1860 München:Mit Spaßbremsen gepunktet

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Kampfspiel im Münsterland: Romuald Lacazette (1860 München) grätscht erfolgreich gegen Jannik Borgmann (Preußen).

(Foto: imago/MIS)

Beim 0:0 gegen den Tabellenzweiten Preußen Münster geht der taktische Plan von Trainer Daniel Bierofka auf.

Von Thomas Gröbner

Das Drittliga-Gastspiel des TSV 1860 München in Münster stand unter besonderer Beobachtung von Prominenten mit Humor, die mit Fußball und mit 1860 sonst arg fremdeln. Und eigentlich sollte ja auch auf dem Rasen eine Art Unterhaltungsprogramm aufgeführt werden. Sänger Roland Kaiser ("Ich liebe den FC Bayern") und Moderator Götz Alsmann ("Ich habe nicht wirklich Ahnung, eher so ein halb-emotionales Neugier-Verhältnis") saßen beieinander. Doch sie sahen ein Spiel, in dem einige Pointen danebengingen - aber der Plan von 1860-Trainer Daniel Bierofka aufging.

Der hatte noch vor dem zähen 0:0 forsch behauptet: "Wir spielen mit den besten Fußball in der Liga." Bierofka setzte Antonio Grimaldi und Sascha Mölders als Prellböcke mit doppeltem Auftrag gegen den Tabellenzweiten ein. Der 1860-Coach hatte gewarnt vor den Qualitäten der Münsteraner ("Wir müssen höllisch aufpassen bei Standards") und wollte deshalb Wucht mit Wucht bekämpfen. Seine beiden Angreifer sollten bei Eckbällen und Freistößen als Spaßbremsen fungieren, aber auch als Empfänger für lange Befreiungsschläge bereitstehen, um dem Preußen-Pressing zu entkommen.

Der Kniff war zugleich die elegante Auflösung eines Aufstellungs-Dilemmas: Denn für die Stelle im Angriff hatte sich Sascha Mölders mit zwei Toren gegen Großaspach so nachdrücklich empfohlen, dass Bierofka ihn gar nicht ignorieren konnte. Aber weil auch Stammspieler Grimaldi nach seiner Gelbsperre zurückkehrte, nominierte der Trainer eben beide Angreifer zusammen - quasi als "Ochsenangriff".

Das funktionierte so gut, dass Münster-Trainer Marco Antwerpen in seiner Analyse murrte: "Über Torchancen brauchten wir heute nicht reden." Bierofka war dagegen zufrieden, schließlich habe man die Null gehalten gegen eine der besten Angriffsreihen der Liga. Nur einmal mussten Kaiser, Alsmann und Bierofka die Luft anhalten, als Münster-Kapitän Martin Kobylanski vor Hiller auftauchte, den Ball aber neben den Pfosten setzte (87.).

Dabei hätte Romuald Lacazette schon nach acht Minuten Bierofkas System fast ausgehebelt, als er sich an der Eckfahne mit einer Kung-Fu-Grätsche in Gegenspieler Jannik Borgmann warf und Glück hatte, dass er nicht früh vom Feld musste. "Mit Fußball hatte das wenig zu tun" giftete Antwerpen. Bierofka mag ja die aggressive Art von Lacazette ("Er ist mein Krieger"), doch wie schon gegen Großaspach musste der Trainer seinen Abräumer wegen Gelb-Rot-Gefahr auswechseln.

Viele Blicke waren beim ersten Duell der beiden Bundesliga-Gründungsmitglieder seit 55 Jahren auf Antonio Grimaldi gerichtete, den sie im Preußenstadion verehren. Vorige Saison hatte der zottelige Angreifer 15 Tore für Münster geschossen, nun kehrte er zurück, und trug einen imposanten Schnäuzer - für Spenden und Aufmerksamkeit im Kampf gegen Prostatakrebs. "Ich finde das gut. Das ist ein Zeichen, dass die Jungs auch mal über den Tellerrand hinausschauen", lobte Bierofka den modischen Einsatz, er monierte aber auch: "Ich hätte mir vorne mehr Durchschlagskraft gewünscht." Bezeichnend war, dass die beste 1860-Möglichkeit Außenverteidiger Herbert Paul hatte, er traf die Latte.

Echte Freude kam dann am Sonntag auf: Abwehrspieler Jan Mauersberger kehrte nach seiner Gesichtsfraktur ins Training zurück. Er soll mit Maske noch in diesem Jahr wieder spielen.

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