Nachruf:Olympiafreund

Leichtathletik Länderkampf BR Deutschland gegen UdSSR 1972 in Augsburg Janis Lusis; Janis Lusis Imago

Im Alter von 80 Jahren in Riga gestorben: der lettische Speerwerfer Janis Lusis.

(Foto: Werek/imago)

Der Speerwerfer Janis Lusis gewann bei den Olympischen Sommerspielen 1972 in München knapp hinter dem Deutschen Klaus Wolfermann Silber, anschließend wurden die beiden enge Freunde. Am Mittwoch starb Lusis in Riga.

Von Barbara Klimke

Er ist später noch gern nach München gekommen, und der Olympiaturm gehörte stets zum Besuchsprogramm. Von oben schaute Janis Lusis auf das Zeltdach des Stadions, und dann, so hat es Klaus Wolfermann erzählt, frischten sie gemeinsam die Erinnerungen an ihr Speerwurf-Duell bei den Spielen von 1972 auf. Es war nicht der beste Wettkampf von Lusis, dem zweimaligen Weltrekordler, viermaligen Europameister und Olympiasieger von 1968. Aber es war der Beginn einer großen Freundschaft und ein Zweikampf, dessen Spannung, Dramatik und respektvolle Rivalität bis heute berührt.

Lusis, der lettische, für die Sowjetunion startende Modellathlet, hatte im Juli 1972 den Weltrekord auf 93,80 Meter verbessert. Wenig später, bei den Spielen in München, übernahm er wie erwartet die Führung. Doch dann ließ Wolfermann den Speer im vorletzten Durchgang auf 90,48 Meter fliegen. Lusis hatte noch einen Versuch, sein Speer segelte ebenfalls weit und bohrte sich bei 90,46 Metern in den Rasen. Wolfermann hatte mit der Winzigkeit von zwei Zentimetern gewonnen und war so überrascht, dass er sich beim Rivalen entschuldigte, der ihn gratulierend umarmte. "Seine Fairness war einfach vorbildlich", sagte Wolfermann später. Er hatte Lusis' Athletik schon vorher bewundert, von nun an bewunderte er den Menschen, der als Kind in Lettland hatte erleben müssen, wie sowjetische Soldaten seinen Vater umbrachten, der die Sowjetunion im Sport vertrat und im Herzen ein Lette blieb. Sie sind einander verbunden geblieben, über die Jahre hinweg. Am Mittwoch ist Janis Lusis, einer der größten Speerwerfer der Geschichte, im Alter von achtzig Jahren in Riga verstorben.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: