat er nichts gesagt.

Julian Green, 18, hat am Dienstagabend nicht in der Regionalliga gespielt, er hatte einen besseren Termin. Während die jungen Kollegen sich von Bayerns Amateurtrainer Erik ten Hag für die Partie gegen Augsburg II präparieren ließen, übte Julian Green im Abschlusstraining der Profis, wie man gegen Augsburg I spielt. Er weiß, was das bedeutet: dass er auch im Pokal wieder ein Kandidat für den Profikader ist - wie vorige Woche in der Champions League, als ihn Guardiola sogar für fünf Minuten in den Moskauer Winter hinausschickte.

Zwar sind Green in der kurzen Zeit mehr Schneeflocken als Bälle begegnet, trotzdem kam die Geste des Trainers bei ihm genauso an, wie sie gemeint war. Julian Green ist noch kein Profi, er wird erst im Januar einen Profivertrag bis 2017 unterschreiben, aber er ahnt: Er ist jetzt schon einer von denen.

Es ist vermutlich nur ein Zufall, dass Greens Beförderung gerade in jene Zeit fällt, in der Franck Ribéry mit angebrochener Rippe vom Sport befreit ist (auch in Augsburg gilt sein Einsatz als fraglich). Trotzdem gibt es Menschen im Verein, die sich gut vorstellen können, dass Green irgendwann mal Ribérys Außenbahn erbt.

Andere Menschen halten ihn eher für berechtigt, Robbens Flanke zu übernehmen, wieder andere sehen in ihm die kommende falsche Neun, was allerdings diejenigen nicht unterstreichen können, die ihn für die neue echte Neun halten.

Julian Green - geboren in Tampa/USA, Vater Amerikaner, Mutter Deutsche, aufgewachsen im oberbayerischsten Oberbayern - gilt unter Kennern inzwischen als das kommende große Ding im deutschen Angriff. Green könnte der Spanier unter den deutschen Stürmern werden, er ist geschmeidig, gewandt und gefährlich, und vor allem besitzt er jene exquisite Eigenschaft, die man weder lernen, messen noch in irgendwelche Torjägerlisten hineinschreiben kann: Er hat jene Art von Spielintelligenz, die Guardiola als Maßstab nimmt, um Spieler, die er nur "super-super" nennt, von jenen zu unterscheiden, die er wirklich "super-super" findet.

Green ist ein Pep-Spieler, definitiv, und im Moment ist er auch noch ein Mitspieler-Spieler. Profis haben einen guten Instinkt, sie merken schnell, wenn ein Rookie sich im Training nicht wie ein Rookie anstellt, wenn er ihr Niveau hat und sie nicht fürchten müssen, dass er gleich den nächsten Angriff ruiniert. "Er hat Potenzial", sagt Mario Götze. Und Thomas Müller sagt, "der Bursche" sei "für sein Alter sehr robust und schnell, sehr arbeitswillig, technisch sehr gut. Ich mag ihn".

Wie gern sie ihn wohl mögen werden, falls er es tatsächlich schaffen sollte, mal ein ernsthafter Rivale zu sein?

Ein "wacher, offener Junge und ein sehr großer Hoffnungsträger" sei Green, sagt Sportchef Matthias Sammer, der den Spieler aus DFB-Tagen kennt. Green ist die Hoffnung auch beim DFB, gemeinsam mit Stuttgarts Stürmer Timo Werner, 17, könnte er dafür sorgen, dass Miroslav Klose vielleicht doch mal aufhören darf. Noch könnte Green auch für die USA spielen, er hat gerade erst Nationalcoach Jürgen Klinsmann abgesagt, der ihn zu zwei A-Länderspielen eingeladen und ihm am Telefon die schönsten Perspektiven inklusive einer möglichen WM-Teilnahme ausgemalt hat.

Aber Green will erst mal weiter für die deutsche U19 spielen und darauf vertrauen, dass ihn sein Gefühl nicht trügt. Sein Gefühl sagt ihm, dass er mal A-Nationalspieler in Deutschland werden könnte.

© SZ vom 04.12.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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