Motorsport:Doch kein "Supermensch"

Lesezeit: 2 min

Schmerzvolle Premiere: Der Spanier Marc Marquez wird erstmals seit seinem Aufstieg in die MotoGP ein Rennen in der Motorrad-Königsklasse verpassen. (Foto: Jon Nazca/Reuters)

Weltmeister Marc Marquez wollte beim zweiten Saisonrennen der MotoGP mit frisch operiertem Arm starten - doch sein Körper verweigert den Dienst. Für Marquez' WM-Ambitionen sind das keine erfreulichen Aussichten.

Von Anna Dreher, Jerez de la Frontera

Marc Marquez hatte es versucht. Er wollte, dass dieses Wochenende an der Strecke in Jerez ablaufen würde, wie bereits so viele Wochenenden in seiner Karriere: fahren und gewinnen. Also ließ sich Marquez nicht davon abhalten, dass er sich beim Saisonauftakt der MotoGP vergangenen Sonntag kurz vor Rennende den Oberarm gebrochen hatte und erst am Dienstag operiert worden war. Auch die weit verbreitete Meinung, der Start beim zweiten Rennen nur eine Woche nach dem schweren Sturz bei einer Aufholjagd sei zu früh, beeinflusste ihn nicht. Der sechsmalige Weltmeister der Königsklasse des Motorradsports wollte seinen Plan durchziehen - und wurde nun doch gestoppt: von seinem Körper.

"Ich versuche immer, auf meinen Körper zu hören, meinem Instinkt zu folgen und für meine Leidenschaft zu kämpfen", schrieb Marquez auf Twitter. "Mein Körper wollte, dass ich es versuche und bat mich dann darum, es zu lassen. Ich werde heute ruhig schlafen können, weil ich weiß, dass ich es versucht habe. Danke für all die unterstützenden Nachrichten, wir kommen wieder!" Erstmals seit seinem Aufstieg in die MotoGP 2013 wird Marquez am Sonntag (14.00 Uhr, DAZN und ServusTV) beim Grand Prix von Andalusien somit ein Rennen verpassen. Bis zu diesem Wochenende war er 128 Mal in Serie gestartet. Erstmals seit 2015 wird Marquez zudem auch in zwei Rennen hintereinander ohne WM-Punkte bleiben. Die Schmerzen am frisch operierten Arm waren schlicht zu stark, um 25 Runden mit Höchstgeschwindigkeit zu absolvieren.

Am Donnerstag war der 27 Jahre alte Spanier an die Strecke in Jerez gekommen, mit einer schwarzen Bandage am Arm. Nach seiner Operation in Barcelona bei dem als Spezialist geltenden Dr. Xavier Mir bekam Marquez schließlich beim Medizincheck der Rennärzte die Freigabe, an den Start zu gehen. Medizinisch sprach wohl nichts gegen ein derart schnelles Comeback. Und so sagte anfangs auch Alberto Puig, der Chef von Marquez' Honda-Team, noch begeistert: "Niemand hätte erwartet, dass wir hier sind. Als der Unfall passiert ist, waren wir sehr besorgt". Die Operation jedoch sei "spektakulär gut" verlaufen. "Wir wussten, dass der Arzt gut ist", erzählte Puig, "aber er hat einen fantastischen Job gemacht."

Für Marquez wäre eine Teilnahme enorm wichtig gewesen, um nicht den Anschluss an die Spitze der Weltmeisterschaftswertung zu verlieren. Der Spanier hat seit seinem Debüt in der MotoGP 2013 mit nur einer Unterbrechung jedes Jahr den Titel geholt. Damals kürte er sich mit 20 Jahren und 266 Tagen zum jüngsten Weltmeister der Motorrad-Königsklasse. 2015, der einzigen Saison, in der er nicht triumphierte, hatte sich Marquez beim Mountainbiken in seiner Heimatstadt Cervera einen Handknochen gebrochen und war dennoch das nächste Rennen gefahren. Am Ende wurde er Dritter.

Dass Marquez nun tatsächlich so schnell wieder zurückkehren sollte, sorgte für Erstaunen und Begeisterung bei den Fans. Die offizielle Website der MotoGP huldigte Marquez als "Supermenschen", aber es gab auch Kritik. Valentino Rossi bezeichnete die frühe Rückkehr seines Erzrivalen als "schwer zu verstehen". An den Trainingsfahrten am Freitag nahm Marquez noch nicht teil, am Samstag stieg er dann tatsächlich zum Training, bei dem er nicht über Rang 16 hinauskam, und für das Qualifying wieder auf seine Maschine. Doch nach nur einer Runde im Qualifying musste der Titelverteidiger seine Honda wieder abstellen - und wird am Sonntag nur zuschauen können. "Wir werden kein weiteres Risiko eingehen", sagte Puig nun.

Das erste Rennen gewann der französische Yamaha-Pilot Fabio Quartararo, der in diesem Jahr auch als größter Konkurrent für Dauersieger Marquez gilt und auch beim zweiten Rennen von der Pole-Position gute Chancen auf einen Erfolg hat. Für Marquez sind das keine erfreulichen Aussichten. Nachdem der WM-Kalender wegen der Coronavirus-Pandemie komplett neu geplant werden musste und statt 20 nur noch insgesamt 13 Grand Prix umfasst, bleibt Marquez weniger Zeit für eine Aufholjagd. Das dritte Rennen im tschechischen Brünn findet am 9. August statt - bis dahin dürfte Marquez wieder fit sein.

© SZ/dpa/sid - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite
Jetzt entdecken

Gutscheine: