3:1-Erfolg in Hannover:Glücklicher Sieg für seltsame Bayern

Hannover 96 - FC Bayern München

Erleichterung: Ribéry, Schweinsteiger und Robben (von links nach rechts) in Hannover

(Foto: Peter Steffen/dpa)

Von Lisa Sonnabend

Die Spieler des FC Bayern sind deutsche Meister, viele waren dabei, als der Verein die Champions League gewann, und fünf der Fußballer auf dem Platz sind Weltmeister. Doch am Samstagnachmittag in Hannover interssierte sich niemand für sie. Stattdessen pfiffen die gegnerischen Fans ihre eigene Mannschaft aus. Auch als Dante nach ein paar Minuten einen Pass zu Jérôme Boateng schubste, sahen die Stadionbesucher gar nicht hin, sondern buhten wütend H96-Vereinschef Martin Kind aus. Es schwelt ein Konflikt zwischen den beiden Lagern.

Die Münchner fühlten sich von so viel Desinteresse offenbar pikiert. Sie agierten harmlos, gerieten sogar in Rückstand - und hatten viel Mühe, das Spiel noch zu drehen. Am Ende gewannen sie 3:1 (1:1).

Auch Pep Guardiola zeigte an diesem Samstagnachmittag, dass er wie die H96-Anhänger mit manchen Dingen nicht einverstanden war. Der Bayern-Trainer ließ Franck Ribéry, der im Pokal-Achtelfinale gegen einen Braunschweiger nachgetreten hatte, auf der Ersatzbank Platz nehmen. Immerhin wurde dem Franzosen dort nicht langweilig: Bastian Schweinsteiger und Robert Lewandowski saßen neben ihm.

Das Überraschende an diesem Nachmittag war: Der FC Bayern begann mit einer extrem defensiven Aufstellung. Boateng, Dante und Holger Badstuber verteidigten, aber auch der Ribéry-Ersatz Juan Bernat, Rafinha und David Alaba standen auf dem Platz - und die verstehen es mindestens genauso gut, den Gegner vom eigenen Tor fernzuhalten wie Tore zu schießen.

Gefährlich wurden die Münchner trotzdem. In der siebten Minute zirkelte Alaba einen Freistoß ähnlich kunstvoll aufs Tor wie wenige Tage zuvor im Pokalachtelfinale. Doch Hannovers Torhüter Ron-Robert Zieler spitzelte den Ball über die Latte. Trotz der vielen begabten Defensiv-Akteure gerieten die Münchner in Bedrängnis. Artur Sobiech ließ den strauchelnden Dante aussehen wie den hüftsteifen Verteidiger eines Dorfvereins, er entkam mit Leichtigkeit und rannte alleine aufs Tor zu. Doch Badstuber holte ihn gerade rechtzeitig noch ein (17.).

Dantes Fauxpas wenige Minuten später war dann noch fataler: Jimmy Briand gab weiter zu Hiroshi Kiyotake in die Strafraummitte. Der Japaner täuschte links an, zog dann aber rechts am verdutzten Dante vorbei. Er traf durch die Beine des Brasilianers hindurch zur Führung (25.).

Nur drei Minuten später gelang dem Tabellenführer allerdings der Ausgleich. Xabi Alonso trat an zum Freistoß. Dabei rutschte der Spanier weg, so dass er auf dem Hosenboden landete. Der Ball erreichte dadurch die perfekte Flugbahn und landete in der linken, oberen Torecke.

Kein Handschlag für Dante

Die Antwort der Bayern-Spieler kam also prompt, die vom Trainer auch. Dante musste in der 32. Minute raus, Guardiola blickte ihn nicht an, er gab ihm nicht die Hand. Der Brasilianer pfefferte sein Schweißband auf den Rasen. Es dürfte einer seiner letzten Saisoneinsätze gewesen sein.

Mit der Auswechslung beendete Guardiola auch sein seltsames Defensiv-Experiment. Stürmer Lewandowski half nun mit, Druck nach vorne zu entfachen. Rafinha und Bernat ließen sich auf ihre gewohnten Positionen auf den Außenbahnen zurückfallen.

Doch Hannover blieb wachsam. Meist drei Aufpasser folgten Arjen Robben, Räume ergaben sich keine. Sieben Torschüsse feuerte der FC Bayern in der ersten Hälfte ab, alle jedoch von außerhalb des Strafraums.

Guardiola war auch in der zweiten Hälfte nicht zufrieden. Götze musste runter, immerhin klatschte der Trainer mit ihm ab. Der unbeherrschte Ribéry durfte nun doch spielen (53.) und brachte Schwung in die Partie. In der 59. Minute köpfelte der Franzose zu Lewandowski in den Strafraum. Der Pole beugte sich weit nach unten, so dass er mit der Nase fast das Gras berührte. Dabei traf ihn Marcelo mit dem Fuß im Gesicht. Schiedsrichter Tobias Welz gab Elfmeter - eine umstrittene Entscheidung. Zieler, der noch nie einen Elfmeter in der Bundesliga gehalten hatte, kam auch an den Schuss von Thomas Müller nicht dran. Der Ball flog unerreichbar ins linke Toreck (61.).

Die Partie war nun entschieden. Die Hannoveraner wurden langsam müder. Schweinsteiger kam für Alonso - und kurz darauf bereitete Ribéry den nächsten Treffer vor. Er setzte sich durch, flankte direkt auf Müllers Kopf und der erzielte sein zweites Tor an diesem Nachmittag (73.).

Ribéry fiel dann noch einmal auf. Leonardo Bittencourt triezte ihn mit einer Reihe von Fouls. Der Franzose schubste ihn daraufhin um - und sah Gelb. Wegen derart unüberlegten Aktionen könne der FC Bayern ein Champions-League-Spiel verlieren, hatte Guardiola noch vor ein paar Tagen geschimpft. Vier Tage vor dem Rückspiel gegen Schachtjor Donezk gibt es allerdings weitere Schwachstellen im Spiel der Münchner.

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