Motorrad-Grand-Prix auf dem Sachsenring:Ansturm auf den Doktor

Motorcycling Grand Prix in Assen

Eine Art Superman des Motorradsports: Valentino Rossi bei seinem Sieg in Assen.

(Foto: dpa)

Der Motorrad-Grand-Prix auf dem Sachsenring ist die größte Sportveranstaltung in Deutschland. Nach dem jüngsten Erfolg von Valentino Rossi ist die Begeisterung diesmal besonders groß. An dem Kurs liegt es allerdings nicht - denn der ist furchtbar eng und winklig.

Von Christopher Köster

Er musste unerträglich lange warten, fast drei Jahre hat es gedauert. Dann endlich durfte er wieder die oberste Stufe eines Treppchens bei der Motorrad-Weltmeisterschaft besteigen. Valentino Rossi, Rekordweltmeister der MotoGP, hat vor zwei Wochen in Assen ein Rennen gewonnen - zum ersten Mal seit Oktober 2010. Es war sein 80. Sieg in der MotoGP.

Gefreut hat sich jedoch nicht nur der Italiener mit seinem Yamaha-Team, sondern auch die Betreiber des Sachsenrings. Dort findet am Wochenende der achte Lauf der Motorrad-Weltmeisterschaft statt, das einzige Rennen in Deutschland. "Nach Rossis Erfolg haben wir an drei Tagen über 3000 Karten verkauft, das ist überdurchschnittlich gut", berichtet Judith Pieper-Köhler, Kommunikations- und Marketing-Verantwortliche des Sachsenrings, zufrieden.

Die Besucherzahlen im Landkreis Zwickau sind traditionell sehr hoch. Am Rennwochenende zählen die Streckenbetreiber meist über 200.000 Zuschauer. Selbst an den Trainingstagen sind die Tribünen gut gefüllt. Der Grand Prix am Sachsenring ist damit die größte Sportveranstaltung Deutschlands. Alleine zu den Rennen am Sonntag werden zwischen zwischen 80.000 und 95.000 Fans erwarten. Zum Vergleich: Beim Formel-1-Rennen am Nürburgring am vergangenen Sonntag kamen nur 52.000 Zuschauer.

Stefan Bradl, Weltmeister in der Moto2 im Jahr 2011 und nun im zweiten Jahr in der Moto GP unterwegs, freut sich deswegen immer besonders auf den Grand Prix von Deutschland: "Die Fans in dieser Gegend sind verrückt", sagte er dem Portal Motorsport-total.com. "Sie lieben dieses Rennen, sitzen sehr nah an der Strecke und bringen dich an dein absolutes Limit."

Auch wegen Sandro Cortese kommen die Zuschauer zum Sachsenring. In der kleinsten Klasse, bei den 125er-Maschinen, wurde der 23-Jährige aus dem Allgäu im vergangenen Jahr Weltmeister und gewann auch das Rennen in Sachsen. In dieser Saison hat er den nächsten Schritt gemacht und geht in der nächsthöheren Moto2 an den Start. Siegchancen besitzt er jedoch wegen der Umstellung im ersten Jahr kaum. Cortese sagt: "Es ist für alle deutschen Fahrer natürlich das Highlight des Jahres."

Trotz aller Popularität der beiden deutschen Aushängeschilder, die Anziehungskraft eines Valentino Rossi haben weder Bradl noch Cortese. Der Italiener ist neunfacher Motorrad-Weltmeister und ist über die Jahre mit seiner spektakulären Fahrweise und sympathischen Art zum Publikumsliebling geworden. Seine Fans nennen ihn "Doktor". Weil Italiener die besten in ihrem Fach gerne als "Dottore" bezeichnen und weil Rossi den Ehrendoktortitel für Kommunikation der Universität Urbino, seiner Heimatstadt, trägt. Rossis Sieg vor zwei Wochen in den Niederlanden kam also für die Streckenbetreiber in Sachsen zum perfekten Zeitpunkt.

Auf die vielen Zuschauer freuen sich die Piloten alle, auf den Kurs jedoch kaum jemand. Er ist einer der kleinsten im Rennkalender und besonders im ersten Streckenabschnitt sehr winklig. Nur drei Rechtskurven stehen acht Linkskurven gegenüber. Es wundert nicht, dass sich nur Daniel Pedrosa, Sieger der vergangenen drei MotoGP-Rennen am Sachsenring, lobend über die Streckenführung äußert. Stefan Bradl dagegen meint, dass der Kurs "zu eng" sei. "Wir können die Motorleistung nicht so richtig nutzen", sagte er der Nachrichtenagentur dpa. "Auch das Layout der Strecke find ich nicht großartig." Doch natürlich kommt er trotzdem gerne zum Sachsenring.

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