Motoren-Debatte:Antriebsarm

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Wer bekommt wie viele PS? Wie viel kostet ein Triebwerk?Und dürfen Teams auch mit alten fahren? In der Formel 1 tobt ein bedrohliches Gerangel um Motoren.

In der Formel 1 herrscht eine Unsicherheit, die für die ganze Rennserie zu einer Bedrohung werden könnte. Die entscheidende Frage lautet: Welcher Rennstall tritt im kommenden Jahr mit welchem Motor an? Dann werden weiter Sechszylinder-Turbo-Hybrid-Triebwerke zum Einsatz kommen. Aktuell gibt es für diese vier Hersteller: Mercedes, Ferrari, Renault und Honda. Sie rüsten zusammen die zehn Teams aus, die in dieser Saison antreten. Die noch selten konkurrenzfähigen Aggregate von Rückkehrer Honda sind exklusiv bei McLaren im Einsatz. Mercedes beliefert neben seinem Werksteam Force India, Lotus und Williams. Ferrari gibt seinen Antrieb an Sauber und Manor weiter; 2016 kommt das Team Haas aus den USA hinzu, das neu in die Formel 1 einsteigt. Wie es aber mit Renault und dessen bisherigen Partnern Red Bull und Toro Rosso weitergeht, ist ungewiss.

Carlos Ghosn, der Chef des Renault- Konzerns, verkündete in der vorigen Woche auf der Automesse IAA in Frankfurt, was länger schon vermutet worden war: Dass die Beziehung zu den Teams, die dem österreichischen Getränkehersteller Dietrich Mateschitz gehören, trotz gültiger Verträge endet. "Wenn es ein Problem mit dem Team gibt, wird als erstes auf dich gezeigt. Als wir Meisterschaften gewannen, wurde leider der Name Renault nie erwähnt", sagte Ghosn - und ergänzte mit Blick auf das Formel-1-Engagement generell: "Wir haben den Eindruck gewonnen, dass sich die Investition nur sehr schwach ausgezahlt hat." In neuer Form könnte die Investition trotzdem fortgeführt werden. Der Konzern hat offenbar Interesse, Lotus zu übernehmen und zum dritten Mal nach 1977 bis 1985 und 2002 bis 2009 ein Werksteam an den Start zu schicken.

Red Bull droht unterdessen mit dem Ausstieg. "So wollen wir und so werden wir nicht weitermachen", kündigte Helmut Marko, der Motorsportberater der Firma, in Singapur an. Nach vier Titeln in Serie mit Renault-Motoren im Heck und Sebastian Vettel am Steuer hat das Team seit der Einführung der neuen Motoren zu Beginn der Saison 2014 seine Seriensiegfähigkeit eingebüßt. Es bewarb sich um Mercedes-Aggregate; diese aber wird es nicht bekommen. Nun laufen Gespräche mit Ferrari. Was geschieht, falls die scheitern? "Wenn wir keinen Motor haben, können wir nicht fahren", sagt Teamchef Christian Horner. Der Rückzug von gleich zwei Teams würde das Feld empfindlich schrumpfen lassen.

VW wurde in Singapur vom BBC-Experten Eddie Jordan, dem einstigen Besitzer des Jordan-Teams, erneut Interesse an einem Formel-1-Einstieg nachgesagt. Vor 2018 aber dürfte weder von VW noch von den Konzern-Töchtern Audi oder Porsche ein Formel-1-Motor zu bekommen sein; dazu ist die aktuelle Hybrid-Technik zu komplex. Teuer ist sie obendrein. Einige Mittelfeld-Teams wünschen sich deshalb, mit älteren und günstigen Triebwerken antreten zu dürfen; so ließen sich pro Jahr vier Millionen Euro sparen. Der Automobil-Weltverband FIA will die Idee prüfen. Mercedes-Sportchef Toto Wolff lehnt sie schon jetzt mit einem einleuchtenden Argument ab: "Man will keine Zweiklassen-Gesellschaft."

© SZ vom 21.09.2015 / sz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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