Klettwitz (dpa) - Noch vor dem großen Tag der Eröffnung nahm der Geschäftsführer der damaligen Lausitzring Betriebs- und Management GmbH Kontakt mit Bernie Ecclestone auf.
Wenn nicht der umtriebige Brite, wer sonst könnte die Formel 1 in eine kleine Gemeinde namens Schipkau im Landkreis Oberspreewald-Lausitz bringen, dürften sie sich gedacht haben. Ecclestone war seinerzeit schließlich der große Zampano der Formel 1. Und mittelfristig sollte die Königsklasse des Motorsports, die damals ihre Hochzeit erlebte, auf dem Lausitzring starten. „Wir sind in ständigen Verhandlungen mit dem Ziel, ab 2002 die Formel 1 nach Brandenburg zu holen“, erklärte Geschäftsführer Hans-Jörg Fischer.
Schließlich waren es die Jahre, in denen die Fans noch in Massen an die Strecken kamen. Es war die rote Schumacher-Ära, in denen der mittlerweile 51-Jährige seine Titelsammlung mit den fünf WM-Triumphen mit Ferrari von 2000 bis 2004 auf sieben aufstockte. Der Hockenheimring in Nordbaden und der Nürburgring in der Eifel waren beide feste Bestandteile des Rennkalenders, der seinerzeit bei weitem noch nicht derart weltumspannend war, wie er heutzutage ist - wenn nicht gerade Corona-Notsaison ist.
Die Verantwortlichen des Lausitzrings, der 1986 bereits in einen Fünf-Jahresplan der DDR aufgenommen worden war, hofften, den Hockenheimring ablösen zu können, von dem Umbau- und Modernisierungsmaßnahmen gefordert wurden. Der bisherige Kurs war zu lang und in manchen Passagen für Zuschauer nicht zugänglich. 62 Millionen Euro kosteten die Baumaßnahmen, statt 83.000 Zuschauern konnten nun sogar 120.000 Fans Schumacher & Co bewundern.
Die Lausitzring-Macher mussten stattdessen ihre Hoffnungen auf die Formel 1 nur zwei Jahre nach der festlichen Eröffnung des Kurses am 20. August 2000 schon wieder begraben. Und es kam noch schlimmer: auch nicht mal zwei Jahre nach der Eröffnung vor weit mehr als 100.000 Zuschauern musste der Lausitzring Insolvenz anmelden.
2020: Die Formel 1 ist durch die Corona-Nöte auf der Suche nach möglichen Austragungsorten. Ein Rennen in Deutschland hätte es in diesem Jahr nicht gegeben - eigentlich. Schon gar nicht auf dem Nürburgring, auf dem zuletzt 2013 ein Formel-1-Rennen stattgefunden hatte. Doch es kommt anders. Die Verantwortlichen in der Eifel holten die Rennserie zurück an den Fuße der Nürburg.
Und der Lausitzring? In der heißen Suchphase der Formel 1 hieß es von der Dekra als Eigentümer des Kurses: „Bisher ist kein Veranstalter mit der Frage an uns herangetreten, ob die Ausrichtung eines Formel-1-Rennens möglich wäre. Sollte eine solche Anfrage kommen, würden wir selbstverständlich die Möglichkeiten prüfen.“
Seit drei Jahren ist die Prüfgesellschaft Dekra der Besitzer des Lausitzrings, in dessen Bau auf einem ehemaligen Tagebaugebiet einst Fördermittel des Landes in Höhe von mehr als 120 Millionen Euro geflossen waren. „Auch wenn der Anfang etwas holprig war: Heute läuft es rund auf dem Lausitzring - und er spielt eine wichtige Rolle im Zuge der Strukturentwicklung in der Lausitz“, sagte Brandenburgs Ministerpräsident Dietmar Woidke vor dem 20. Geburtstag des Lausitzrings am 20. August.
Grundsätzlich schlage das Herz des Lausitzrings nach 20 Jahren kräftiger denn je - „für die Sicherheit auf unseren Straßen, für die Mobilität von morgen und natürlich auch weiterhin für den Motorsport“, heißt es in einem gemeinsamen Statement der Dekra und des Landkreises Oberspreewald-Lausitz. Nur ohne Formel 1.
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