Münchner Bewerbung für EM 2020:Einig für den Traum vom Finale

München bewirbt sich für EM 2020

Selten so einig: Christian Ude, Horst Seehofer und Karl-Heinz Rummenigge bei der Pressekonferenz am Donnerstag. 

(Foto: dpa)

München bewirbt sich als erste Stadt in Europa um die Austragung von Spielen bei der gemeinsamen Fußball-Europameisterschaft 2020. In seltener Harmonie erläutern Karl-Heinz Rummenigge, Christian Ude und Horst Seehofer, wie man sich gegen Konkurrenten durchsetzen will.

Von Christian Krügel

So viel Harmonie war selten und wird in diesem Jahr auch nicht mehr zu erleben sein: Auf dem Podium beim FC Bayern saßen einträchtig neben Vorstandschef Karl-Heinz Rummenigge Ministerpräsident Horst Seehofer und sein Herausforderer Oberbürgermeister Christian Ude, in Sichtweit dessen Erzgegner, FC Bayern-Präsident Uli Hoeneß.

Und keiner schoss Giftpfeile auf den anderen, sondern erging sich in Lobeshymnen über den "einzigartigen Schulterschluss" (Seehofer) und auf den FC Bayern und seine Führung. "Ich bin Ihnen ausdrücklich und nachdrücklich dankbar, wie Sie das eingefädelt haben", sagte Ude zu Hoeneß und Rummenigge.

Die beiden haben nämlich in mehreren Gesprächen seit November einen Coup eingefädelt, der München eines der größten Sportereignisse der nächsten Jahre bescheren könnte: Als erste Stadt Europas bewirbt sich München um die Austragung von Spielen der Fußball-EM 2020, und das in einer "einzigartigen Allianz aus Stadt, Land Klub" wie es Uli Hoeneß laut Seehofer als Slogan ausgegeben hat.

Und da weder der FC Bayern noch Stadt und Freistaat bescheiden sind, soll München nicht irgendwelche Spiele austragen, sondern am besten die beiden Halbfinal-Begegnungen und das Endspiel.

In sieben Jahren soll die Fußball-Europameisterschaft nämlich anders als bei bisherigen Turnieren nicht konzentriert in einem Land stattfinden, sondern in 13 Städten in 13 europäischen Ländern. Vorgesehen sind zwölf Städte, in denen bis zu maximal drei Spiele der Vor- und K.o.-Runde ausgetragen werden. Die Finalspiele sollen gebündelt in einer Stadt gespielt werden - geht es nach Uefa-Präsident Michel Platini am liebsten in Istanbul.

Auch Berlin, Stuttgart und Dortmund überlegen

Das ficht die Münchner aber nicht an, ebenso wenig, dass sich auch Berlin, Stuttgart und Dortmund derzeit überlegen, eine Kandidatur zu starten - der Deutsche Fußballbund kann sich nur mit einem Austragungsort bewerben.

Doch die innerdeutsche Konkurrenz fürchten die Bayern nicht wirklich. Rummenigge sprach zwar davon, "die Bewerbung in Demut" anzugehen. Trotzdem betonten er wie auch Horst Seehofer und Christian Ude die Vorzüge der Stadt. Die Menschen hier hätten sich mehrmals als "sehr gute und weltoffene Gastgeber" gezeigt, so der Ministerpräsident. Die Infrastruktur sei dank Fröttmaninger Arena und nahem Flughafen hervorragend, das Champions-League-Finale 2012 sei auch wegen der Fan-Feste im Olympiapark phantastisch gewesen, so Ude.

Beide Politiker betonten, dass diese Bewerbung den Steuerzahler keinen Euro kosten würde - "außer den einen oder anderen Empfang", so Seehofer: "Der FC Bayern braucht keine Bürgschaften." Die Hauptlast der Bewerbung wird beim FC Bayern liegen, Stadt und Land geben politische Unterstützung. Tatsächlich waren es die Verantwortlichen des Klubs, die die Idee hatten - "wir beide wären da nicht drauf gekommen", sagte Seehofer mit Blick auf Ude.

Bereits im November, noch bevor die Uefa den neuen Modus beschlossen hatte, war Rummenigge auf den OB zugegangen. Es folgten mehrere Gespräche, immer unter der Maßgabe, "dass hier nicht die Partei, sondern der Nutzen von Stadt und Land im Vordergrund" stehen soll, so Rummenigge. Von diesem Nutzen ist Ude überzeugt: Selbst im Stadtrat, in dem viele Sportmuffel säßen, habe keiner den wirtschaftlichen Ertrag des Champions-League-Finales angezweifelt - der sei bei einer EM noch viel höher.

Ude und Seehofer wollen wegen dieser Kandidatur die Olympia-Ambitionen der Stadt aber nicht fahren lassen. "Wir streben nach wie vor eine hochwertige Bewerbung für die Spiele 2020 an", sagte der OB. Ob München EM-Austragungsort wird, entscheidet die Uefa im September 2014.

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