Muskelprobleme bei Olympia:Zehnkämpfer Knobel muss aufgeben

Eine Verletzung bremst den dritten deutschen Zehnkämpfer, Dressurreiterin Helen Langehanenberg verpasst hauchdünn eine Medaille. Deutsche BMX-Fahrer scheiden im Viertelfinale aus, Freiwasserschwimmerin Angela Maurer beendet ihre Olympia-Karriere mit einem fünften Platz, Hochspringerin Ariane Friedrich hat das Finale verpasst.

in Kürze

Olympia 2012: Leichtathletik

Kein gutes Ende: Zehnkämpfer Jan-Felix Knobel stieg vor Ende des Wettkampfes aus. 

(Foto: dapd)

Zehnkampf: Jan-Felix Knobel kann seinen ersten olympischen Zehnkampf nicht beenden. Der 23 Jahre alte Frankfurter musste am Donnerstag in London nach dem Stabhochsprung aufgeben, weil ihm muskuläre Probleme zu schaffen machten. Nach der achten Disziplin lag der WM-Achte nur auf dem 24. Rang. Der Hallenser Rico Freimuth greift dagegen am späten Abend nach einer Medaille. Vor dem Speerwerfen und dem finalen 1500-Meter-Lauf war der 24-Jährige überraschend Dritter.

Dressur: Die letzte Gold-Serie der deutschen Dressur ist mit dem Triumph der Britin Charlotte Dujardin gerissen. Bei zwölf Olympia-Starts gab es seit 1964 immer mindestens einen deutschen Triumph, in London reichte es am Donnerstag nach Team-Silber nur zu den Plätzen vier, sieben und acht für die deutschen Reiterinnen im Einzel. Helen Langehanenberg schrammte allerdings hauchdünn an ihrer zweiten Medaille vorbei: Die 30-Jährige aus Havixbeck kam mit Damon Hill in der Kür auf 84,303 Prozentpunkte - die Winzigkeit von 0,036 Zählern fehlten ihr damit zum Bronze-Rang, den die in Mainz geborene Britin Laura Bechtolsheimer mit Mistral Hojris eroberte. "Die Zeiten sind vorbei, da Deutschland allein den Ton angegeben hat", kommentierte Dennis Peiler, der Sportchef des Reitverbandes FN. Bundestrainer Jonny Hilberath meinte: "Ich wäre ein Idiot, wenn ich sagen würde, ich will keine Einzel-Medaille. Aber wir sind hier gegen die Besten der Welt geritten." Team-Olympiasiegerin Charlotte Dujardin holte mit Valegro ihr zweites Gold. Sie siegte mit 90,089 Punkten vor Adelinde Cornelissen aus den Niederlanden mit Parzival (88,196). Dorothee Schneider aus Framersheim wurde Siebte (81,661). Kristina Sprehe aus Dinklage kam mit Desperados als Achte ebenfalls noch in die Top Ten (81,375).

BMX: Das Olympia-Debüt der beiden deutschen BMX-Fahrer Luis Brethauer (Betzingen) und Maik Baier (Bietigheim) war bereits nach dem Viertelfinale beendet. Brethauer wurde in seiner Gruppe nach fünf Läufen auf dem 450 Meter langen Parcours Fünfter und verfehlte den notwendigen vierten Rang nur um einen Zähler. Für Baier langte es in seiner Staffel nur zum achten und letzten Platz. Lediglich die jeweils vier Besten in den vier Viertelfinal-Gruppen erreichten das Halbfinale, das am Freitag ausgetragen wird. Für Aufsehen sorgten indes wieder zahlreiche Stürze. Im dritten Lauf kamen beispielsweise sieben von acht Fahrern in einer Steilkurve zu Fall, was dem Neuseeländer Marc Willers eine Solofahrt ins Ziel bescherte. Als Favoriten haben sich die beiden Niederländer Raymon van der Biezen und Twan van Gendt sowie Connor Fields aus den USA und der Neuseeländer Willers herauskristallisiert, die allesamt ihre Viertelfinals gewonnen haben. BMX ist seit 2008 olympische Disziplin. In London sind erstmals auch deutsche Fahrer am Start, nachdem der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) 2009 begonnen hatte, die Sportart zu fördern.

Handball: Norwegens Handballerinnen spielen erneut um olympisches Gold. Die Welt- und Europameisterinnen, die 2008 in Peking die Goldmedaille gewannen, besiegten am Donnerstag Südkorea 31:25 und treffen am Samstag im Finale (21.30 Uhr MESZ) auf den Sieger der Begegnung Spanien gegen Montenegro, die am Abend gegeneinander spielen. Erfolgreichste Werferin der Norwegerinnen war Heidi Loke mit acht Treffern.

Basketball: Die Frauen aus den USA sind nur noch einen Erfolg vom fünften Olympiasieg nacheinander entfernt. Im ersten Halbfinale gewannen die Amerikanerinnen am Donnerstag in London 86:73 (43:47) gegen Australien. Die Australierinnen waren in den vergangenen drei Olympia-Endspielen jeweils den US-Girls unterlegen, die diesmal am Samstag auf Russland oder Frankreich treffen. Einen Tag nach dem klaren Viertelfinal-Erfolg der US-Herren über Australien musste das Damen-Team härter für den Erfolg arbeiten. In der sehenswerten ersten Halbzeit liefen die Amerikanerinnen ständig einem kleinen Rückstand hinterher. Nach der Pause ging der Favorit sofort in Führung und verteidigte nun besser. Tina Charles und Diana Taurasi waren mit jeweils 14 Punkten die besten US-Werferinnen, Australien reichten auch 19 Punkte von Elizabeth Cambage nicht.

Boxen: Die irische Boxerin Katie Taylor hat ihrem Land die erste Olympische Goldmedaille seit 16 Jahren beschert. Im Leichtgewichts-Finale schlug die favorisierte Weltmeisterin vor Tausenden jubelnden Landsleuten die Russin Sofia Oschigawa mit 10:8. Bronze ging an Mawsuna Tschorijewa (Tadschikistan) und Adriana Araujo (Brasilien).

Volleyball: Die Frauen aus den USA haben in London das Finale erreicht. Die US-Frauen fertigten am Donnerstag in der Vorschlussrunde Südkorea mit 3:0 (25:20, 25:22, 25:22) ab und erreichten damit wie schon 2008 das Endspiel. In der zweiten Vorschlussrunden-Partie treffen Peking-Olympiasieger Brasilien und Japan aufeinander. Brasilien hatte im Viertelfinale Weltmeister Russland in fünf Sätzen niedergerungen. Die deutschen Volleyball-Frauen hatten den Sprung zu Olympia verpasst.

Zehnkampf: Top-Favorit Ashton Eaton stürmt bei den Olympischen Spielen Zehnkampf-Gold und womöglich einem erneuten Weltrekord entgegen. Europameister Pascal Behrenbruch erlebt dagegen sechs Wochen nach seinem Triumph von Helsinki ein Debakel und wird in London von Rico Freimuth übertrumpft. Nach acht enttäuschenden Disziplinen hat der 27 Jahre alte Behrenbruch im Vergleich zu seinem Gold-Coup, bei dem er mit 8558 Punkten Bestleistung erzielte, bisher 369 Zähler weniger gesammelt. Als Zwölfter (6620) hat er keine Chance mehr auf die erhoffte Medaille. Viel besser läuft es dagegen bei Freimuth. Der Hallenser, Sohn des ehemaligen Zehnkämpfers und WM-Vierten Uwe Freimuth, knüpfte nahtlos an seinen starken ersten Tag an und erzielte mit dem Diskus (49,11) und im Stabhochsprung (4,90) persönliche Bestleistungen. Mit 6927 liegt der 24-Jährige zwischenzeitlich auf dem Bronze-Rang und hat weiter beste Chancen auf eine Bestmarke (8322).

Schwimmen: Die deutsche Langstreckenschwimmerin Angela Maurer hat bei den Olympischen Spielen über zehn Kilometer eine Medaille nur knapp verpasst. Die 37-Jährige benötigte für die Distanz durch den See "The Serpentine" im Londoner Hyde Park 1:57:52,8 Stunden und wurde nach einem engagierten Rennen Fünfte. Gold gewann überraschend die Ungarin Eva Risztov (1:57:38,2) vor der US-Amerikanerin Haley Anderson (1:57:38,6) und Martina Grimaldi aus Italien (1:57:41,8). Weltmeisterin und Top-Favoritin Keri-Anne Payne aus Großbritannien belegte Rang vier. Für Maurer waren es nach dem vierten Platz 2008 erneut eine Top-Platzierung bei ihren letzten Olympischen Spielen.

Hochsprung, Ariane Friedrich: Die deutsche Hochsprung-Rekordlerin Ariane Friedrich hat das Finale der Olympischen Spiele in London nicht erreicht. Übersprungene 1,93 Meter reichten für die 28-jährige Frankfurterin nicht, um in die Medaillenrunde am Samstag einzuziehen. Für die WM-Dritte von 2009 bedeutete dies Saisonbestleistung - die für den Einzug in den Endkampf erforderlichen 1,96 Meter schaffte sie aber nicht mehr. Friedrich war vom Deutschen Olympischen Sportbund für London nominiert worden, obwohl sie die Olympia-Norm von 1,95 Meter nicht erfüllen konnte.

Leichtathletik, 4x400-Meter-Staffel: Die deutsche 4x400-Meter-Staffel hat den Einzug ins Finale verpasst - und das deutlich. Jonas Plass (Wendelstein), Eric Krüger (Magdeburg), Kamghe Gaba (München) und Thomas Schneider (Dresden) wurden in ihrem Lauf in 3:03,50 Minuten nur Sechste. Ebenfalls nicht im Finale steht der beinamputierte Oscar Pistorius, der auf Karbon-Federn läuft: Der Südafrikaner kam nicht mehr zu seinem erhofften Staffeleinsatz. Ein Sturz des zweiten Läufers Ofentse Mogawane stoppte die WM-Zweiten. Pistorius wartete in der Wechselzone vergeblich auf die Staffel-Übergabe. Die beste Zeit liefen die Bahamas in 2:58,87 bei ihrem knappen Sieg über das zeitgleiche USA-Quartett.

Fußball, Frauen: Kanadas Fußball-Frauen haben sich die Bronzemedaille gesichert. Die Kanadierinnen gewannen in Coventry gegen Frankreich mit 1:0 (0:0). Den entscheidenden Treffer erzielte Diana Beverly Matheson in der zweiten Minute der Nachspielzeit. Im Finale stehen sich am Abend in einer Neuauflage des WM-Endspiels von 2011 Weltmeister Japan und die USA gegenüber.

Conte erhebt Vorwürfe

Doping: Victor Conte, Hauptschuldiger im Balco-Skandal, hält das Anti-Doping-Programm bei den Olympischen Spielen in London für Augenwischerei. "Das ist Propaganda, wenn sie sagen, das sind die am teuersten getesteten Spiele der Geschichte und sie machen 6000 Tests", sagte Conte der Times: "Sie müssten die Angel auswerfen, wenn die Fische beißen, und das war vor neun Monaten. Ist es einfach, zu dopen und davon während Olympia zu profitieren? Ja." Er geht davon aus, dass etwa 60 Prozent der Sportler bei den Spielen in London betrügen.

Victor Conte war Gründer und Inhaber des mittlerweile aufgelösten kalifornischen Unternehmens Balco und 2003 für einen der größten Dopingskandale der Sportgeschichte verantwortlich. Die Firma, die mit Nahrungsergänzungsmitteln handelte, versorgte über mehrere Jahre hinweg Sportler aus aller Welt mit Steroiden und Wachstumshormonen. Kunde war damals unter anderem auch der später überführte britische Dopingsünder Dwain Chambers, der in London wieder über die 100 Meter an den Start gehen durfte. Conte wurde 2005 zu einer viermonatigen Gefängnisstrafe verurteilt, vier weitere Monate stand er unter Hausarrest. Der Balco-Skandal hatte zahlreiche Haftstrafen zur Folge, unter anderem US-Sprinterin Marion Jones musste ins Gefängnis und ihre fünf Medaillen von den Olympischen Spielen 2000 in Sydney zurückgeben.

Kritik an Erwartungshaltung: Kajakfahrer Andreas Ihle hat beklagt, dass schon zweite oder dritte Plätze in Deutschland keinen Wert mehr haben. "Wenn ich höre, dass wir nur Dritter geworden sind, finde ich das sehr traurig für die, die im Boot stehen", sagte der Olympiasieger von Peking am Donnerstag bei einer Pressekonferenz im Deutschen Haus in London. Gemeinsam mit Martin Hollstein hatte Ihle am Mittwoch Bronze im Zweierkajak gewonnen. "Ich finde das keine schlechte Leistung", fügte der Magdeburger hinzu. Man müsse doch mal berücksichtigen, dass man hier von einem olympischen Finale spreche. Die Weltspitze liege so eng zusammen, sagte Ihle. "Da kann auch eine schlechte Nacht über eine Platzierung zwischen eins und sechs entscheiden."

Volleyball: Deutschlands Volleyballer sind im Olympia-Viertelfinale von London gescheitert. Das Team um Angreifer Georg Grozer unterlag nach der schwächsten Vorstellung des Jahres deutlich mit 0:3 (20:25, 16:25, 14:25) gegen Bulgarien, fährt aber als Fünfter trotzdem mit der besten deutschen Olympia-Platzierung seit 40 Jahren nach Hause. 1972 hatte die DDR mit Silber den bis dato einzigen Podestplatz für den deutschen Männer-Volleyball bei Sommerspielen geschafft. Bulgariens Gegner im Halbfinale am Freitag wird Gold-Favorit Russland sein, der Polen mit 3:0 besiegte. Peking-Olympiasieger USA war zuvor überraschend schon im Viertelfinale von London entthront worden. Der Top-Favorit unterlag klar mit 0:3 gegen Italien. Die Azzurri treffen auf Weltmeister Brasilien, der zuvor souverän mit 3:0 gegen Argentinien triumphiert hatte.

Basketball: Das Dream Team hat ihr Viertelfinalspiel gegen den Ozeanien-Meister 119:86 (56:42) gewonnen und trifft nun in der Runde der letzten Vier wie schon 2008 und 2004 auf Argentinien. Im zweiten Halbfinale misst sich Europameister Spanien mit dem Überraschungsteam aus Russland. Es war mit Ausnahme der letzten Minuten nicht das ganz große Spektakel, das das Team von Coach Michael Krzyzewski gegen den krassen Außenseiter Australien auf das Parkett legte. Doch immer wenn das aufopferungsvoll kämpfende Team aus Down Under in die Nähe eines Ausgleichs kam, drückten die Amerikaner aufs Tempo und zogen wieder davon. Am völlig verdienten Erfolg änderten auch die 26 Punkte von Australiens Topscorer Patrick Mills nichts. Kobe Bryant machte 20 Punkte für das amerikanische Team, das sich im folgenden Duells gegen die Argentinier erwartungsgemäß deutlich weniger Kreativpausen nehmen darf.

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