1860 München entlässt Moniz:Genug der süßen Versprechungen

1860 München beurlaubt Cheftrainer Moniz

Ricardo Moniz: Abschied von 1860 München

(Foto: dpa)

Nach drei Monaten ist es vorbei: Ricardo Moniz kam mit großen Zielen zum TSV 1860 München, verpasste es aber, der Mannschaft sein Konzept zu vermitteln. Jetzt muss er gehen - nicht nur wegen schlechter Ergebnisse.

Von Andreas Babst

Um 10:52 Uhr verließ Ricardo Moniz die Geschäftsstelle an der Grünwalder Straße. Behängt mit Sporttaschen, den Blick gesenkt. "Ich kann nichts sagen, ich bin sehr enttäuscht", meinte er noch, dann fuhr er davon.

Es war der Moment, als die Zeit von Ricardo Moniz bei 1860 München endete. Kurz vor seinem Abgang ist der 50-Jährige vom Verein offiziell beurlaubt worden. Das Training übernimmt einmal mehr interimistisch Assistent Markus von Ahlen. "Er kennt die Mannschaft, den Verein, die Risiken, aber auch die Chancen", sagte Sportchef Gerhard Poschner. Und: "Von Ahlen ist im Moment Cheftrainer, es spricht nichts dagegen, dass er es bleibt."

Als die kurze Ära Moniz vor drei Monaten begann, herrschte einmal mehr Aufbruchsstimmung beim TSV 1860 München. Hier ein Verein, der nach elf Jahren in der zweiten Liga endlich aufsteigen wollte; da ein Trainer, der sich mit markigen Sprüchen und großen Versprechungen nicht zurückhielt. "Wir werden Meister", sagte Moniz vor dem Saisonstart. Nur zu gerne glaubten sie ihm.

Auch weil Sportchef Poschner Zugänge präsentierte, deren Namen zwar niemand kannte, deren Vita aber viel versprach: Real Madrid, FC Barcelona stand da, wenn auch nur die Reserveteams. Ein Hauch des ganz großen Fußballs an der Grünwalder Straße. Alle sollten sie helfen, Moniz' Vision von spektakulärer Offensive zu verwirklichen.

Die Vision währte eine Halbzeit lang. Im ersten Saisonspiel gegen Kaiserslautern führte München nach 45 Minuten mit 0:2, kassierte in der zweiten Hälfte in Überzahl aber noch drei Gegentore. Furiose Offensive ja, defensive Stabilität nein. Nach der 0:3-Niederlage gegen Leipzig blieb nur die defensive Instabilität, nach vorne war wenig zu sehen. Das taktische Konzept des Trainers schien nicht zu greifen.

Weigl nach zwei Spielen abgesetzt

Nur einen Tag nach dieser Niederlage setzte Moniz Julian Weigl wegen einer spätnächtlichen Taxifahrt samt Lästereien als Kapitän ab und verschob ihn in die Reserve - wieso der 18-jährige dieses Amt überhaupt innehatte, blieb schleierhaft. Zu den Amateuren musste auch Torwart Gabor Kiraly nach einem Handgemenge mit dem neuen Verteidiger Gary Kagelmacher. Kurz darauf verkaufte Poschner den langjährigen Stammtorhüter nach England. Das alles war streng, passte aber zu dem emotionalen Coach mit den markigen Sprüchen.

Doch je länger der angestrebte Offensivfußball und die Punkte ausblieben, die Mannschaft planlos wirkte und selbst gegen die Aufsteiger Heidenheim und Darmstadt nicht gewinnen konnte, schien der Trainer ratloser. Er blieb emotional, schwenkte aber auf Durchhalteparolen um. Auch der Sieg gegen St. Pauli brachte keine Erleichterung, weil gegen Ingolstadt (1:1) und Sandhausen (0:1) zwei besonders schwache Auftritte folgten. Sechs Punkte aus sieben Spielen waren der TSV-Führung zu wenig.

"Wir haben schlechte Ergebnisse und eine schlechte Position in der Tabelle. Doch das ist nicht alles. Entscheidend war auch die sportliche Darstellung der Mannschaft in den letzten zwei Spielen. Es waren unserer Meinung nach deutliche Schritte in die falsche Richtung", sagte Poschner nach der Entlassung. Die Saison sei noch jung, er habe einschreiten wollen. Die Meisterträume mussten der Realität Platz machen. Die ist Platz 13, punktgleich mit dem Relegationsrang.

Poschner sagte auch, Moniz sei überrascht gewesen, als er ihn am Mittwochmorgen beurlaubte. Der Trainer hätte die Situation noch zum Positiven wenden wollen. Diesmal war er der einzige, der daran glaubte.

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