Die Chefin höchstselbst übernahm die Pflicht, auch ein paar Worte über die notwendigen Zahlen zu verlieren. Es sei Jahr für Jahr eine „finanzielle Herausforderung“, das Actionsport-Spektakel „Munich Action Sports Heroes“, kurz Mash, auf die Beine zu stellen, sagte Marion Schöne, Geschäftsführerin der Olympiapark GmbH (OMG). Ein großer Sponsor, der das Event dauerhaft unterstützt, wäre eine schöne Vorstellung. Das würde Druck von der OMG nehmen, etwa eine Million Euro sind aufzubringen für das Spektakel im Park, die Stadt schießt in diesem Jahr 160 000 Euro zu, Ticketeinnahmen gibt es nicht: „Dass unser Olympiapark-Event heute bei den besten internationalen Actionsportlerinnen und Actionsportlern fest im Kalender steht und bei den Besuchern so beliebt ist, verdanken wir auch den Sponsoren und Förderern wie der Stadt München.“ Nur so sei gewährleistet, so Schöne, dass „wir drei Tage lang ein extrem lässiges Festival mit sportlichen Höchstleistungen, zu dem alle freien Zugang haben, veranstalten können“.
Dieses Format macht Mash zu einem Erfolgsmodell, Familien, Sportbegeisterte und Neugierige pilgern seit nunmehr zehn Jahren in Massen in den Park – bei freiem Eintritt. Das dreitägige Event ist mit dieser bunten Mischung an Besuchern in München längst etabliert, zumal es neben sportlicher Weltklasse auch Lifestyle und Kultur der Szene bietet. Unter dem Motto „Coming home“ wird es wieder eine Chill-out-Area zum Verweilen geben, wie auch Sportangebote zum Mitmachen, szenetypische Kunst wie Graffiti-Workshops und verschiedene Bands, die auf der Mash-Bühne spielen. Im vergangenen Jahr lockte Mash 96 000 Menschen an, Ähnliches wird auch für die mittlerweile elfte Auflage (27. bis 29. Juni) erwartet.
Zur Mash-DNA gehört auch, dass das Programm variiert. So bretterten schon mal Motocrosser über eine in den See modellierte Strecke oder Mountainbiker schraubten Salti in die Luft. In den vergangenen beiden Jahren bereicherte Streetdance das Programm, besonders das olympische Breaking wurde begeistert angenommen. „Mash ist eine Plattform für Experimente“, sagt etwa Andi Zeiss, der von Beginn an als Sportlicher Leiter BMX dabei ist: „Mash prescht nach vorn, bricht Regeln und entwickelt immer Neues.“
Für die Sommerspiele 2028 in Los Angeles indes wurde Breaking wieder aus dem Programm genommen, vielleicht mit ein Grund, dass Mash ebenfalls im aktuellen Event auf Streetdance verzichtet. OMG-Chefin Schöne gibt aber auch zu, dass das knappe Budget eine Rolle spielte, das Programm in diesem Sommer auf die drei Kernsportarten Skateboard, Wakeboard und BMX zu beschränken. Dafür ist das Starterfeld erlesen, auch wenn in diesem Jahr zur gleichen Zeit die X-Games in den USA stattfinden, weshalb sich die Szene praktisch zwischen München und Salt Lake City splittet.
In München starten angesichts der Konkurrenz aus Utah und des engen Budgets keine Frauen im BMX
Dabei sind die X-Games ursächlich für Mash, die 2013 als riesiges Event im Olympiapark stattfanden. „Dann wurde uns unschön der Stecker gezogen“, erinnert sich Zeiss, als der amerikanische TV-Sender ESPN, der die Actionsport-Wettbewerbe veranstaltet, überraschend wissen ließ, die internationalen Ableger seiner Veranstaltung einzustellen. Neben München betraf das auch Barcelona und Foz do Iguaçu in Brasilien. Weil die Extremsportveranstaltung in München aber derart gut angenommen wurde, entschlossen sich Stadt und OMG, sie in kleinerem Rahmen selbst zu stemmen: Mash war geboren.
Die drei Tage im Sommer bieten seither Topsport, etwa auf dem Skateboard: Sechs Frauen und zwölf Männer starten, darunter der zweimalige Olympiateilnehmer Tyler Edtmayer aus Lenggries sowie bei den Frauen die Düsseldorferin Lenny Janssen. Beim BMX, das auf demselben Set-up stattfindet, will der Viersener Paul Thölen Vorjahressieger Tom Justice herausfordern. Für ein Frauenfeld hat es angesichts der Konkurrenz aus Utah und des engen Budgets nicht gereicht.
Ganz anders im Wakeboard, in dieser Disziplin ist Mash Branchenprimus, wie David Vervenne erklärt. Der Belgier war Wakeboard-Profi und ist nun für den Parcours im unteren Olympiasee verantwortlich. „Es gibt kein vergleichbares Event in der Welt, wer bei Mash mitfahren darf, hat es geschafft.“ Weder Europa- noch Weltmeisterschaften kämen an dessen Bedeutung heran, so Vervenne, „wir haben hier die Besten der Besten am Start“. In Zahlen: zwölf Männer und sechs Frauen, wie Vorjahressiegerin Rivers Hendrick aus den USA sowie die Deutsche Anne Freyer. Bei den Männern sind die Stuckey-Brüder Gavin und Trent aus Florida hoch gehandelt, aber auch die deutschen Starter Nico von Lerchenfeld aus Köln, der Allgäuer Felix Georgii und Lokalmatador Dominik Gührs kommen für den Sieg infrage.
Und wer weiß, vielleicht begeistern die Athletinnen und Athleten mit ihren spektakulären Leistungen einen Sponsor. Marion Schöne hätte nichts dagegen.