Nachruf:"Einer der Guten im Tennis"

Peter McNamara And Paul McNamee

Höhepunkt einer besonderen Doppel-Karriere: Peter McNamara (rechts) und Paul McNamee feiern 1980 ihren ersten von zwei Wimbledon-Titeln.

(Foto: Popperfoto/Getty Images)

Peter McNamara, einst eine Größe im Doppel mit Paul McNamee, erlag mit 64 Jahren einem Krebsleiden. Der Australier lebte die vergangenen zwei Jahrzehnte im Allgäu.

Von Gerald Kleffmann

Um eine bedrückende Nachricht zu übermitteln, bedarf es nicht vieler Worte. So fasste sich der Tennisclub Altstädten kurz. "Unser prominentes Mitglied Peter McNamara ist leider verstorben! Wir trauern mit der Familie!", stand am Montag auf der Homepage des Vereins. Erst als man auf den dazu verlinkten Text klickte, tauchten weitere Informationen auf - und auch Fotos. Sie zeigten einen Mann mit akkurat gekämmten Haaren. Auf einem Bild schob er eine Schubkarre über den Tennisplatz. Auf einem anderen bereitete er sich ein Leberkäsbrötchen zu, konzentriert presste er Senf aus der Tube. Es waren Motive, die einen bodenständigen, unprätentiösen, offensichtlich sehr umgänglichen Menschen darstellten - und genau so wird Peter McNamara für viele tatsächlich in Erinnerung bleiben. Mit der nicht ganz unerheblichen Fußnote eben, dass der Australier, der am Samstag im Alter von 64 Jahren zu Hause im Allgäu verstarb, einer der besten Doppelspieler der Tennisgeschichte war. Mit Paul McNamee bildete er in den Achtzigerjahren ein Team, das drei Grand-Slam-Siege errang; die "Super Macs" hießen sie.

Entsprechend groß ist nun die Anteilnahme. "R.I.P Peter McNamara! Einer der Guten im Tennis", schrieb Boris Becker im Internet. Andere Ex-Größen kondolierten ebenfalls der Familie, Brad Gilbert, Pat Cash, Henri Leconte. Auch der All England Club in Wimbledon würdigte McNamara, der zweimal mit McNamee das berühmte Rasenturnier gewann. 1980 (gegen Bob Lutz/Stan Smith) und 1982 (gegen Peter Fleming/John McEnroe); dazu kam ihr Erfolg bei den Australian Open (1979). McNamee war der kleinere der beiden, erkennbar am Wuschelkopf. Am Netz waren sie wie eine Mauer, wendig und elegant. "Kaum zu glauben, dass nach 50 Jahren Freundschaft Macca verstarb", schrieb McNamee in einer Mitteilung. Auch im Einzel war McNamara erfolgreich, er schaffte es auf Rang sieben der Weltrangliste, bei den Australian Open in seiner Geburtsstadt Melbourne erreichte er 1980 das Halbfinale.

"Er war immer herzlich und hat nicht groß von früher erzählt"

Auf der Tennistour hatte McNamara zuletzt als Coach die Chinesin Wang Qiang in die Top 20 geführt, früher arbeitete er mit Landsmann Mark Philippoussis zusammen. Kaum bekannt war, dass er seit zwei Jahrzehnten in Deutschland seinen Rückzugsort gefunden hatte. Die Liebe verschlug ihn ins Dorf Altstädten bei Sonthofen, Petra, seine zukünftige Frau, war die Tochter des langjährigen Platzwartes und Hüttenwirts im Klub. "Plötzlich war er da", sagte Klaus Kanzek, Schriftführer im TC Altstädten, am Montag der SZ, "alle haben ihn gemocht. Er war kameradschaftlich, bescheiden, hat gerne mitgeholfen im Klub." Seit 2005 war McNamara Mitglied, "er war immer herzlich und hat nicht groß von früher erzählt", so Kanzek. Noch vor zwei Wochen habe er ihn Tennis spielen gesehen, da war McNamara schon gezeichnet vom Prostatakrebs. Eine große Beerdigung soll es nicht geben, das habe McNamara nicht gewollt. Er war einer der Guten - darin ist sich die Tenniswelt einig. Die große da draußen und die kleine in Altstädten im Allgäu.

Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: