Münchner Fußball-Arena abbezahlt:Leuchtendes Signal an die Konkurrenz

Opening Game Allianz Arena Bayern Munich v DFB Team

Blickfang: die Arena des FC Bayern in Fröttmaning

(Foto: Bongarts/Getty Images)

In weniger als zehn Jahren hat der FC Bayern seine Arena in Fröttmaning abbezahlt, kalkuliert war einst ein Vierteljahrhundert. Jetzt kann sich der Verein noch mehr außergewöhnliche Spieler leisten.

Von Thomas Hummel

Wenn der FC Bayern seine Heimspiele austrägt, sind derzeit 4000 Plätze frei. Was ein Grund wäre für einen Sturm von Anfragen auf den Klub. Schließlich ist die Allianz Arena ständig ausverkauft. Doch die grauen Sitze erweisen sich als Versprechen für die Zukunft. Noch verweigert die Stadt, die Arena für 75 000 Zuschauer freizugeben.

Die U-Bahnen sind ohnehin schon voll und im Stadtteil Fröttmaning verärgern Falschparker die Bevölkerung. So müssen bis heute die Plätze im Oberrang leer bleiben. Nur 71 000 Menschen dürfen Peps Zaubertruppe live bewundern. Der Klub möchte die Probleme allerdings bald lösen. Und das Problem muss erst erschaffen werden, dass dem FC Bayern auf Dauer widersteht.

Im Sommer hat der Klub sein Stadion umgebaut. In der Südkurve gibt es nun mehr Stehplätze, was mehr Menschen Zugang verschaffen würde. Und im Oberrang wurden überflüssige Presseplätze umgewandelt sowie in der letzten Reihe unter dem Dach noch Sitzschalen montiert. Mehr geht nicht mehr.

Finanzchef Jan-Christian Dreesen sagte damals, mit dem Umbau wolle der Klub so vielen Menschen wie möglich den Zugang zu den Heimspielen ermöglichen. Um ihnen eine Freude zu machen. Um mehr Einnahmen gehe es gar nicht.

Obwohl weder an der Säbener Straße noch sonstwo im Bayernland die reine Philanthropie ausgebrochen ist, darf man ihm das sogar glauben. Denn Geld hat der FC Bayern wahrlich genug. Er hat so viel Geld, dass er für die Finanzierung des eigenen Stadions nicht wie veranschlagt 25 Jahre benötigte. Sondern weniger als zehn. Wobei angemerkt werden muss, dass der FC Bayern ursprünglich nur die Hälfte der 346 Millionen Euro Baukosten für Stadion und Parkhaus plus Finanzierungskosten bezahlen wollte. Die andere Hälfte sollte der TSV 1860 München einbringen.

Das Stadion am Nordrand der Stadt ist der leuchtende Höhepunkt der formidablen Entwicklung dieses Fußballklubs. Eine Entwicklung, in der sich gute Arbeit und glückliche Fügung aufs Schönste vereinen.

An diesem Freitag wird Vorstandsvorsitzender Karl-Heinz Rummenigge auf der Jahreshauptversammlung den Mitgliedern noch einmal offiziell verkünden, dass die Schulden abgetragen sind. Das erleuchtete Schlauchboot bis auf eine mickrige Restschuld abbezahlt ist. Und dass von nun an alle Einnahmen der Heimspiele zusätzlich in die Bildung einer hervorragenden Mannschaft fließen können. Der frühere Präsident Uli Hoeneß hat für diesen Moment einmal angekündigt: "Dann wird der FC Bayern eine Macht sein, vor der sich die Konkurrenz in der Bundesliga warm anziehen darf. Dann wird es lustig für die Liga." Als würde die Bundesliga nicht schon genug lachen ob der Überlegenheit aus München.

Jetzt kann der FCB noch mehr in Beine investieren

Als im Jahr 2001 die Stadion GmbH gegründet wurde, konnte niemand mit einer solchen rasanten Geschichte rechnen. Die Idee eines neuen Stadions am Stadtrand war ohnehin nur wegen der nahenden Weltmeisterschaft realistisch. Und weil sich Architekt Günter Behnisch im letzten Moment gegen einen Umbau seines Olympiastadions wehrte.

Dazu mussten die Beteiligten einen Bürgerentscheid überstehen, worin es vor allem darum ging, ob der Steuerzahler für die nötige Infrastruktur aufkommen solle. Autobahnzufahrten und U-Bahn-Zubringer sollten 210 Millionen Euro kosten. Eine deutliche Mehrheit von 65,8 Prozent der Bürger stimmte mit Ja. Nicht unwesentlich dabei war, dass damals der TSV 1860 noch mit im Stadionboot saß. Welcher Sechzger hätte schon für ein neues Bayern-Stadion gestimmt?

Noch bevor das Stadion eingeweiht wurde, passierte dem Lokalrivalen das, was ihm nie hätte passieren dürfen: Er stieg ab. Als Zweitligist aber ist ein neues Stadion nicht zu finanzieren. In Duisburg, Aachen, Kaiserslautern musste mehrmals die öffentliche Hand den Klubs helfen, Vereine wie Eintracht Frankfurt rettete nur der direkte Wiederaufstieg. Dies schaffte der TSV 1860 nicht, er begeht gerade seine elfte Zweitliga-Saison in Serie. Schon 2006 musste er seine Stadionhälfte verkaufen, der FC Bayern bezahlte dafür sagenhafte elf Millionen Euro. Nur ein Jahr später veräußerte 1860 auch die Rückkaufoption an den Nachbarn. Preis: die Einnahmen von zwei Freundschaftsspielen. Seitdem muss der kleinere Münchner Klub dem größeren Miete bezahlen. Er wird das auch weiterhin tun, denn in München steht kein anderes Zweitliga-taugliches Stadion.

Doch zurück zum FC Bayern.

Vielleicht hätte sich der Verein 2001 noch gar nicht getraut, alleine ein solch teures Stadion zu bauen und zu finanzieren. Der Umsatz lag damals bei gut 170 Millionen Euro im Jahr. Zum Vergleich: 13 Jahre später wird Rummenigge am Freitag im Audi Dome einen Umsatz von 528 Millionen Euro verkünden. Die Zeiten haben sich gewaltig verändert.

Der Fußball und vor allem die regelmäßig an der Champions League teilnehmenden Klubs erleben einen enormen Boom. Die Merchandising-Einnahmen aus dem Verkauf von Trikots, Schals, Tassen, Uhren und allem möglichen Zeug mit FC-Bayern-Emblem drauf sollen in der vergangenen Saison erstmals die 100-Millionen-Euro-Grenze überschritten haben. Zuletzt erklärte Vorstandsmitglied Andreas Jung, der Klub habe in der vergangenen Saison mehr als 1,3 Millionen Trikots verkauft und damit mehr als alle anderen Bundesligisten zusammen. Einnahmen aus Sponsoring und Vermarktung steigen ebenfalls rasant. Die deutsche Konkurrenz ist in dieser Finanzwelt soweit abgehängt wie in der Bundesliga-Tabelle. Nur Real Madrid, Barcelona oder Manchester United können da mithalten.

Der entscheidende Faktor für die Finanzierung des Stadions war allerdings der Einstieg von Audi und der Allianz als Teilhaber der FC Bayern AG. Audi zahlte 2009 90 Millionen Euro, die Allianz kürzlich 110 Millionen Euro, beiden gehören nun wie dem dritten Teilhaber Adidas 8,33 Prozent der AG-Anteile. Das meiste dieser Einnahmen dürfte in die Ablösung von Stadion-Krediten geflossen sein. Nur so konnte selbst der Krösus FC Bayern eine ganze Arena plus Parkhaus so schnell bezahlen.

Durch den Wegfall von Zins und Tilgung darf Sportchef Matthias Sammer nun mit ein paar Millionen mehr für den Spielerkader pro Jahr kalkulieren. Uli Hoeneß hatte einmal die Zahl 25 Millionen genannt, Dreesen sprach zuletzt im Magazin Finance von einem Betrag unter 30 Millionen. Einen Arjen Robben oder Mario Götze bekommt man dafür heutzutage zwar nicht mehr. Die Ausstiegsklausel für Marco Reus hingegen könnte drin sein.

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