Süddeutsche Zeitung

Motorsport:Doppelt erwischt

Bei den 24 Stunden von Le Mans wird Sophia Flörsch kurz hintereinander in zwei Unfälle verwickelt. Damit endet das Rennen für das einzige Frauen-Team der LMP2-Kategorie vorzeitig.

Von Anna Dreher

Etwas mehr als fünf Stunden waren vorbei, nicht einmal ein Drittel also. Aber die 24 Stunden von Le Mans, dieses legendäre Langstreckenrennen, sind für Sophia Flörsch bereits vor Mitternacht beendet gewesen. Die Strecke des Circuit de la Sarthe war nass vom Regen, die Wagen vor ihr bremsten, Flörsch lenkte ihren Oreca-Gibson etwas nach rechts, nichts deutete darauf hin, dass hier gleich etwas passieren würde. Und doch erwischte es sie gleich doppelt.

Der Argentinier Franco Colapinto verlor die Kontrolle über seinen G-Drive-Aurus und knallte von links in Flörschs Auto, das sich drehte und nun quer auf der Strecke stand. Die 20 Jahre alte Münchnerin versuchte, zurückzusetzen, um Platz zu machen und wieder in die Spur zu kommen. Und wie sie langsam zurückrollte, rauschte ein Wagen des Teams India Eurasia in das Heck ihres Oreca hinein, als hätte er sie gar nicht gesehen. Damit war das Rennen für Flörsch endgültig vorbei, noch bevor die Nacht begonnen hatte. Ihr LMP2-Bolide musste abgeschleppt werden.

Flörsch, die diese Saison für Abt Motorsport als Stammpilotin im Deutschen Tourenwagen-Masters (DTM) fährt, wurde medizinisch untersucht. Sie überstand die Zusammenstöße unverletzt und meldete sich später noch in einer Videobotschaft zu Wort. "Das Rennen so zu beenden, ist wirklich frustrierend. Der Unfall lag außerhalb meiner Kontrolle, so will man nicht aufhören", sagte sie. "Es tut mir sehr leid für das Team, für Tatiana und Beitske. Wir lagen auf Platz elf und hatten noch so viele Stunden vor uns."

In der 24 Autos umfassenden LMP2-Klasse bildete Flörsch mit der Kolumbianerin Tatiana Calderon, 28, und der Niederländerin Beitske Visser, 26, im Richard Mille Racing Team die einzige reine Frauen-Equipe. Vergangenes Jahr hatten sie es im mit früheren Formel-1-Fahrern gespickten Feld von insgesamt 59 Rennwagen als Dreizehnte ins Ziel geschafft, in der zweitstärksten Fahrzeugklasse LMP2 waren sie gar Neunte geworden. Für Flörsch ein respektables Ergebnis bei ihrer Le-Mans-Premiere.

Ein Top-Ten-Ergebnis war auch dieses Jahr das klare Ziel. Doch so konnte Flörsch nur dabei zuschauen, wie Toyota in einem unfallreichen Rennen den vierten Gesamtsieg in Serie feierte: Nach 24 Stunden überquerte das Trio Kamui Kobayashi (Japan), Jose Maria Lopez (Argentinien) und Mike Conway (Großbritannien) im Hypercar von ursprünglich 61 gestarteten Teams als erstes die Ziellinie. Zweiter wurden die Vorjahressieger Sebastien Buemi (Schweiz), Kazuki Nakajima (Japan) und Brendon Hartley (Neuseeland) .

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