Am Mittwochmittag hatte sich Matthias Sammer echauffiert, weil er auf mögliche Nachfolger für den tags zuvor zurückgetretenen Nachwuchsleiter des FC Bayern, Jörg Butt, angesprochen worden war. Der Sportvorstand geißelte diesbezügliche Fragen als vorschnell und "respektlos".
Nur 23 Stunden später sah sich der Rekordmeister imstande, Butts Nachfolger zu vermelden: Wolfgang Dremmler, 58, früherer Nationalspieler und in den vergangenen 17 Jahren Chefscout der Bayern, übernimmt das Jugendleistungszentrum. "Keine Frage, diese Aufgabe reizt mich sehr", äußerte Dremmler, der einst das "Junior Team" des Klubs installierte: "Mein Herz hat immer an der Jugendarbeit gehangen, nun werde ich sie in der neuen Position für den FC Bayern verantworten."
Dremmler gilt als umgänglich-verbindlicher Mitarbeiter, dem der Betrieb natürlich vertraut ist. Dennoch erstaunt diese interne Lösung für eine Schlüsselposition einer Abteilung, deren Wirken und Ertrag zuletzt als unzureichend erkannt und deshalb gravierenden Veränderungen unterzogen wurde. Auch Dremmlers bisheriges Arbeitsgebiet war zuletzt für reformbedürftig erklärt worden: Er verantwortete jahrelang die Talentsichtung, ein Schwerpunkt waren dabei Spieler aus Südamerika.
Spektakuläre Transfers glückten den Bayern gerade in diesem Segment nicht, die Brasilianer beispielsweise wurden zumeist kostspielig vom Ligakonkurrenten Bayer 04 Leverkusen abgeworben; und Asien war lange als Reservoir kein Thema für die Bayern. Als Konsequenz aus dieser Misere hatte der Klub vor Monaten verkündet, den südamerikanischen Markt nicht mehr zu scouten und sich stattdessen auf Talente aus der Region fokussieren zu wollen.
Nun soll Dremmler diese Strukturreform vorantreiben. Derlei Aufgaben fielen in den vergangenen Jahren nicht in seinen Bereich. Praktischerweise war die Nachwuchsarbeit Sammers Spezialgebiet als bisheriger DFB-Sportdirektor