Motorsport:In der Formel 1 zählt das Übermorgen

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Bis 2018 bei Ferrari unter Vertrag: Formel-1-Pilot Sebastian Vettel. (Foto: AFP)

Vor der Saison 2017 ist die Neubesetzung bei Mercedes das große Thema. Doch viele Beteiligte denken sogar noch ein Jahr weiter - wegen Sebastian Vettel.

Kommentar von René Hofmann

Der australische Formel-1-Fahrer Daniel Ricciardo hatte in dieser Woche einen Auftritt in seiner Heimatstadt Perth. Und natürlich wurde der 27-Jährige bei der Gelegenheit gefragt, was derzeit jeder gefragt wird, der schon einmal einen Rennwagen bewegt hat und nachweislich Gas und Bremse auseinanderhalten kann: Wie sieht's aus, haben Sie sich bei Mercedes beworben, als Nachfolger des zurückgetretenen Formel-1-Weltmeisters Nico Rosberg?

Ricciardo hat das verneint. "Ich bin noch zwei weitere Jahre bei Red Bull", hat er gesagt. Dann aber hat er noch einen eher allgemeinen Gedanken angefügt: "Da sind eine Menge Leute, die diesen Sitz bei Mercedes wollen - und man kann es ihnen nicht verübeln, denn es ist ein verdammt guter Sitz. Ich hoffe nur, dass der, der ihn bekommt, das dann auch zu schätzen weiß."

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Tja, ob es wirklich so kommt? Das mit der Dankbarkeit ist ja vor allem im Motorsport eine ganz besondere Sache. Begehrt ist dort immer nur, was schnell ist. Die Fahrer drängt es stets zum besten Auto. Aber auch die Autobauer folgen diesem Prinzip: Sie umwerben stets die vermeintlich besten Fahrer. Das wechselseitige Ausgucken führt dazu, dass es nirgendwo wirklich grenzenloses Vertrauen gibt. Beziehungen werden immer nur auf Zeit geschlossen. Nirgendwo gilt das derart bedingungslos wie dort, wo die Zeit unerbittlich und mit großem Aufwand gejagt wird. Das muss in diesen Tagen auch Sebastian Vettel erfahren.

2018 ist Vettel wohl wieder zu haben

Der 29-Jährige, immerhin der Weltmeister der Jahre 2010, 2011, 2012 und 2013, hat eine leidliche Saison hinter sich. Sein Ferrari war nie schnell genug für den Sieg, er selbst fiel mehr als einmal aus der Führungsrolle, die ihm bei dem Team zugedacht war, als er dort 2015 anfing. Ende 2017 läuft Vettels Kontrakt aus, und vermutlich wird er dann tatsächlich gehen. Die Liebe, die so feurig begann, sie ist kalt geworden, das verraten die Worte von Sergio Marchionne. Man werde sich personell "für die Zukunft umschauen, indem wir die Situationen der anderen sorgfältig analysieren", kündigt der Fiat-Präsident an.

2018 ist Vettel also wohl wieder zu haben. Und natürlich wissen das auch diejenigen, die gerade den begehrten Sitz bei Mercedes zu vergeben haben. Früher an später denken - der Spruch aus der Vermögensberater-Werbung wird in der Branche häufig beherzigt: von umsichtigen Teamchefs ebenso wie von strategisch klug denkenden Fahrern. Die Saison 2018 wirft bereits ihre Schatten voraus - lange schon, bevor im März das erste Rennen des Jahres 2017 in Melbourne/Australien gestartet wird.

© SZ vom 22.12.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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