München:Viele neue Namen

Japan - Mazedonien

Einer, den man sich merken sollte: Jin Watanabe war mit fünf Toren Japans bester Spieler.

(Foto: Sven Hoppe/dpa)

Deutschlands früherer Nationaltrainer Dagur Sigurdsson kehrt mit Japan bei der WM zurück.

Von Ralf Tögel

Shinzo Abe natürlich, der japanische Premierminister. Vielleicht Ken Watanabe, der finstere Samurai an der Seite von Tom Cruise im Blockbuster "Last Samurai", ein japanischer Hollywood-Schauspieler. Oder Kei Nishikori, Japans bester Tennisspieler, Shinji Kagawa, Liebling vieler Dortmunder Fußballfans. Na gut, Ryoyu Kobayashi vielleicht auch, der gerade die Weltelite der Skispringer aufmischt und die Vierschanzentournee gewonnen hat. Allesamt Persönlichkeiten aus Japan, die man kennen könnte. Aber Jin Watanabe? Oder Yuto Agarie? Beide sind Handball-Nationalspieler, sie warfen die ersten vier Tore bei der WM 2019 für Nippon, zur 4:3-Führung gegen die Mannschaft aus Mazedonien. Der Gastgeber der Olympischen Spiele 2020 ist von der IHF per Wildcard zur Weltmeisterschaft in Deutschland und Dänemark eingeladen worden und hat nun mit dieser Partie die Vorrundengruppe B in der Münchner Olympiahalle eröffnet. Wie zu erwarten war, gab es letztlich eine 29:38-Niederlage. Das 4:3 blieb die einzige Führung der Japaner.

Deren Trainer Dagur Sigurdsson fand, dass "das fast zu erwarten war", speziell die beiden robusten Kreisläufer des Teams vom Balkan bekamen die japanischen Abwehrspieler nie in den Griff. Dieser physische Vorteil auf Seiten der Mazedonier war der augenfälligste, Stojance Stoilov und Zharko Pheshevski - beide über 1,90 Meter groß und weit jenseits der 100-Kilogramm-Marke schwer - erzielten zusammen zehn Treffer. Stoilov, der wie sein Partner reichlich Hüftgold mit auf das Spielfeld zu schleppen hatte, holte zudem zahlreiche Siebenmeter heraus, die Mazedoniens treibende Kraft Kiril Lazarov zu verwerten wusste. Der Halbrechte ist mit seinen 38 Jahren zwar etwas in die Jahre gekommen, doch er zieht nach wie vor die Fäden in der Mannschaft und ist der verlängerte Arm des spanischen Trainers Raul Gonzalez.

So wie sich die beiden Kreisläufer ähnelten, so eintönig lief das Positionsspiel der Mazedonier dann auch ab: Teilweise fast behäbig wurde der Ball nach vorne getragen, irgendwann bekam Lazarov den Ball, suchte den Kreisläufer, brachte den Außen ins Spiel - oder schloss selbst ab. So simpel das Muster ist, so schwer ist es zu verteidigen. Weil Lazarov zum Einen immer noch ein Schütze erster Güte ist und mit acht Treffern bester Werfer der Partie war, und weil die Kreisläufer von den japanischen Abwehrspielern nicht zu halten waren, sobald sie den Ball in ihren Fingern hatten.

"Auch die anderen Mannschaften haben solche riesigen Typen am Kreis, das wird nicht einfacher", blickte Sigurdsson schon mal voraus, der Isländer war trotz Niederlage keineswegs enttäuscht. Es ist für ihn ja die Rückkehr an seine alte Wirkungsstätte: Der Isländer feierte in Deutschland bekanntlich seine größten Erfolge. Der 45-Jährige gewann mit den Füchsen Berlin den DHB-Pokal und mit der deutschen Nationalmannschaft den Europameistertitel 2016 in Polen und im selben Jahr die Bronzemedaille bei den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro.

Dann verabschiedete sich der deutsche Hoffnungsträger und bekennende Japan-Fan ins Land der Kirschblüten, um eine knifflige Aufgabe zu übernehmen. Er soll die Mannschaft auf die Sommerspiele in Tokio 2020 vorbereiten, eine "Herkulesaufgabe", wie Bob Hanning, sein Freund und DHB-Vizepräsident seinerzeit enttäuscht meinte. Dafür sei die Weltmeisterschaft nun "Gold wert", sagte Sigurdsson, "wir sind hier um Erfahrung zu sammeln". Vor allem, was er in der zweiten Halbzeit beobachten konnte, habe ihm gefallen, "da haben wir einige Situationen gut gelöst". In der Tat war das schnelle Spiel der Japaner schön anzusehen. Die Auswahl rekrutiert sich vor allem aus Studenten und Spielern, die für Firmen-Mannschaften starten, für Klubs wie Toyota Auto Body oder Osaki Electric. Bester Torschütze war Watanabe mit fünf Treffern, vielleicht sollte man sich den Namen merken.

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