Nach Suspendierung durch Fifa-Ethikkommission:Blatter und Platini wehren sich

  • Fifa-Chef Sepp Blatter und Uefa-Chef Michel Platini werden sich ihre Suspendierung wohl nicht so einfach gefallen lassen.
  • Blatter lässt ausrichten, dass er keinen Einspruch gegen die Entscheidung einlegen will. Sein Berater Stöhlker erklärt: "Er freut sich auf drei Monate Ferien." Danach wolle Blatter zurückkehren.
  • Platini gibt bizarrerweise kurz vor der Suspendierung die Unterstützerbriefe einiger Verbände für seine Kandidatur zum Fifa-Präsidenten ab.

So reagieren Blatter und Platini

Joseph Blatter und Michel Platini wollen ihre Suspendierung durch die Ethikkommission der Fifa offenbar nicht hinnehmen. Die Kommission hatte am Donnerstagmittag um 12.23 Uhr eine Mitteilung verschickt, die Fifa-Chef Blatter, Uefa-Chef Platini und Ex-Fifa-Generalsekretär Jérôme Valcke für 90 Tage von allen Tätigkeiten im Fußball ausgeschlossen werden. Zudem der frühere Fifa-Vizepräsident Chung Mong Joon, der sogar für sechs Jahre gesperrt wurde und 100 000 Schweizer Franken Strafe zahlen muss.

Blatter ließ über seine Anwälte mitteilen, dass er vor der Entscheidung nicht durch die Ethiker der Fifa angehört wurde. "Präsident Blatter war enttäuscht, dass die Ethikkommission nicht dem Ethik- und Disziplinarcode gefolgt ist, welche die Möglichkeit einer Anhörung beinhalten", teilten Lorenz Erni (Schweiz) und Richard Cullen (USA) mit. Im Ethikcode (Artikel 84.2) steht allerdings, das eine erste Entscheidung auch ohne Anhörung der Parteien fallen kann.

Platini will sich "nicht aufhalten lassen"

Der Druck auf die rechtssprechende Kammer des Komitees unter Vorsitz des deutschen Richters Hans-Joachim Eckert war offensichtlich groß geworden. Gegen Blatter laufen Strafermittlungen der Schweizer Bundesanwaltschaft, unter anderem wegen des Verdachts der "ungetreuen Geschäftsbesorgung". Es geht um eine zweifelhafte Zahlung von zwei Millionen Schweizer Franken an Michel Platini im Jahr 2011 sowie um den Verkauf von TV-Rechten an den früheren Fifa-Vize Jack Warner.

Bereits am Mittwoch war bekannt geworden, dass das Komitee auf Antrag der Untersuchungskammer eine Sperre verhängen soll. Dies bewog Platini dazu, von einer "Rufschädigung" zu sprechen. "Dieses absichtliche Leck, das hinterhältig und unakzeptabel ist, ist ein Versuch, meiner Reputation zu schaden", kommentierte er in einer offiziellen Uefa-Mitteilung. Bereits vor der offiziellen Bekanntgabe seiner Suspendierung hatte der frühere Weltstar einen Kampf um seine Reputation angekündigt. Er würde sich "nicht aufhalten lassen, dass die Wahrheit bekannt" werde.

Nur Minuten vor der veröffentlichten Entscheidung der Fifa-Ethiker hatte Platini am Donnerstag bizarrerweise bekannt gegeben: "Heute morgen habe ich die Briefe mit der Unterstützung, die ich für meine Kandidatur als Fifa-Präsident benötige, abgeschickt." Mit den Uefa-Mitgliedsverbänden habe er besprochen, weiterhin die Geschäfte des Kontinentalverbandes zu führen. Durch die Suspendierung wäre das nicht mehr möglich.

Die Ermittlungen gegen den Südkoreaner Chung waren im Januar 2015 eröffnet worden, ihm werden Verstöße gegen den Fifa-Ethikcode im Zusammenhang mit Südkoreas gescheiterter Bewerbung für die WM 2022 zur Last gelegt. Er strebte bis zuletzt wie Platini die Nachfolge Blatters an. Für einen Einspruch bleiben allen Beschuldigten nun zwei Tage Zeit (ab Donnerstag).

Blatter will keinen Einspruch einlegen

Blatter ließ bereits ausrichten, dass er nicht gedenkt, Einspruch einzulegen. "Nein, es hat gar keinen Sinn, das zu strecken", sagte Blatters Berater Klaus J. Stöhlker am Donnerstag der dpa: "Er wurde jetzt, fußballerisch gesagt, an die Seitenlinie gestellt und er wird in 90 Tagen wieder da sein, denn er muss den großen Fifa-Kongress vorbereiten. Es spricht nichts dagegen, die Sperre kann 45 Tage verlängert werden, aber das ändert nichts."

Stöhlker erklärte weiter, dass er keine wirklichen Probleme auf seinen Klienten zukommen sehe. "Er freut sich auf drei Monate Ferien, die er sich auch redlich verdient hat", erklärte er der Bild. Stöhlker sieht jetzt Probleme beim Fifa-Reformprozess: "Da sehe ich ein Vakuum. Denn die Fifa hat jetzt ein veritables Führungsproblem." Auf die Frage, ob Blatter sein Büro räumen wird, meinte der Berater: "Das zu klären ist Aufgabe der Anwälte. So schnell wird das nicht gehen."

Issa Hayatou vertritt Blatter

Die Anwälte des Schweizers erklärten bereits kämpferisch: Die Kommission habe ihre Entscheidung auf einem "Missverständnis" der Aktionen der Schweizer Bundesanwaltschaft begründet, die "ein Ermittlungsverfahren eröffnet, aber keine Anklage erhoben haben". Blatter sei zuversichtlich, "Beweise" präsentieren zu können, die "demonstrieren, dass er in keinerlei Fehlverhalten und Verbrechen involviert" sei.

Mit dem Bann gegen Blatter vertritt ihn laut Satzung vorerst Vizepräsident Issa Hayatou aus Kamerun im höchsten Fifa-Amt. Auch er gilt als belastet, spielte in diversen Korruptionsfällen eine Rolle. Platinis Aufgaben müsste der Spanier Ángel María Villar übernehmen.

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