1:1 nach 28-minütiger Unterbrechung:Blitze, Hagel und Hadern

Lesezeit: 2 min

Schiedsrichter Christian Dingert stoppt das Spiel in der 78. Minute, als ein Unwetter aufzieht. Was vor allem den Gastgeber stört, der sich vom Wetter um die Rettung gebracht sieht.

Als der Gladbacher Manager Max Eberl in den Katakomben des Wolfsburger Stadions an Christian Dingert vorbei geht, lächelt er. Es ist kein erleichtertes Gewinner-Lächeln, das er anknipst, eher eines der Sorte: "Kann man nix machen." Über dem Stadion tobt zu dem Zeitpunkt ein heftiges Gewitter. Blitze erhellen den dunklen Himmel, Hagelkörner prasseln herab, der Platz verwandelt sich in eine riesige Pfütze. Schiedsrichter Dingert hat beide Mannschaften in der 78. Minute in die Kabine beordert - zur Sicherheit. Knapp eine halbe Stunde geht nichts mehr.

Feuchte Angelegenheit: Mario Gomez (M.) rutscht am Treffer, Jannik Vestergaard und Yann Sommer (r.) schlittern an der Rettungsaktion vorbei. (Foto: Stuart Franklin/Getty Images)

Lange Zeit also, sich Gedanken zu machen. Es steht 1:1. Kein Ergebnis, das die Gladbacher im Kampf um die Europa-League-Qualifikation entscheidend voranbringt, und auch keines, das die Wolfsburger im Bemühen, die Spielklasse zu halten, endgültig rettet.

Andernorts gehen die Spiele planmäßig zu Ende, die Ergebnisse und Spielverläufe dringen durch. Auch das von Wolfsburgs Konkurrenten Hamburg: "Erst führt Schalke, dann steht es 1:1. Plötzlich führt Schalke, dann pfeift der Schiedsrichter", sagt Wolfsburgs Stürmer Mario Gomez nach der Partie beim TV-Sender Sky. Jener Pfiff, der das Schalker 2:1 in der Schlussminute verhinderte, bedeutet: Wenn Wolfsburg gewinnt, kann am letzten Spieltag nichts mehr schiefgehen. Das weiß Gomez, das wissen alle Wolfsburger. Und dennoch will den Wolfsburgern in der Schlussphase nichts mehr gelingen. Das Spiel endet 1:1 und der VfL könnte bei einer Niederlage gegen den HSV auf den Relegationsrang abrutschen. "Das passt zur Saison", klagt Gomez anschließend mit Blick auf die Intervention des Wetters. Für ihn steht fest: Selbst das Wetter muss sich gegen den VfL verschworen haben.

Wolfsburg spielt nervös

Denn die Wolfsburger hatten am Samstagnachmittag lange gebraucht, um ins Spiel zu finden. Gladbachs Christoph Kramer hatte bereits vor der Partie gemutmaßt: "Wolfsburg ist verunsichert." Er sollte recht behalten. Die Wolfsburger Nervosität trat in der Anfangsphase drei Mal besonders deutlich zu Tage. Erst spielte Josuha Guilavogui Gladbachs Jonas Hofmann den Ball ohne Not in die Füße (9. Minute) - Hofmann traf nur den Pfosten. Dann durfte Hofmann unbedrängt in den Strafraum dribbeln und Robin Knoche musste in höchster Not retten (14.). Schließlich durfte Jannik Vestergaard nach einer Ecke ohne nennenswerte Gegenwehr seitens der Wolfburger zur Gäste-Führung einköpfeln (24.).

Kein Spiel möglich: 28 Minuten lang ist die Partie in Wolfsburg unterbrochen. (Foto: Stuart Franklin/Getty Images)

"Wir haben in der ersten Halbzeit ganz wenig gezeigt", gab Wolfsburgs Trainer Andries Jonker zu. In der Offensive versandeten die Angriffe früh, und die Defensive erwies sich immer wieder als löchrig. Unter anderem hätte André Hahn zu Beginn der zweiten Halbzeit die Gladbacher Führung ausbauen können, doch Wolfsburgs Keeper Koen Casteels parierte (51.). "Wir haben es aber leider verpasst, das 2:0 zu machen, und den Gegner wieder aufgebaut", fand Gladbach-Trainer Dieter Hecking.

Damit meinte Hecking in erster Linie das Abwehrverhalten seiner Mannschaft in der 58. Minute. Verteidiger Nico Elvedi stand eigentlich ziemlich nah dran an Mario Gomez. Doch er griff nicht ein, als sich Gomez einen halbhohen Ball - künstlerisch wertvoll, mit dem Rücken zum Tor - mit einer Berührung zurechtlegte und dann einschob (58.). Es war der Moment, in dem das Spiel eine neue Richtung einzuschlagen schien. Wolfsburg kontrollierte nun den Gegner. "Nach dem Ausgleich haben wir losgelegt", fand Jonker. Bis das Gewitter das Spiel unterbrach und Wolfsburg den Schwung raubte. "Wir sind absolut am Drücker und dann kommt die Pause", klagte Gomez. Beim Wetter kann man eben nix machen.

© SZ vom 14.05.2017 / sz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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