Nach dem WM-Finale:"Den scheiß goldnen Schuah kannst dir hinter d'Ohren schmiern"

Germany v Argentina: 2014 FIFA World Cup Brazil Final

"Weltmeister samma": Thomas Müller spricht bairisch.

(Foto: Getty Images)

Thomas Müller antwortet einer kolumbianischen Reporterin auf bairisch, Marco Reus freut sich über Götzes Trikotgeste und der WM-Erfolg wird auf einer Briefmarke verewigt. Tag eins nach dem Titelgewinn in der Nachlese.

  • Thomas Müller gibt ausländischen Journalisten ein Interview auf Bairisch.
  • Verletzter Fußball-Nationalspieler Marco Reus dankt per Twitter Mario Götze für dessen Trikotgeste.
  • Das WM-Finale bringt dem deutschen Fernsehen einen Quotenrekord.
  • WM-Titel wird mit Briefmarke verewigt.

Reus bedankt sich bei Götze

Der verletzte Fußball-Nationalspieler Marco Reus von Borussia Dortmund hat sich per Twitter bei seinem ehemaligen Dortmunder Vereinskollegen Mario Götze bedankt.

Götze hatte Reus, der durch eine Verletzung die Fußball-Weltmeisterschaft verpasste, beim Duell gegen Argentinien am Sonntag gedacht. Bei der Siegerehrung hatte er ein Trikot von Reus dabei und hielt es bei der Pokalübergabe in die Höhe. Reus hatte sich gegen Armenien vor der WM-Endrunde einen Teilriss der Syndesmose zugezogen, nachdem er in der 45. Minute mit dem linken Fuß im Rasen hängengeblieben und umgeknickt war.

Müller antwortet auf Bairisch

Von Thomas Müller und Bastian Schweinsteiger ist derweil ein ziemlich lustiges Interview aufgetaucht. Gerade antwortet Müller noch den deutschen Journalisten, dann mischt er sich nebenan bei Schweinsteiger ein, der gerade mit der internationalen Presse redet. "You have to speak in Bavarian now", sagt Schweinsteiger jetzt (bei Minute 1:10). Dann fragt die kolumbianische Reporterin Müller, wie es ist, den Titel Torschützenkönig knapp verpasst zu haben? "Des interessiert mich ois ned der Scheißdreck", antwortet der frech. Mit sechs Treffern in fünf Spielen hatte Kolumbiens Stürmer James Rodríguez auch Thomas Müller (fünf Tore) hinter sich gelassen. "Weltmeister samma. Den Pot hamma! Den scheiß goldnen Schuah kannst dir hinter d'Ohren schmiern", ruft Müller und verschwindet.

Fans wollen Spielern weltmeisterlichen Empfang bescheren

Nach den WM-Feiern in ganz Deutschland steht bereits die nächste Party an: Tausende Fans wollen der Mannschaft um Kapitän Philipp Lahm am Dienstagmorgen in Berlin bei der Rückkehr aus Brasilien einen weltmeisterlichen Empfang bereiten. Die Sondermaschine LH 2014 landet um 9 Uhr am Flughafen Tegel, anschließend fahren die Weltmeister zur Fanmeile am Brandenburger Tor. Die Vorfreude der Mannschaft sei enorm, verriet Bundestrainer Joachim Löw bereits in der ARD: "Die Spieler singen: Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin!"

Die Weltmeister des FC Bayern werden danach auch noch einmal in München geehrt. Das teilte der deutsche Fußball-Rekordmeister mit. "Die Bayerische Staatsregierung, die Stadt München und der FC Bayern möchten unsere "Helden" unmittelbar nach ihrer Rückkehr am Münchner Flughafen kurz feiern", hieß es in einer Presseerklärung.

Neue WM-Trikots für alle Fans wird es aber am Dienstag noch nicht geben: Die Shirts mit den vier Sternen auf der Brust sind am Morgen nach dem siegreichen WM-Finale im Adidas-Store auf dem Berliner Kurfürstendamm bereits eine Stunde nach Ladenöffnung ausverkauft. Man habe rund 100 Trikots gehabt, die seien schon alle weg, sagt eine Verkäuferin. Nach Angaben einer Adidas-Sprecherin stammen die WM-Trikots aus einer kleinen Vorproduktion. Nachdem noch in der Nacht zum Montag in China die Herstellung angelaufen sei, würden aber bereits in den kommenden Tagen genügend Shirts mit den vier WM-Sternen im Handel ausliegen.

Titelgewinn bringt Quotenrekord

Der Titelgewinn der Fußballnationalmannschaft hat dem deutschen Fernsehen ein neues Quotenhoch beschert: 34,65 Millionen Zuschauer verfolgten am Sonntagabend ab 21 Uhr die Übertragung des WM-Finales gegen Argentinien in der ARD. Der Marktanteil betrug 86,3 Prozent. Die bisherige Bestquote war zuvor beim 7:1-Sieg im Halbfinale gegen Brasilien am vergangenen Dienstag mit 32,57 Millionen Zuschauern gemessen worden.

Zusätzlich sahen viele Millionen den Sieg der DFB-Elf bei Public Viewings oder in Gaststätten. Sie werden bei der Messung nicht berücksichtigt. Das stärkste Gegenprogramm brachte das ZDF mit einer Traumschiff-Episode, bei der immerhin 2,41 Millionen Zuschauer einschalteten.

Rihanna und Merkel feiern mit Spielern

Auch den sozialen Netzwerken hat die WM neue Rekordzahlen beschert. Facebook verzeichnete mit 280 Millionen Interaktionen während des Spiels die höchsten Nutzungszahlen während eines Einzelsportereignisses seit Bestehen der Plattform.

Auch die Zahl an Selfies, die die Weltmeister twitterten, dürften rekordverdächtig sein. Selfie-Weltmeister ist sicherlich Lukas Podolski - unter anderem schoss er - wie schon nach dem Sieg gegen Portugal - ein zweites Bild mit Kanzlerin Angela Merkel.

Zahlreiche Tweets setzte auch Popstar Rihanna nach dem Finale ab. Die Botschaft? "Ich habe den Pokal angefasst, ich habe den Pokal gehalten, ich habe den Pokal geküsst, ich habe ein Selfie mit dem Pokal gemacht!!!" Oder auch: "Super fucking Mario!!!!!" Auch ein Bild mit Götze twitterte sie.

Höchste Prämie in der Geschichte

Nach dem größten Sieg ihrer Fußball-Karriere dürfen sich Kapitän Philipp Lahm und seine Kollegen über die höchste Prämie in der Geschichte der Nationalmannschaft freuen. Der Deutsche Fußball-Bund (DFB) honoriert den historischen WM-Titel in Südamerika mit einer Rekordsumme von 300 000 Euro pro Mann - ein schönes Urlaubsgeld nach 53 Tagen harter Arbeit seit dem Beginn der Turnier-Vorbereitung am 21. Mai im Trainingslager in Südtirol.

Zum Vergleich: Die ersten deutschen Weltmeister mussten sich 1954 mit einem kargen Taschengeld begnügen. Kapitän Fritz Walter und seine Mitspieler erhielten nach dem "Wunder von Bern" 2500 D-Mark, einen Fernseher, einen Lederkoffer und einen Motorroller. 1974 bekamen die Champions um Kapitän Franz Beckenbauer 70 000 Mark und einen VW-Käfer. Die Weltmeister um Kapitän Lothar Matthäus wurden 1990 vom DFB für ihren Triumph in Italien mit 125 000 Mark belohnt.

WM-Titel wird mit Briefmarke verewigt

Der vierte Titelgewinn Deutschlands bei der Fußball-WM wird mit einer Sonderbriefmarke verewigt. Das Bundesfinanzministerium erklärte am Montag, die 60-Cent-Marke werde ab dem 17. Juli bundesweit in allen Verkaufsstellen der Post erhältlich sein. Das Motiv habe der Wuppertaler Grafiker Lutz Menze entworfen.

Briefmarke wm

Briefmarke zum WM-Titel.

(Foto: Bundesfinanzministerium)

Einen neuen Nationalfeiertag wird es dagegen nicht geben. "Wir haben in Deutschland das Vergnügen, mit großer Freude heute zu arbeiten. Man kann diese Freude ja auch mal in den Arbeitstag hineintragen. Insofern gibt es, soweit mir bekannt ist, keinerlei Überlegungen, einen Nationalfeiertag auszurufen", sagte Vize-Regierungssprecherin Christiane Wirtz auf die verwunderte Frage einer kolumbianischen Journalistin, warum wegen des WM-Titels kein Nationalfeiertag in Deutschland verkündet werde.

Maradona kristiert Auszeichnung für Messi

Festnahmen in Argentinien

In der argentinischen Hauptstadt Buenos Aires randalierten enttäuschte Fans nach der Niederlage ihrer Mannschaft. Mindestens 22 Menschen wurden verletzt, als Hunderte Fans durch die Innenstadt zogen und Schaufenster einschlugen. Unter den Verletzten waren nach Berichten des Senders CN mindestens 15 Polizisten. Die Polizei nahm nach ersten Berichten mindestens 40 Randalierer fest.

Maradona kritisiert Auszeichnung für Messi

Weltmeister wurde er nicht, aber er bekam einen Trostpreis: Messi wurde am Sonntag als bester Spieler des Turniers ausgezeichnet. Wirklich zu trösten schien ihn das aber nicht: "Ich wollte nur den WM-Pokal in die Höhe heben", sagte er. Die Auszeichnung ruft Kritik hervor. Was Messi nicht wollte, habe er auch gar nicht verdient, schimpft Diego Maradona - der Mann, dem der Geehrte so gerne als Weltmeister nachfolgen wollte. Er würde "Lio" ja blind den Himmel schenken, so Maradona, aber Messis Auszeichnung zum Spieler des Turniers sei selbst ihm zu viel. "Wenn diese Marktschreier wollen, dass er etwas gewinnt, was er eigentlich nicht verdient hat, dann ist das ungerecht", sagte der Weltmeister von 1986 in seinem TV-Programm "De Zurda". Und Maradona gab zu: "Das Tor tut mir in der Seele weh."

Linktipps:

  • Glücksgefühl für die Ewigkeit - eine Analyse des WM-Siegs lesen Sie hier.
  • Bundestrainer Löw hat diese Auswahl der Hochbegabten souverän um die Klippen des Turniers gelenkt - einen Kommentar lesen Sie hier.
  • Ein Tor, ein Titel und viele historische Momente - den Sieg in 25 Bildern sehen Sie hier.
  • So lief das Finale im Web - die besten Tweets, die schönsten Photoshop-Kunstwerke hier.
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