Motorsport: 24 Stunden von Le Mans:Mit Tempo 400 auf die Gerade

Materialschlacht auf höchstem Niveau, ein legendärer Film mit Steve McQueen und der schlimmste Crash der Motorsportgeschichte: Das 24-Stunden-Rennen von Le Mans ist ein Riesenspektakel an nur einem Tag. Am kommenden Wochenende ist es wieder soweit.

Eine Renngeschichte in Bildern.

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Materialschlacht auf höchstem Niveau, ein legendärer Film mit Steve McQueen und der schlimmste Crash der Motorsportgeschichte: Das 24-Stunden-Rennen von Le Mans ist ein Riesenspektakel an nur einem Tag. An kommenden Wochenende ist es wieder soweit. Eine Renngeschichte in Bildern.

Audi oder Peugeot? So lautet dieser Tage die Glaubensfrage beim legendären 24-Stunden-Spektakel von Le Mans. Am kommenden Wochenende (Samstag, ab 15 Uhr bei Eurosport) ist es wieder so weit: Das berühmteste Langstreckenrennen des Motorsports geht in eine neue Auflage. Mit dabei sind die deutschen Audi-Fahrer Timo Bernhard (li.) und Mike Rockenfeller (re.), die gemeinsam mit ihrem französischen Teamkollegen Roland Dumas das letztjährige Rennen gewannen.

Texte: Jonas Beckenkamp und Carsten Eberts

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2009 hatte Audis großer Rivale mit dem Löwenemblem die Nase vorne - damals wie heute zählen bei Peugeot die ehemaligen Formel-1-Fahrer Marc Gené (Spanien) und Alexander Wurz (Österreich) zu den bekannten Größen. Wie es 2011 ausgehen wird, ist völlig offen. Fest steht nur: Wieder müssen Mensch und Maschine eine perfekte Symbiose eingehen - nur wer die hochmoderne Technologie der Boliden einen ganzen Tag im Griff hat, kann in diesem harten Rennen bestehen. Die Pole Position holte das Audi-Team um Benoit Treluyer knapp vor dem Team von Mike Rockenfeller (ebenfalls Audi). Erst dahinter starten die Peugeots.

Le Mans 1930

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Ursprünglich war das vom Automobile Club de l'Ouest (ACO) veranstaltete Rennen nahe der Stadt Le Mans auf 24 Stunden ausgelegt, damit die Hersteller die Tauglichkeit ihrer neuesten Technikerfindungen vorführen konnten. Der erste Wettbewerb stieg im Jahr 1923 auf dem damals noch mehr als 17 Kilometer langen Circuit de la Sarthe - heute misst eine Runde 13,5 Kilometer. Reparaturen an den Fahrzeugen führten in den Anfangstagen noch die Fahrer selbst durch (Werkzeug fuhr im Auto mit) - so wie in dieser Szene der Brite Henry Birkin und der Franzose Jean Chassagne an ihrem Bentley im Jahr 1930.

Le Mans

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Die enorme Länge des Rennens und die große körperliche Herausforderung an die Fahrer locken seit den Anfangsjahren Hunderttausende an die Rennstrecke, deren Abschnitte normalerweise Teile einer Landstraße südlich von Le Mans bilden. Bis zu 260.000 Zuschauer verfolgen heute das Riesenspektakel, das auch im Jahr 1949 schon Tausende auf die Tribünen hinter die Boxengasse trieb. Le Mans bedeutet eben auch: das Pensum einer ganzen Formel-1-Saison komprimiert in 24 Stunden.

Circuit de la Sarthe

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Anfangs teilten sich pro Team zwei Piloten die Fahrzeit, seit Anfang der achtziger Jahre starten drei Fahrer im Wechsel für jeden Rennstall. Beginn ist traditionell der Nachmittag (meist 16 Uhr) des zweiten Juni-Wochenendes. Wenn es während des ersten Renndrittels Abend wird, ergeben sich ...

Le Mans 24h Race

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... mitunter malerische Momente, jedoch auch gefähliche Situationen. Gleiches gilt für den Morgen. "Von der aufgehenden Sonne wird man stark geblendet und man sieht plötzlich nichts mehr," berichtete Peugeot-Pilot Marc Gené nach einem Fahrerwechsel in den frühen Stunden des Rennens 2009.

Le Mans Unfall

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Doch so idyllisch geht es keineswegs immer zu. Der wohl tragischste Moment der Motorsportgeschichte ereignete sich in Le Mans im Jahr 1955, als der Franzose Pierre Levegh mit seinem Mercedes-Benz 300 SLR nach einer Kollision mit voller Geschwindigkeit ...

Le Mans Unfall

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... in die Zuschauertribünen raste, was ihn selbst und weitere 83 Menschen das Leben kostete. Weil der Brite Mike Hawthorn nach einem Überholmanöver seinem Kontrahenten Lance Macklin den Weg abgeschnitten hatte, um an die Box zu gelangen, scherte dieser nach links aus - hinter den beiden kam Levegh herangerauscht und konnte nicht mehr rechtzeitig reagieren. Sein Fahrzeug brannte vollständig aus, herumfliegende Teile und der heftige Aufprall töteten so viele Menschen wie noch nie bei einem Rennen.

Jacky Ickx

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Doch Le Mans hatte neben solch katastrophalen Vorkommnissen auch seine klassischen Helden. Zum Beispiel den belgischen Seriensieger Jacky Ickx (Bildmitte links neben der Boxendame), der das Rennen insgesamt sechs Mal gewinnen konnte. Mit zahlreichen Titeln in vielen anderen Rennklassen zählt "Monsieur Mans", so sein Spitzname, zu den erfolgreichsten Motorsportlern überhaupt.

Derek Bell

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Das Rennen versprühte mittlerweile so viel Glamour, dass sich auch Hollywood dem Ereignis widmete. Über das Rennen von 1970 drehte Regisseur Lee H. Katzin einen Film, Hauptdarsteller und Ko-Produzent war Steve McQueen (re.). Der fiktive Streifen Le Mans gilt als epochales Werk der Motorsport-Filmgeschichte - mit dem Kampf zwischen zwei Piloten (Michael Delaney vs. Erich Stahler), dazu dem Duell zweier herausragender, rivalisierender Marken (Porsche vs. Ferrari). Bedeutende Preise gewann der Film jedoch nicht, dafür waren die Dialoge wohl zu mager.

Mulsanne Straight

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Legendär ist auch die längste Gerade des Rennens, die "Ligne Droite des Hunaudières", auf Englisch "Mulsanne Straight". Fast fünf Kilometer fuhren die Piloten auf ihr geradeaus, erreichten Geschwindigkeiten von mehr als 400 Stundenkilometern (im Bild der Eingang in die Gerade). Erst 1990 wurden aus Sicherheitsgründen zwei Schikanen eingebaut - seitdem liegt die Spitzengeschwindigkeit bei etwa 340 Stundenkilometern.

Jackie Oliver, Le Mans, Rekord, Porsche, 1971

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Unvergessen dürfte auch der Brite Jackie Oliver sein, der seine größten Erfolge zwar in der Formel 1 feierte, dessen Vorlauf-Rundenrekord von 3:13,6 Minuten aus dem Jahr 1971 bei einer Durchschnittsgeschwindgkeit von mehr als 250 Stundenkilometern aber bis heute Bestand hat.

Hans-Joachim Stuck

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Ähnlich schnell war 1985 auch Hans-Joachim Stuck in seinem Porsche 962 (li. neben Teamkollege Derek Bell), der noch immer den Rekord für die schnellste Qualifikationsrunde hält. In nur 3:14,8 Minuten umrundete der Deutsche damals den leicht verlängerten Parcours. Dabei war Stuck mit seinen beiden Gesamtsiegen 1986 und 1987 bei weitem nicht der einzige erfolgreiche Deutsche in Le Mans: Auch Hermann Lang und Fritz Riess (1952), Hans Herrmann (1970), Jürgen Barth (1977), Klaus Ludwig (1979 und 1985), John Winter (1985), Jochen Mass (1989), Manuel Reuter (1989 und 1996), Joachim Winkelhock (1999), Frank Biela (2000-2002, 2006 und 2007), Marco Werner (2005-2007) sowie die Vorjahressieger Bernhard und Rockenfeller konnten sich bereits in die Siegerliste eintragen.

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Erfolgreichster Fahrer aller Zeiten ist jedoch der Däne Tom Kristensen: Er gewann die 24 Stunden von Le Mans gleich acht Mal: 1997, 2000-2005 und 2008. In diesem Jahr will er seinen neunten Erfolg folgen lassen. Kristensen sagt: "Jedes Jahr ist Le Mans das wichtigste Rennen im Kalender, und jedes Jahr bleiben die Ziele für Audi dieselben: Es geht um den Sieg."

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Die sinnvollste Losung für das Rennen stammt von Lokalmatador Romain Dumas, dem Franzosen aus dem Team von Titelverteidiger Mike Rockenfeller. Dumas nimmt sich vor: "Auf der Strecke bleiben und keinen einzigen Fehler machen." Also dann: Gutes Gelingen.

© sueddeutsche.de/jbe/ebc
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