Süddeutsche Zeitung

Nachruf:Türöffner der Globalisierung

Borislav Stankovic wirkte stets wie ein gütiger Großvater, dabei war er lange einer der einflussreichsten Männer im Basketball.

Von Joachim Mölter

Wer Borislav Stankovic einmal gegenübersaß, damals, als der Basketball-Weltverband Fiba noch vom Münchner Stadtteil Sendling aus regiert wurde, wäre nicht zwingend auf die Idee gekommen, mit einem wichtigen Mann zu sprechen. In seiner saloppen Strickjacke, mit freundlichem Lächeln und leiser Stimme wirkte Stankovic wie ein gütiger Großvater, nicht wie ein mächtiger Sportfunktionär oder Visionär. Doch seit James Naismith 1891 in den USA das Basketballspiel erfand, hat kaum jemand diesen Sport so beeinflusst wie der 1925 im damaligen Jugoslawien geborene Stankovic. Vielleicht noch David Stern, der langjährige Chef der amerikanischen Profiliga NBA.

Als IOC-Mitglied öffnete Stankovic jedenfalls Sterns NBA-Profis die Tür zu Olympia, und seit das "Dream Team" um Michael Jordan 1992 in Barcelona aufspielte, ist Basketball ein globaler Sport. Auch in der NBA spielen ja längst nicht mehr nur Amerikaner.

Stankovic war stets vorne dabei gewesen, wenn es um Basketball ging: 1946 holte er mit Roter Stern Belgrad seinen ersten nationalen Titel, 1950 war er in Buenos Aires bei der ersten WM dabei, 1970 organisierte er in seiner Heimat die erste WM in Europa. Da hatte er seine Praxis als Tiermediziner längst aufgegeben, um sich hauptberuflich mit Basketball zu beschäftigen. 1976 übernahm er den Posten des Fiba-Generalsekretärs vom Engländer Renato William Jones, der ihn seit der Fiba-Gründung 1932 besetzt hatte. Bis 2002 blieb Stankovic im Amt, dann zog die Fiba in die Schweiz und er zurück nach Belgrad. Dort ist er nun im Alter von 94 Jahren gestorben.

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Quelle:
SZ vom 21.03.2020
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