Motorsport:"Bei 200 km/h sprechen wir vom Versuch, jemanden umzubringen"

Bremsaktion von Motorrad-Pilot Romano Fenati

Unglaubliche Szene: Romano Fenati (links) greift Stefano Manzi in die Bremse.

(Foto: dpa)
  • Die Aufregung in der Motorrad-Szene ist groß, nachdem Rennfahrer Romano Fenati seinem Konkurrenten Stefano Manzi bei voller Fahrt in die Bremse gegriffen hat.
  • Andere Fahrer bezeichnen die Strafe als "mickrig".
  • Fenati erklärt, er sei leider ein impulsiver Charakter. Er will sich nun vom Motorsport zurückziehen.

Von Carsten Scheele

"Unverzeihlich", sagt Stefano Manzi, sei dieses Manöver gewesen, und man kann seinen Ärger nachvollziehen: Beim Moto2-Rennen im italienischen Misano (Großer Preis von San Marino) hatte ihm sein Konkurrent Romano Fenati bei voller Fahrt und einer Geschwindigkeit von 217 Stundenkilometern an den Lenker gegriffen. Dabei zog Fenati, 22, sogar Manzis Bremse, drosselte seinen Nebenmann in weniger als einer Sekunde auf Tempo 90. Manzi, 19, konnte sich auf seiner Maschine halten, stürzte eine Kurve später, blieb aber unverletzt.

Doch die grobe Unsportlichkeit erzürnt die Sportart, etwas Vergleichbares hat es lange nicht gegeben. Manzi spricht sogar von einem Tötungsversuch. "Bei 200 km/h sprechen wir bereits vom Versuch, jemanden umzubringen", zürnte Manzi. Fenati wurde bestraft, allerdings nur mit einer Sperre von zwei Rennen belegt.

Einigen gefällt das überhaupt nicht. Der deutsche Fahrer Marcel Schrötter, der ebenfalls in diesem Rennen fuhr und Zweiter wurde, sagt der Bild: "Die Strafe ist zu mickrig. Er geht eindeutig gezielt auf die Bremse und spielt mit dem Leben des anderen." Auch der Brite Cal Crutchlow erchauffiert sich: "Er sollte nie wieder ein Motorrad fahren dürfen". Der frühere deutsche MotoGP-Pilot Alex Hofmann erklärt, die Szene sei "das Heftigste, das ich die letzten 15 Jahre gesehen habe".

"Ein furchtbares Bild von mir und unserem Sport"

Fenati hat sich inzwischen selbst geäußert. Ja, die Kritik sei gerechtfertigt, er verstehe auch den Ärger. Er wolle sich bei allen entschuldigen, die sich durch seine Aktion verletzt fühlen: "Es ist ein furchtbares Bild von mir und unserem Sport entstanden." Eine kleine Rechtfertigung versuchte er dennoch: Die Scharmützel mit Manzi hätten schon einige Runden angedauert, Manzi habe ihn ebenfalls berührt, woraufhin beide durchs Gras fahren mussten. Fenati bekennt, er sei leider "ein impulsiver Charakter". Es sei jedoch nicht seine Absicht gewesen, einen anderen Fahrer zu verletzen: "Ich wollte ihm lediglich klarmachen, dass sein Verhalten gefährlich war und dass ich mit ihm genauso umgehen kann, wie er mit mir."

Immerhin hat Fenati eingesehen, dass er keinen Platz mehr in der Moto2-Serie hat. Sein aktueller Arbeitgeber hat ihn rausgeworfen, auch das Team, für das er künftig fahren sollte, kündigte den Vertrag. Also zieht sich Fenati aus dem Rennsport zurück. Er habe Morddrohungen erhalten. "Ich werde jetzt für eine Weile im Eisenwarenladen meines Opas arbeiten, mit ihm und Mamma", erklärte er der Zeitung La Repubblica. Hauptsache weit weg von Stefano Manzi.

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