1860 München besiegt Eintracht Frankfurt:"Ich will nicht nur Zuschauer sein"

Der Streit zwischen Hasan Ismaik und der Klubführung belastet die Münchner Löwen scheinbar nicht. Unter den Augen des Investors fügen sie der Frankfurter Eintracht die erste Saisonniederlage zu. Vor dem Spiel hatte Ismaik den Hauskrach weiter befeuert.

Matthias Kohlmaier, Fröttmaning

Die Schlafmützigkeit von Eintracht Frankfurt nach dem Anpfiff, die miserable Chancenverwertung der Hessen und Löwen-Torwart Gabor Kiraly, der eine herausragende Partie spielte: Das sind die Gründe für den 2:0-Sieg von 1860 München gegen die Eintracht aus Frankfurt. Als erste Mannschaft in dieser Saison konnten sie den Tabellenführer besiegen, ließen sich auch von den Querelen um die Rolle von Hasan Ismaik nicht beeindrucken.

TSV 1860 Muenchen - Eintracht Frankfurt

Investor Hasan Ismaik feiert den Sieg der Löwen auf der Tribüne in München: Er will allerdings nicht zu Zuschauer sein.

(Foto: dapd)

Der Investor hatte vor dem Spiel seinen Anspruch auf Mitsprache im Verein noch einmal erneuert. "Ich will nicht nur Zuschauer sein", sagte der 35-Jährige der Zeitung tz und ergänzte: "Ich möchte sicherstellen, dass Entscheidungen gemeinsam getroffen werden, was mit dem Geld passiert, wo Löcher gestopft werden, was in die Mannschaft gesteckt wird."

Ismaik war extra nach München gekommen, wohl um seinen Forderungen Nachdruck zu verleihen. Aber natürlich auch als Zuschauer - und als solcher hatte er Spaß in der bayerischen Landeshauptstadt. Denn Ismaik hatte sich gerade gesetzt, der Anpfiff von Schiedsrichter Christian Dingert war kaum verhallt, da stand Münchens Rechtsaußen Stefan Aigner bereits samt Ball an der Grundlinie der Frankfurter, passte flach in die Mitte und Rakic stocherte die Kugel zwischen zwei Eintracht-Verteidigern hindurch zum 1:0 ins Tor. Der Treffer nach exakt 12,4 Sekunden war der schnellste der laufenden Saison.

"Das frühe Tor war sehr wichtig. Danach wussten wir, hier geht was", sagte Stürmer Kevin Volland nach der Partie und wurde von seinem Trainer Reiner Maurer umgehend bestätigt: "Das war ein Auftakt nach Maß!" Rakic war erst kurzfristig als Ersatz für Benjamin Lauth ins Sturmzentrum gerückt - Lauth laboriert an einem steifen Nacken.

Eintracht Frankfurt trat in der Folge nicht wie ein ungeschlagener Tabellenführer auf, sondern fand lange kein Mittel gegen sehr diszipliniert verteidigende Münchner. Einzig Sebastian Rode auf der rechten Außenbahn der Frankfurter sorgte mit seinen Vorstößen für Gefahr und war für Münchens Linksverteidiger Arne Feick mehrmals deutlich zu schnell. Feick verletzte sich nach 29 Minuten nach einem Zusammenprall mit Frankfurts Pirmin Schwegler und wurde durch Stefan Buck ersetzt, der Rode allerdings ebenso wenig in den Griff bekam.

Trotz mehr Ballbesitz fiel Frankfurt auch in der Folge vor dem Tor des TSV wenig ein und so ging es mit einer verdienten Führung der Hausherren in die Pause. Die muss Eintracht-Trainer Armin Veh zu einigen konstruktiven Worten genutzt haben, denn in der zweiten Hälfte trat Frankfurt - obwohl personell vorerst unverändert - deutlich dominanter auf. "Da war ein Bruch in unserem Spiel, die Laufwege haben einfach nicht mehr gestimmt", erkannte Löwen-Coach Maurer nach dem Spiel.

"Unter den Augen von Hasan Ismaik glänzen"

Der "Bruch im Spiel" lag jedoch weniger an den nachlassenden Münchnern, sondern vielmehr an den immer selbstbewusster werdenden Gästen. Ab Mitte des zweiten Durchgangs war 1860 nur noch mit Verteidigen beschäftigt, Frankfurt wurde auch personell offensiver. Für den ehemaligen Löwen Matthias Lehman endete ein Spiel, in dem er sich kaum in Szene setzen konnte, nach 63 Minuten - er machte Platz für Stürmer Erwin Hoffer.

Frankfurt hatte Chancen im Minutentakt, Gabor Kiraly im Tor der Münchner verhinderte aber gegen Alex Meier und Theofanis Gekas mit mehreren starken Paraden den Ausgleich - und fand auch noch Zeit, als Torvorbereiter in Aktion zu treten. Einen langen Abschlag Kiralys nahm Kevin Volland schön mit und erzielte - mitten in der stärksten Phase der Frankfurter - das 2:0 für den TSV. "Wir wussten, dass Kiraly weit abschlagen kann. So ein Gegentor darf natürlich niemals passieren", haderte Eintracht-Coach Veh nach dem Spiel mit der Leistung seiner Verteidiger. Torschütze Volland schilderte die Situation vor dem Tor nach dem Spiel so: "Ich hatte kurz überlegt mich fallen zu lassen. Aber dann dachte ich: Den machst du rein!"

"Unter den Augen von Hasan Ismaik glänzen"

Eine lobenswerte Einstellung, an der 1860 München noch bis zum Saisonende Freude haben darf, dann kehrt Volland nach Hoffenheim zurück. Frankfurt warf jetzt alles nach vorn, der Anschlusstreffer wollte trotzdem lange nicht gelingen. Ein 1860-Verteidiger, die Latte (in der 84. Minute nach Schuss von Meier) oder der starke Kiraly standen der Eintracht im Weg. Die Abwehrleistung der Gastgeber nötigte sogar Armin Veh Respekt ab: "Die Löwen haben bravourös und mit viel Leidenschaft verteidigt."

In der 90. Minute war die Abwehr der Münchner dann doch weichgeklopft, Gekas' Treffer nach Vorarbeit vom eingewechselten Karim Matmour kam aber zu spät. Die Münchner feierten - nach der zweiten Halbzeit etwas unverdient - den ersten Heimsieg seit dem achten Spieltag, Frankfurt muss sich mit der ersten Niederlage der Saison abfinden. Im Montagsspiel treffen Fürth und Düsseldorf aufeinander, der Sieger kann damit neuer Tabellenführer werden - der Fortuna genügt dafür bereits ein Punkt.

Bei 1860 München dürfte also sportlich nach zuletzt zwei Siegen wieder etwas Ruhe einkehren, ob das auch für den Zwist zwischen Investor und Präsidium gilt, muss man abwarten. Reiner Mauerer jedenfalls versuchte in der Pressekonferenz nach dem Spiel seinen Teil zur Schlichtung des Streits beizutragen: "Ich bin froh, dass wir unter den Augen von Hasan Ismaik glänzen konnten."

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