Nach dem Tod von Robert Enke:Ein Betrieb steht still

Robert Enkes Tod versetzt den deutschen Fußballbetrieb in eine Schockstarre, Streitthemen geraten zu Banalitäten. Der DFB überlegt, sein Testspiel am Samstag gegen Chile abzusagen.

Andreas Burkert

So eine Trikotpräsentation ist immer eine riesige Sache, in erster Linie für den Hersteller, und so herrschte ein ordentlicher Trubel am Dienstagvormittag beim Ausrüster der deutschen Nationalmannschaft in Herzogenaurach, wo das neue Trikot der DFB-Auswahl für die Weltspiele 2010 vorgestellt wurde.

Nach dem Tod von Robert Enke: Jörg Schmadtke, Teammanager von  Hannover 96 (rechts), und Polizeisprecher Stefan Wittke während der Pressekonferenz nach dem Tod von Robert Enke.

Jörg Schmadtke, Teammanager von Hannover 96 (rechts), und Polizeisprecher Stefan Wittke während der Pressekonferenz nach dem Tod von Robert Enke.

(Foto: Foto: AP)

Auch Philipp Lahm ist dann noch ein Thema gewesen, denn der Münchner Profi wird ja jetzt endgültig als Führungsspieler von allen wahrgenommen nach seiner Kritik am FC Bayern.

Jetzt geht es um anderes

Am Dienstagabend indes interessierten derlei Banalitäten niemanden mehr im bisweilen sehr aufgeregten deutschen Fußballbetrieb; am Abend herrschte auch im Kreis der Nationalmannschaft nur noch eine große Trauer vor und eine überwältigende "Fassungslosigkeit", wie sich DFB-Teammanager Oliver Bierhoff angemessen hilflos ausdrückte.

Zu groß ist die Wucht dieser Nachricht gewesen, die Nachricht vom Tode Robert Enkes. Bundestrainer Joachim Löw informierte am Abend die Mannschaft.

Der deutsche Fußball steht still, und es kann nicht mehr um die Debatten beim FC Bayern gehen und auch nicht um die Probleme der Nationalmannschaft mit ihren Testländerspielen. Die Frage ist jetzt vielmehr, ob die Nationalmannschaft am kommenden Samstag in Köln gegen Chile wirklich antreten kann, jetzt, da ihr Torwart Robert Enke nicht mehr lebt.

Wie soll das gehen, Fröhlichkeit?

Wie soll das auch gehen, eine fröhliche Atmosphäre zu erzeugen bei einem Freundschaftsspiel, 90 möglichst unterhaltsame Minuten mit der Aussicht auf die Weltmeisterschaft im kommenden Juni in Südafrika, die auch mal Enkes Ziel gewesen ist, irgendwann. Mit Trauerflor am Arm spielen Profis gewöhnlich, wenn jemand ihre Gemeinschaft verlassen hat, doch kann das nun die angemessene Reaktion auf dieses Drama um einen beliebten Teamkameraden sein?

Für den Deutschen Fußball-Bund sind selbst weniger interessante Länderspiele eine lohnende Sache, das Fernsehen überträgt gegen eine hübsche Gebühr, und die Stadien sind gewöhnlich voll, wenngleich zuletzt die Testpartien der DFB-Auswahl nicht mehr ein echter Publikumsrenner waren.

Doch der DFB sollte nun ernsthaft überlegen, ob er sich das antut, so ein unwichtiges Ereignis unter dem Eindruck dieser tragischen Nachricht trotzdem stattfinden zu lassen. DFB-Generalsekretär Wolfgang Niersbach hat dann auch am Dienstagabend bereits eine mögliche Absage des Länderspiels gegen die Chilenen zumindest in Erwägung gezogen. "Dazu kann man zum jetzigen Zeitpunkt nichts sagen", sagte Niersbach, "wir werden uns jetzt erst einmal sammeln und überlegen, was zu machen ist. Am Mittwoch werden wir uns zu dem Thema äußern. Es ist schlimm genug."

Und dieser Zustand der Ohnmacht wird sich ja so rasch nicht legen, auch nicht bei den Spielern. Innehalten sollte deshalb fürs Erste der Fußballbetrieb, die Bundesliga hat Pause, und der DFB und das Fernsehen und die Zuschauer werden es sicher verkraften. Es bliebe Zeit, Robert Enke zu gedenken.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: