Mühsamer Wolfsburg-Sieg:Auf den Fuß getreten

563324871

Wolfsburgs Feinfüßler Kevin De Bruyne (links) begegnet dem kantigen Frankfurter Carlos Zambrano.

(Foto: John MacDougall/AFP)
  • Ohne zu glänzen, gewinnt Pokalsieger VfL Wolfsburg das Auftaktspiel gegen Eintracht Frankfurt.
  • Mittelfeldspieler Kevin De Bruyne liefert eine mäßige Leistung ab - und steht doch im Mittelpunkt.
  • Zu den Ergebnissen und dem Spielplan der Bundesliga geht es hier.

Die Frau im grünen Trikot wollte die Botschaft dringend in die Welt tragen, von der Tribüne des Wolfsburger Stadions bis nach Manchester. Die Botschaft stand auf einem Plakat, das sie gut sichtbar für die Fernsehkameras platzierte: "Ich bin ein Wolfsburger Junge", stand dort geschrieben, neben dem jugendlichen Konterfei von Kevin De Bruyne. Es geht dieser Tage in der Autostadt ja um nichts anderes als die befürchtete Wider- legung dieser Botschaft. Täglich wird mit einem unmoralischen Angebot von Manchester City gerechnet, um den Mittelfeldspieler in die Premier League zu locken.

Doch am Sonntag, als der VfL zum Ligastart gegen Eintracht Frankfurt spielte, ging es ausnahmsweise nicht nur um De Bruyne. Es gibt auch noch zehn andere Fußballer, die mit dem Belgier auf dem Platz stehen. Trainer Dieter Hecking hat auf deren Existenz zuletzt eindringlich hingewiesen und gesagt, er könne nicht alles kommentieren, was das "Manchester Tageblatt", eine Zeitung, die sich Hecking stellvertretend für die britische Boulevardpresse ausgedacht hat, verbreite.

Hecking war dann vielleicht ganz froh, dass die Hauptdarsteller am Sonntag Perisic und Kruse hießen oder Casteels, Naldo und Klose. Der VfL gewann mit 2:1 (2:1) Toren. "Wir hatten nicht die Lockerheit und waren nicht so genau", sagte VfL-Manger Klaus Allofs, und lobte Kruse: "Er macht unser Spiel variabler. Deswegen haben wir ihn geholt."

In Frankfurt war die Personaldebatte, die Trainer-Rückkehrer Armin Veh in den vergangenen Tagen moderieren musste, eher unspektakulär gewesen, es ging bloß um die Besetzung der Torwartposition. Doch auch Ersatzmann Heinz Lindner hätte anstelle von Keeper Lukas Hradecky nichts ausrichten können, als nach 13 Minuten Ivan Perisic frei vor ihm auftauchte, und den Ball nach Flanke von Max Kruse per Kopf ins Tor drückte. Vier Minuten später ließ die Frankfurter Abwehr ihren Torhüter erneut im Stich, Stefan Reinartz grätschte den Ball unfreiwillig zu Bas Dost, der ihn ins Netz wuchtete.

Wirklich gerecht wurde das Ergebnis der Eintracht zu diesem Zeitpunkt nicht. "Das war schizophren: Wolfsburg führt, aber wir waren besser", sagte Frankfurts Sportdirektor Bruno Hübner bei Sky. Es war überraschend, wie viel die von Veh neusortierte Mannschaft dem DFB-Pokal- sieger entgegenzusetzen hatte. Die Frankfurter nutzten den Raum, den ihnen das Wolfsburger Mittelfeld gewährte, um immer wieder gefährlich vors gegnerische Tor zu kombinieren. In der 19. Minute gelang Reinartz mit einem Kopfball der Anschlusstreffer.

Ruhe nach sieben wilden Minuten

VfL Wolfsburg - Eintracht Frankfurt

Nicht zufrieden: Kevin De Bruyne

(Foto: dpa)

Doch nach sieben wilden Minuten kehrte dann Ruhe ein. Das kam dem VfL entgegen, der fortan das Spiel besser in den Griff bekam. De Bruyne, das war die zweite überraschende Erkenntnis, fiel kaum auf. Er spielte zunächst im linken Mittelfeld und hatte die undankbare Aufgabe, gegen Frankfurts grätschendes Raubein Carlos Zambrano spielen zu müssen - es dauerte nicht lange, da hatte der Peruaner dem Belgier erstmals auf die feinen Füße getreten; später sah er die gelbe Karte.

Doch auch als er zurück in die Mitte rochierte, wirkte De Bruyne gehemmt. Nach 75 Minuten wechselte ihn Hecking für Aaron Hunt aus. "Er war nicht so stark wie gewohnt, aber da sollte man nicht zu viel heraus ableiten", sagte VfL-Manager Klaus Allofs. Er rechne weiterhin mit einem Angebot aus Manchester, doch wiederholte sein Vorhaben, "dass wir ihn nicht abgeben wollen". De Bruynes Kollegen gelang auch nicht sonderlich viel. "Wir sollten keine Probleme suchen", sagte Allofs jedoch.

Es gelang ja genug, um die Frankfurter Defensive zu beschäftigen und deren immer zaghafter werdende Offensivbemühungen zu kontrollieren. Wenn der VfL Torgefahr entwickelte, dann über Kruse oder Perisic. Und wenn die Eintracht sich nach vorne wagte, scheiterte sie an Torhüter Koen Casteels, oder den Innenverteidigern Naldo und Timm Klose.

Sie schickten auch eine Botschaft in die Welt, allerdings nicht bis nach Manchester, sondern bloß bis ins Ruhr- gebiet oder nach Bayern. Sie lautete: Der VfL Wolfsburg kann auch gewinnen, wenn De Bruyne mal nicht so gut spielt.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: