Motorsport:Fünf Bergsteiger im Rennauto

Motorsport: Das Lächeln des Herausforderers: Sebastian Vettel in Melbourne.

Das Lächeln des Herausforderers: Sebastian Vettel in Melbourne.

(Foto: AFP)

Die Formel 1 startet am Wochenende in Melbourne in ihre 70. Saison. Im Kampf um den Weltmeistertitel haben Lewis Hamilton und Sebastian Vettel die größten Chancen. Doch es gibt noch weitere Kandidaten.

Von Anna Dreher, Melbourne/München

Dass diese Formel-1-Saison eine besondere ist, stand schon vor dem Auftakt am Sonntag in Melbourne (6.10 Uhr / RTL) fest: 2019 feiert die Königsklasse ihren 70. Geburtstag und eine besondere Wegmarke noch dazu. Für den dritten Stopp reist der Tross nach China, dort findet am 14. April in Shanghai das 1000. Formel-1-Rennen statt. Womöglich kommt eine weitere historische Note hinzu, sollte Lewis Hamilton mit Mercedes zum sechsten oder Sebastian Vettel im Ferrari zum fünften Mal Weltmeister werden - und damit dem Rekord von Michael Schumacher mit dessen sieben Titeln wieder ein Stück näherkommen. Sechs Fahrer haben die Serie derweil verlassen oder sind nur noch Testpilot. Unter den Neuen ist ein alter Bekannter. Robert Kubica kehrt nach seinem schweren Rallye-Unfall nach über acht Jahren in die Formel 1 zurück und muss sich bei Williams in George Russell mit einem der Neulinge messen. Der Fokus aber dürfte während der 21 Grand Prix auf anderen liegen. Eine Übersicht.

Lewis Hamilton, 34, Mercedes

Dass der Brite seine außergewöhnlichen Fahrkünste auf beeindruckende Weise steigern kann, hat er auch in der vergangenen Saison gezeigt. Trotz mäßigen Saisonstarts dominierte Hamilton letztlich und wurde Weltmeister, zum fünften Mal. Mercedes holte den Konstrukteurstitel, zum fünften Mal, weil auch das Team so analytisch und akribisch arbeitet wie wenige. Daran hat sich nichts geändert. Hamilton hat nun so viele WM-Siege wie Juan Manuel Fangio, nur noch zwei fehlen ihm auf die lange als unerreichbar geltenden Marke von Michael Schumacher. Dass Mercedes bei den Wintertests mit seiner Leistung hinter dem großen Konkurrenten Ferrari blieb und nicht als Favorit in die Saison geht, stört Hamilton wenig. "Wir müssen einen Berg erklimmen, aber wir wissen, wie das geht", sagte er mit der Gelassenheit eines Sportlers, der sich seiner Sache sicher ist. Hamilton weiß, dass er der erfolgreichste Rennfahrer aller Zeiten werden kann. Gibt es eine größere Motivation?

Sebastian Vettel, 31, Ferrari

Lina also, mit ihr soll alles besser werden. Bei der Eröffnung der neuen Formel-1-Saison am Mittwoch in Melbourne gab Vettel den Namen seines neuen Dienstwagens SF90 bekannt. Traditionell bekommt jedes Auto des Heppenheimers einen Kosenamen. Zuletzt fuhr er mit Loria, doch diese Partnerschaft mündete nicht im erhofften Erfolg. Dieses Jahr, seinem fünften mit Ferrari, will Vettel endlich Weltmeister im roten Rennanzug werden. Für ihn wäre der Titel "das Ultimative", wie er vor dem Saisonstart sagte. Und auch die Scuderia sehnt sich nach einem Erfolg. Durch Charles Leclerc hat Vettel einen größeren internen Konkurrenzkampf als noch mit Buddy Kimi Räikkönen, der zu Sauber gewechselt ist. Das könnte Ansporn sein. Oder fehlende Hilfeleistung. Die vorerst letzten beiden Grand Prix in Australien jedenfalls gewann Vettel. Und auch Schumacher brauchte Zeit, bis er im fünften Jahr mit Ferrari Weltmeister wurde.

Max Verstappen, 21, Red Bull

Bei seinem Grand-Prix-Debüt 2015 in Australien war Verstappen mit 17 Jahren der bis dahin jüngste Formel-1-Fahrer. Und er würde gerne auch jüngster Weltmeister werden. Noch ist das Sebastian Vettel mit 23 Jahren, vier Monaten und elf Tagen. Max Verstappen wird am 30. September 22 Jahre alt, diese Saison wäre also ideal. Ob ihm Red Bull unter Design-Genie Adrian Newey mit dem RB15 nach dem Motoren-Wechsel zu Honda ein entsprechendes Auto verschafft, ist das eine - Verstappens hitziges und in einen aggressiven Fahrstil mündendes Temperament das andere. Im Februar musste er Sozialstunden in der Formel 1 leisten, nachdem er im November seinen Rivalen Esteban Ocon beschimpft und geschubst hatte. Vielleicht hat das zur nötigen Reife beigetragen. Verstappens neuer Teamkollege Pierre Gasly jedenfalls wird ihm eher keine Punkte wegnehmen.

Charles Leclerc, 21, Ferrari

"Er ist smart, er ist schnell. Für uns ist Charles eine großartige Investition", sagte Teamchef Mattia Binotto die Tage dem Corriere della Sera. "Er verbringt sehr viel Zeit mit den Ingenieuren, um zu lernen und sich ständig zu verbessern. Wir werden sehr viel Freude an ihm haben." Ferrari hat sich in Leclerc, dem jungen Monegassen, einen künftigen Weltmeister ins Team geholt - so sehen das viele. Er ist ein Hochbegabter mit dem entscheidenden Instinkt, großem Ehrgeiz und viel Geschwindigkeit. Bei den Testfahrten war Leclerc nur zehn Tausendstel langsamer als Vettel. Im internen Duell wird dieser stärker gefordert sein als mit dem zu Sauber gewechselten Räikkönen. Den Status der Nummer eins hat Binotto dem viermaligen Weltmeister aber gewährt: Vettel soll die Scuderia zum Titel führen und genießt Priorität. Zumindest noch in diesem Jahr.

Daniel Ricciardo, 29, Renault

Dieser Wechsel war eine der größten Überraschungen, Ricciardo und Red Bull, das hatte ja gepasst. Aber der Australier wollte etwas Neues ausprobieren und aufbauen. "Hier bei Renault ist die Chance für mich größer, das zu tun", sagte Ricciardo, der bisher sieben Grand Prix gewonnen hat und sich endlich auch in die Liste der Weltmeister eintragen will. Noch ist der Werksrennstall nicht so weit. Das Ziel: Mittelfeld anführen und zu den Top-Teams aufschließen. Das könnte gelingen. Teamchef Cyril Abiteboul verriet, die positive Ausstrahlung des Überholkünstlers sei ansteckend: "Er ist ein Fahrer, für den man gern mit Volldampf arbeiten möchte." Überhaupt sind die Franzosen überzeugt von ihrer Besetzung: "Wir haben vielleicht die stärkste Fahrerpaarung im Feld", sagte Abiteboul. Ricciardo fährt künftig mit dem Rheinländer Nico Hülkenberg, der in 156 Rennen noch nie aufs Podest kam. Bei den Tests aber war er schnell.

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