2:2 des FC Bayern gegen Mainz:Die Frühjahrsmüdigkeit des FC Bayern kehrt zurück

2:2 des FC Bayern gegen Mainz: Bedient: Thomas Müller

Bedient: Thomas Müller

(Foto: AFP)
  • Thomas Müller, Mats Hummels und Carlo Ancelotti sprechen nach dem 2:2 gegen Mainz über die Probleme des FC Bayern.
  • Im DFB-Pokal am Mittwoch gegen Borussia Dortmund müsse die Mannschaft anders auftreten.
  • Die Verletzung von David Alaba scheint wohl weniger schlimm zu sein.

Von Maik Rosner, München

Vom blühenden Leben waren die Bayern auch hinterher ziemlich weit entfernt. So unterkühlt und grau wie der Samstagnachmittag in München war ihr Spiel gegen den FSV Mainz 05 dahergekommen, und ganz ähnlich gerieten danach auch ihre Einlassungen.

Nicht gut reingekommen sei die Mannschaft, "wir haben den Mainzern gleich ein Tor überreicht", sagte Thomas Müller mit betretener Miene und versuchte sich an einer Erklärung für die vierte Enttäuschung hintereinander nach dem 1:2 gegen Real, dem 0:0 in Leverkusen und dem 2:4 nach Verlängerung in Madrid. "Die Gründe sind vielschichtig", hob Müller an und führte das Aus in der Champions League als wesentliche Ursache für den uninspirierten Auftritt nun beim 2:2 (1:2) gegen Mainz an. "Natürlich hängt uns das Spiel von Dienstag noch nach, wir sind auch nur Menschen", sagte er, "wir sind nicht zufrieden, aber wir müssen nach vorne schauen. Mittwoch ist ein ganz wichtiges Spiel für uns."

Gemeint war das Pokalhalbfinale gegen Borussia Dortmund, die nächste Partie, in der der Erhalt der verbliebenen Saisonziele zur obersten Bayern-Pflicht wird. Es sei gut, dass es schnell weiter geht, befand Müller, "auch wenn wir körperlich, oder was die Mannschaft betrifft, ein paar Probleme haben." Gegen den BVB müsse man "alles aus dem Tank bekommen. Und ich denke, wir werden den Kopf schon wieder hoch bekommen."

Auch unter Ancelotti bleibt das Frühjahr für Bayern eine unerquickliche Jahreszeit

Wer den nachdenklichen und ganz und gar nicht freudigen Müller so reden hörte, musste sich beinahe zwangsläufig an die Worte von Karl-Heinz Rummenigge erinnern, die dieser vor ziemlich genau zwei Monaten gedichtet hatte. Vor Carlo Ancelottis 1000. Trainerspiel hatte der Vorstandsvorsitzende noch frohlockt: "Die Zeit, die jetzt ansteht, in der es anfängt zu grünen und zu blühen - das ist die Ancelotti-Jahreszeit." Die Bayern beschenkten ihren Trainer danach zu seinem Jubiläum mit einem 8:0 gegen den Hamburger SV. Es war der höchste Saisonsieg.

Doch der Höhepunkt kam zu früh. Zwei Monate später hat sich ein gefühlt ziemlich tristes Grau über den FC Bayern gelegt, nachdem die große Hoffnung auf den Titelgewinn in Europa vor wenigen Tagen in Madrid verkümmert war wie eine erfrorene Frühjahrsblüte. Weil nun gegen Mainz die nächste, wenngleich kleine Enttäuschung folgte, zieht der FC Bayern unter dem Eindruck in die letzte englische Woche der Saison, auch mit Ancelotti in jene Frühjahrsmüdigkeit verfallen zu sein, die die Münchner in den vergangenen drei Jahren unter Pep Guardiola stets erfasst hatte, allerdings erst rund ums Halbfinale der Champions League.

Nun kam das zwischen Real und Dortmund eingequetschte Ligaspiel gegen Mainz wie ein Beleg daher, dass der Frühling auch mit dem Italiener eine ziemlich unerquickliche Jahreszeit sein kann. Bojan Krkic hatte die Rheinhessen mit seinem ersten Saisontor früh in Führung gebracht (3.), Arjen Robben ausgeglichen (16.) und Daniel Brosinski per Foulelfmeter für die Gäste getroffen (40.), ehe Thiago mit seinem erneuten Ausgleich immerhin eine weitere Niederlage verhinderte (73.). "Wir haben uns das Leben selber schwer gemacht", sagte Innenverteidiger Mats Hummels, und es klang beinahe schon wie eine ungute Vorahnung, als er das Pokalspiel gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber BVB als "eine knallharte Aufgabe" bezeichnete. Hummels beeilte sich aber, schnell Zuversicht zu verbreiten, ganz im Sinne der ersten Profipflicht. "Wir sind erfahren genug, dass wir da in einen anderen Modus schalten können", versicherte er. Vorerst aber scheinen die Münchner im Guardiola-Modus angekommen zu sein und ziemlich weit weg vom Ideal der Ancelotti-Jahreszeit.

Lewandowski bekommt einen klaren Elfmeter verwehrt

Die Frage vor dem ersten Spiel nach dem Aus in der Champions League war gewesen, wie die Bayern die 120 Minuten vom Dienstag verkraftet haben würden. Die Antwort darauf fiel ziemlich positiv aus, jedenfalls beim Blick auf die Aufstellung. Bis auf Torwart Manuel Neuer und den angeschlagenen Innenverteidiger Jérôme Boateng standen nun all jene Spieler im Kader und bis auf Philipp Lahm und Xabi Alonso auch in der Startelf, denen Madrid in den Knochen und Gemütern steckte. Die Antwort auf den sportlichen Teil der Frage geriet allerdings weit weniger erfreulich aus Sicht der Münchner.

Im Pokal sollen immerhin Martínez und Boateng zurückkehren

Kaum hatte das Spiel begonnen, mussten sie sich schon wieder mit dem Gefühl eines Rückstandes arrangieren. Krkic hatte einen Ballverlust von Arturo Vidal zum Führungstor genutzt. Und weil die Münchner auch danach ziemlich unsortiert wirkten und weitere Turbulenzen wie Levin Öztunalis Großchance zum 0:2 zuließen, durfte das Vorhaben, den Frust von Madrid abzuschütteln und neuen Schwung für Dortmund aufzunehmen, als ziemlich misslungen angesehen werden.

Grundlegend änderte sich dieser Eindruck auch später nicht, weil Mainz zu weiteren gefährlichen Torannäherungen kam und lange Zeit munter mitspielen durfte. Als Menetekel fürs BVB-Spiel sollte dieser laxe Auftritt aber nicht gewertet werden, befand Ancelotti: "Ich bin sicher, dass wir am Mittwoch anders auftreten werden". Zumal er dann wieder mit den angeschlagenen Verteidigern Boateng, Javier Martínez und dem gegen Mainz verletzt ausgeschiedenen David Alaba rechnet.

Zwar taten die Bayern nach dem Rückstand mehr für die Offensive und kamen durch Robbens Flachschuss (nach Zuspiel von Franck Ribéry) zum 1:1. Doch bald mussten die Münchner froh sein, nach weiteren Mainzer Gelegenheiten nur mit einem 1:2-Rückstand in die Pause zu gehen, nachdem Kimmich Yoshinori Muto gefoult und Brosinski den Elfmeter mit etwas Glück verwandelt hatte.

Wirklich schwungvoll geriet der meist körper-, ideen- und lustlose Auftritt der Bayern auch in der zweiten Halbzeit nur selten. Der Ausgleich gelang dennoch, als sich Thiago zu einer Einzelaktion aufraffte und nach einer Finte von der Strafraumgrenze einschoss. Und hätte Schiedsrichter Frank Willenborg kurz darauf nicht nach Alexander Hacks gestrecktem Bein gegen Robert Lewandowski vom eigentlich berechtigten Elfmeterpfiff abgesehen (75.), wäre den Bayern die vierte Enttäuschung hintereinander wohl erspart geblieben. So aber kam auch Hummels nicht um seine Bestandsaufnahme umhin, dass die Mannschaft "nicht die nötige Herangehensweise" gezeigt habe und sich "grobe Patzer" geleistet habe. Nach einer Frühjahrsblüte klang auch das nicht.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: